Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
Vom Netzwerk:
nackten Beinen härtete allmählich ein. Immer fester wurde sie, umhüllte ihre Füße und ihre Unterschenkel bis hin zu ihren Knien. Als würde ein formloses Wesen sie umklammern, gespenstisch und kalt.
    Sie konnte nicht einmal um Hilfe schreien.
    Niemand kam.
    Und viel später, obwohl sie nicht gläubig war, schickte sie in Gedanken ein Stoßgebet in die Finsternis hinaus: »Hilf mir, lieber Gott, ich bitte dich, lass mich entkommen, lass mich hier raus.«

ERSTER TEIL

EINS
    E r hatte nicht viel Zeit, aber er musste den richtigen Moment abpassen. Eine falsche Bewegung, ein verfrühtes Zucken mit der Waffe, ein unplatzierter Schuss, und die junge Frau vor ihm wäre tot.
    Nils Trojan kniff die Augen zusammen, registrierte seinen rasenden Puls, das Adrenalin in seinen Adern. Er fühlte eine leichte Schwäche in seinem rechten Arm, ein Zittern, das er sofort wieder unter Kontrolle brachte.
    Der Mund der Frau öffnete sich zu einem Schrei, aber er konnte sie nicht hören. Er versuchte sich auf ihren Angreifer zu konzentrieren, bemerkte den vorgeschobenen Kiefer, die zusammengepressten Lippen, der war zu allem bereit. Er hielt sie im Würgegriff, drückte den Lauf seiner Pistole an ihren Hinterkopf und stieß sie vor sich her.
    Da waren überall Menschen, unmöglich, jetzt abzudrücken. Auf der Straße war dichter Verkehr, ein Sonnenstrahl blitzte auf, traf Trojan mitten im Gesicht. Er blinzelte. Für einen Moment konnte er die beiden nicht mehr erkennen, sie waren in der Menge abgetaucht, endlich erblickte er einen Zipfel von seinem Mantel, und da war sein Haarschopf und wieder das angstverzerrte Gesicht der Frau.
    Sie kamen näher. Jetzt. Er zog die Waffe aus dem Holster und lud sie durch. Der Kopf der Frau war genau in der Schusslinie. Hinter ihnen hielt der Bus, nun ahnte Trojan, wo der Kerl mit ihr hinwollte. Zu viele Menschen um sie herum, er fuhr mit der Waffe am ausgestreckten Arm hin und her, nahm die Linke zu Hilfe, umklammerte den Griff mit beiden Händen und zielte.
    Für einen Augenblick waren sie von den anderen isoliert. Er hatte den Kerl deutlich vor sich, der Finger am Abzug war unter Spannung: Jetzt, jetzt! Doch schon tauchten wieder Passanten um sie herum auf, und er horchte in sich hinein. Sollte er das wirklich tun?
    Der Typ war am Bus, die Frau drehte den Kopf weg, wenn sie jetzt nur keinen Ärger machte und sich zur Wehr setzte. Sobald sie das Innere des Wagens erreicht hätten, wäre alles zu spät.
    Nicht länger nachdenken.
    Trojan drückte ab. Der Schussknall war merkwürdig dumpf, als sei sein Gehör geschädigt.
    Er glaubte, dass er ihn an der Schulter getroffen hatte, aber er war sich nicht sicher, also drückte er ein zweites Mal ab. Die Patronenhülse, eine 9mm Parabellum, sprang aus seiner Sig Sauer und fiel zu Boden.
    Er feuerte ein drittes Mal.
    Plötzlich gefror das Bild. Schweiß rann an seinem Rücken hinunter. Lange Zeit blieb es still. Dann meldete sich eine Stimme hinter ihm.
    »Guter Treffer, Nils.«
    Trojan versuchte seine Anspannung zu verbergen. »Die Frau hat wirklich nichts abbekommen?«
    »Nein. Schau doch genau hin.«
    Der Instrukteur trat vor und wies auf den Geiselnehmer. »Du triffst ihn an der Schulter und am Bein.«
    Trojan blickte auf die Löcher in der Leinwand.
    Es roch nach Blei in der Indoorschießbahn im Keller des Kommissariats.
    »Nur der dritte Schuss war völlig überflüssig.«
    Trojan hörte seinen Trainer durch die Kopfhörer hindurch, die lediglich die Frequenzen der Schüsse dämmten.
    Breier zeigte auf das Einschussloch in der Karosserie des Busses.
    Trojan ließ die Waffe sinken. Er mochte das Schießtraining nicht besonders, aber es half nichts, er musste es tun, zumal sein Arm ein paar Wochen lang eingegipst war, nachdem er ihn sich bei einem seiner letzten Einsätze gebrochen hatte.
    Dieser Einsatz wäre beinahe tödlich für ihn verlaufen. Und nicht nur für ihn.
    »Das ging erstaunlich gut, Nils, wirklich.«
    Trojan versuchte zu lächeln.
    Er zwang sich, an die Umstände seiner Verletzung nicht mehr zu denken. Er musste nach vorne schauen, nur nach vorn.
    »Machen wir Schluss für heute?«, fragte er.
    »Wenn du willst, kannst du noch ein paar Kugeln abfeuern, ich hab Zeit.«
    Trojan schüttelte den Kopf und nahm das Magazin aus seiner Waffe.
    »Beim nächsten Mal wieder.«
    Breier zuckte mit den Achseln. Er betätigte einen Knopf, und die Leinwand für den nächsten Trainingsfilm wurde von der Decke herabgelassen. Trojan nahm sich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher