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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel
Autoren: Javier Sierra
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Restauratorin in der Kathedrale«, reizte ihn Muñiz. » Also ist sie dem Domkapitel gegenüber loyal und nicht der Polizei, verstehst du denn nicht? Gott weiß, was sie während ihrer Entführung alles gesehen hat, aber ohne die Erlaubnis ihrer Chefs wird sie dir nichts davon erzählen. Das ist doch nicht ihre Schuld!«, meinte er lachend. » Aber so heruntergekommen wie du aussiehst, würde ich mich da auch nicht festlegen wollen.«
    » Was meinst du damit?«
    » Jetzt schau dich doch mal an, Mann. Seit einer Woche hast du dich nicht rasiert, du hast tiefschwarze Ringe um die Augen– dieser Fall bringt dich noch um.«
    » Ich habe keinen Fall mehr, Marcelo…«, sagte der Polizist verbittert.
    » Was soll das denn jetzt bedeuten? Diese Frau hat dir doch einiges zu berichten. Lass einfach ein paar Tage verstreichen und ruf sie dann noch einmal an…«
    » Das habe ich doch heute Morgen getan. Und zwar zum vierten Mal seit ihrer Rückkehr! Da hat sie mir gesagt, dass sie eine Verabredung mit dem Dekan hat…«– Figueiras warf einen Blick auf seine Armbanduhr–, » und zwar gerade jetzt.«
    » Dann musst du sie eben zwingen«, schlug Muñiz vor, während er sich noch ein kleines Stück Tintenfisch zum Mund führte. » Die Frau ist schließlich deine Zeugin im Mordfall der vier Männer in Noia. Amerikanische Soldaten. Marines. Oder etwa nicht? Stell einen Haftbefehl aus, und fertig!«
    » Mann, wenn es so einfach wäre. Inzwischen liegt der Fall bei der NATO . Die lassen uns bei den Ermittlungen völlig außen vor.«
    » Wirklich? Und du sitzt hier und drehst Däumchen?«
    » Man hat mich aufgefordert, meine Nase da herauszuhalten. Die Anweisung kommt aus dem Außenministerium. Ich kann einfach nichts machen, Marcelo.«
    » So eine Scheiße aber auch!«
    » Die USA übernehmen die Restaurierung der Kirche Santa María und werden dem Dorf eine großzügige Schenkung machen. Außerdem haben sie den Witwen der beiden in Santiago ermordeten Polizisten Geld angeboten. Dann sagen sie, dass sie uns nicht über den Fall informieren werden, bevor sie ihn gelöst haben. ›Geheimhaltung wegen laufender Ermittlungen‹. Solche Arschlöcher!«
    » Kommt dir das nicht merkwürdig vor?«
    » Das ist der Stand der Dinge, Marcelo: Ich habe keinen Fall mehr. Aber eins sage ich dir, das ist noch lange nicht das Merkwürdigste an der ganzen Sache.«
    » Ach nein?«
    Figueiras trank den Rest seines Biers auf einen Schluck, als könnte er damit das Unrecht hinunterspülen, das sich auf seinem Schreibtisch aufgehäuft hatte.
    » Nein.« Er unterdrückte ein Rülpsen. » Und weißt du was? Julia Álvarez war kaum in Spanien gelandet, da ist sie zuallererst zur Polizeistation am Flughafen gegangen und hat die Vermisstenanzeige wegen ihres Ehegatten zurückziehen lassen, die wir aufgegeben hatten.«
    Die Finger des Juweliers trommelten nervös auf dem Tisch.
    » Hat sie auch gesagt, warum?«
    » In dem Formular erklärt sie nur, dass sie ihn in der Türkei gefunden hat, und dass sie dort beschlossen haben, sich im gegenseitigen Einvernehmen zu trennen.«
    Muñiz rückte seine unumgängliche Fliege zurecht und zog ein verständnisloses Gesicht.
    » Glaubst du ihr?«
    » Was weiß denn ich!«, brummte Figueiras. » Ich verstehe die Frauen einfach nicht. Die sind noch merkwürdiger als deine Geschichten von Talismanen und Symbolen.«
    » Mann! Aber da wir schon mal beim Thema sind, weißt du eigentlich, was aus den Steinen geworden ist?«
    » Ich nehme an, dass er sie behalten hat. Denn das ist noch so ein Tabuthema. Niemand will darüber sprechen.«
    » Hat diese Frau sich mal dazu geäußert, warum man sie in die Türkei verschleppt hat?«
    » Das ist es ja, Marcelo! Jetzt behauptet sie sogar, dass sie gar nicht verschleppt wurde, sondern aus freien Stücken mitgeflogen ist! Diese Frau hat mich nur noch darum gebeten, auch noch die Anzeige wegen ihrer eigenen Entführung zurückzuziehen. Das Ministerium in Madrid hat das Gleiche gesagt. Und sogar die Botschaft der Vereinigten Staaten hat mit dem Hauptkommissar gesprochen, damit wir ihr unser Dossier über den Fall Faber überlassen!«
    » Aber hat Julia Álvarez dir wenigstens gesagt, was sie in der Türkei gemacht hat?«
    » Das schon«, schnaubte der Polizist entrüstet. » Stell dir vor, sie wollte dort Noahs Arche suchen. Verdammte Scheiße, Marcelo! Eine blödere Lüge kann einem doch keiner auftischen, oder? Erzähle mir mal bitte, wieso eine Expertin für den Pórtico de la Gloria,
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