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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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Formalitäten der Beerdigung, die Verhöre.“ Er seufzte, und sah mich an, wie man ein lästiges Kind ansieht. Mir war klar, dass er mich für die Mörderin hielt. Fieberhaft überlegte ich, wen ich zu meiner Verteidigung bestellen könnte. Diesen Kluge wollte ich nicht, auch wenn er, wie ich wusste, einen sensationellen Ruf als Strafverteidiger hatte. Aber dieser Kerl hatte mich schon immer aufgebracht.
     
    Wir setzten uns und Kluge schlug seine elegante Krokomappe auf.
    „Leider befinden Sie sich in einer sehr prekären Lage,“ dozierte er. „Sie sind sozusagen auf frischer Tat erwischt worden.“
    „Aaber.....“
    „Gut, gut, liebe Frau Krause. Wir alle wissen, dass Sie unschuldig sind. Nur, der Anschein spricht gegen Sie, und für den Mord kommen nicht viele Leute in Frage. Haben Sie im Verhör irgendwelche Aussagen gemacht?“
    „Nein, ich habe gesagt, dass ich zuerst mit meinem Anwalt sprechen möchte.“
    „Sehr gut. In der Tat sieht es so aus, dass, wenn man keinen anderen Täter findet, Sie verurteilt werden dürften.“
    „Was genau wollen Sie damit sagen?“
    „Tja,“ Kluge rieb sein Kinn. „Ich habe das schon kurz mit Jochen, ich meine, Herrn Fischer, besprochen. Am besten Sie zeigen sich reuig und gestehen. Man könnte versuchen, auf Totschlag zu plädieren. Das gäbe dann höchstens acht bis zahn Jahre, und Sie kämen bei guter Führung nach ca. fünf Jahren wieder frei.“
    „Haben Sie dafür eine Garantie vom Staatsanwalt? Haben Sie schon mit ihm gekungelt?“ „Nein, nein,“ er hob entsetzt die Hände, und ich wusste, dass er log. Das war doch alles eine Clique.
    „Ich musste ja zuerst mit Ihnen sprechen.“
    Hatte er mich verkauft?
    „Kann es sein, dass Sie zuviel DALLAS gesehen haben?“ fragte ich kühl und stand auf.
    “ Ich werde mir das alles durch den Kopf gehen lassen“.
    Wir verabschiedeten uns und ich wurde in meine Zelle zurückgebracht. Kluge war wahrscheinlich wie der Staatsanwalt Mitglied im Rotary-Club. Bei einem Mittagessen würde man über die kleine Krause, dieser  Geliebten von Jochen Fischer, sprechen. Kluge verschaffte der Staatsanwaltschaft einen schnellen Erfolg und hatte für sein Honorar nicht allzu viel zu tun. Warum hatte Jochen diesen Vorschlag so offensichtlich akzeptiert? Wollte er denn nicht, dass ich möglichst schnell wieder frei wäre? Ich war äußerst beunruhigt und misstrauisch. Dann fiel mir Mark ein. Er war Rechtsanwalt, schlug sich aber mehr schlecht als recht durch. Es ging das Gerücht, dass er mit seinen Methoden nicht sehr pingelig sei, wenn es um die Durchsetzung der Rechte seiner Mandanten ginge. Er war in mich verliebt und hatte mir einmal leicht alkoholisiert zugeflüstert, für mich würde er alles tun, selbst mich aus der Hölle holen. Jetzt war ich in der Hölle, und ich beschloss, ihn beim Wort zu nehmen.
     
    Als die Zellentür hinter mir zuschepperte, hatte ich wieder dieses hohle Dröhnen im Kopf. Ohne auf meine Zellengefährtin zu achten, setzte ich mich auf mein Bett und starrte auf das vergitterte Fenster.
    „Ach, übrigens, Frohes Neues Jahr noch,“ hörte ich sie plötzlich sagen.
    „Ja, ja“, antwortete ich, „Dir auch“.
    „War was mit Deinem Anwalt?“
    „Nö, hab ihn nur entlassen.“
    „Super, und jetzt?“
    „Ich habe einen guten Freund. Man hat mir erlaubt, ihn anzurufen, aber er hat sich nicht gemeldet. Der muss wahrscheinlich seinen Silvesterrausch ausschlafen und ist in den nächsten Tagen halbtot. Morgen früh werde ich in seinem Büro eine Nachricht hinterlassen. Er wird sich schon melden.“
    „Du meinst, Du willst Dein Schicksal einem alten Saufbold anvertrauen? Hast Du se noch alle?“
     
    Ja, hatte ich sie denn wirklich noch alle? Wie zum Trost dachte ich
    „Wenigstens hast Du jetzt Deine Zahnbürste, Deine Kosmetik, frische Unterwäsche und Deine eigene bequeme Garderobe.“
    Wie bescheiden man doch wird.
     
     

 
 
Kapitel II
     
     
    Ich sah Ännchen von Tharau an. Sie hatte mir über zwei Stunden lang ihr Leben erzählt und wie es zu dem Mord an ihrem Mann gekommen war. Der Richter müsste sie eigentlich freisprechen, denn sie war schon vor dem Mord bestraft worden.
     
    Mit zwanzig hatte sie einen fast gleichaltrigen Mann geheiratet, weil ein Kind unterwegs war. Sie hatten beide kaum Schulbildung und gerade mal seit zwei Jahren eine Lehre abgeschlossen. Er als Kfz-Mechaniker, sie als Verkäuferin. Ersparnisse gab es nicht, das Einkommen war gering. Der Hausstand wurde auf Pump
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