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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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fort.
    Und endlich konnte auch Josie lachen.
    »Weißt du«, sagte Frida, »der Film hat mir ehrlich gesagt überhaupt nicht gefallen, aber deine Puppen sind einfach phantastisch!«
    Josie nickte, lächelte.
    Schließlich bat sie Milan, er solle sie nach Hause bringen.
    Sie stolperte auf den steilen Stufen, die vom Kino hinunter zum Kottbusser Damm führten, er musste sie stützen. Die Abendluft war noch immer warm, würzig und verheißungsvoll, sie aber war am Ende ihrer Kräfte.
    Sie gingen schweigend am Zickenplatz vorbei. Irgendwo bellte ein Hund, der Wind rauschte in den Kastanienbäumen. Josie atmete tief ein. Die Welt um sie herum schwankte leicht, doch es war ihr gleichgültig. Sie wollte sich freuen, schließlich hatte sie einen Preis bekommen.
    »Wer war diese Frau, die dich umarmt hat?«, fragte Milan.
    »Welche meinst du?«
    »Nicht Karen, die andere.«
    »Meine Ärztin?«
    »Die auch nicht, die andere.«
    Josie registrierte seinen genervten Unterton. Sicher, der Abend war für ihn nicht optimal verlaufen, aber sie war zu schwach, um ihn jetzt zu trösten. Sie wollte schlafen, einfach nur schlafen, am besten zwölf Stunden lang. Sie hoffte, dass sie nachts nicht wieder hochschrecken würde. Nicht mehr diese Alpträume, dachte sie, bitte nicht.
    »Ach, die. Sie hat mir gesagt, dass ihr meine Puppen gefallen.«
    »Also ein Fan von dir.«
    »Blödsinn.« Dabei hatte die Frau es selbst gesagt: ein Fan. So wie Milan das Wort betonte, machte es ihr beinahe Angst.
    »Und? Hat ihr mein Film gefallen?«
    Sie seufzte.
    »Sag schon, wie hat er ihr gefallen?«
    »Sie fand ihn – ja, sie fand ihn ganz gut.«
    »Du lügst.«
    Sie blieb stehen.
    »Okay, Milan, sie fand ihn nicht so Klasse, aber das ist doch Geschmackssache.«
    Sie bemerkte das Zucken um seine Mundwinkel.
    »Dein Film ist –. Er hat so viel Eigenes. So viel von dir. Er wird sich durchsetzen, ganz bestimmt.«
    Er schwieg. Sie gingen weiter. Und dann waren sie auch schon vor ihrer Haustür in der Bürknerstraße.
    Sie sah ihm an, dass er mit hinaufwollte. Sie erkannte die grimmige Falte zwischen seinen Augenbrauen, hätte ihn gern besänftigt, aber sie war zu müde, und sie wollte diese Diskussion nicht mehr mit ihm führen, also sagte sie: »Gute Nacht.«
    »He«, sagte er, »gibt es nicht mal einen Kuss zum Abschied?«
    Sie spürte, wie sich etwas in ihr zusammenkrampfte. Sie gab sich einen Ruck, stellte sich auf die Zehenspitzen, er war ja so viel größer als sie, und küsste ihn, wünschte ihm noch einmal eine gute Nacht, schloss die Tür auf und ging ins Treppenhaus.
    In ihrer Wohnung stellte sie die Blumen in eine Vase und legte die Urkunde auf den Küchentisch. Sie putzte sich die Zähne, schüttelte ihr Bett auf, zog sich aus und streifte ihr Nachthemd über. Wie die Puppe Josie, dachte sie.
    Da läutete das Telefon. Sie hielt inne. Sie überlegte, ob sie so spät noch abheben sollte. Vielleicht war es Milan, sicherlich war er beleidigt und fing wieder eine Diskussion mit ihr an. Sie wollte doch einfach nur ihre Ruhe haben und sich vorm Einschlafen ein ganz klein wenig freuen über ihren Erfolg.
    Das letzte Jahr war für sie das schwierigste ihres Lebens gewesen, und nun hatte sie plötzlich einen Preis gewonnen, und sie hatte sogar ein wenig gelacht, und sie war beschwipst, und der Alkohol hüllte sie in einen warmen, schützenden Mantel.
    Wieder und wieder klingelte es.
    Schließlich hob sie ab.
    »Hallo?«
    Am anderen Ende der Leitung hörte sie jemanden atmen.
    »Hallo«, sagte sie noch einmal.
    Nur das Atmen.
    Sie wollte bereits auflegen, als sich plötzlich eine tiefe Stimme meldete. Er sagte nur drei Sätze zu ihr. Dann klickte es in der Leitung.
    Es traf sie bis ins Mark. Die gleichen Worte. Nur diese Worte. Und seine Stimme.
    Die Stimme eines Toten.
     
    »Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Jana Michels. Leider kann ich Ihren Anruf zur Zeit nicht persönlich entgegennehmen. Bitte hinterlassen Sie mir eine Nachricht nach dem Signalton.«
    Sollte er auf ihr Band sprechen? Er konnte sich nicht entscheiden. Es war spät, die Hitze und das Bier machten ihn träge.
    Er räusperte sich.
    »Nils Trojan hier.«
    In diesem Moment wurde abgehoben.
    »Hallo.«
    Sie klang müde, geschwächt, als habe er sie aus düsteren Gedanken herausgerissen.
    »Störe ich gerade? Hab ich dich geweckt?«
    »Nein, ist schon okay.«
    Trojan stellte sich vor, dass sie wie er selbst auf dem Bett lag, alle Fenster in der Wohnung geöffnet. Von draußen
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