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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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hinunter in den Keller. Er öffnete den Verschlag und seufzte, als er all das Gerümpel sah. Es brauchte einige Zeit, bis er sich nach hinten vorgearbeitet hatte, wo er auf alte, von der Feuchtigkeit aufgeweichte Umzugskartons stieß. Vor unzähligen Jahren hatte er sie ordentlich mit Filzstift beschriftet. Auf einem las er: »Krimskrams, Fotos etc.« Der musste es sein. Er wuchtete ihn in den Kellergang, wo etwas mehr Licht war.
    Er durfte sich nicht mit jedem einzelnen Erinnerungsstück aufhalten, musste systematisch vorgehen. Schließlich fand er am Boden des Kartons, wonach er gesucht hatte. Es war eine Klarsichthülle, darin befand sich eine Broschüre mit Bibelsprüchen, seine Mutter hatte sie ihm kurz vor ihrem Tod gegeben.
    »Für die Hoffnung«, hatte sie zu ihm gesagt, obwohl sie wusste, dass er nicht an ihren Gott glaubte. Er hatte es auch mehr als Geste verstanden.
    Hoffnung, dachte er und zog die Broschüre heraus. Darunter lag das Polaroid.
    Es versetzte ihm einen Stich.
    Für kurze Zeit kehrte die Panik zurück, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Er stopfte die Broschüre mitsamt der Klarsichthülle zurück in den Karton, schob ihn in den Kellerverschlag und schloss ab. Das Bild steckte er in die Hosentasche.
    Im Treppenhaus kam ihm seine Nachbarin entgegen, sie war auf dem Weg nach unten.
    Doro lächelte, als sie ihn sah.
    »Schau an, der Bulle.«
    Trojan nickte ihr zu, blieb stehen und suchte nach Worten. Doro und ihn verband eine nicht ganz geklärte Gelegenheitsaffäre. Er hatte sich lange nicht mehr bei ihr blicken lassen. Nicht, dass er nicht gelegentlich Lust verspürt hätte, an ihre Tür zu klopfen, aber da gab es noch jemanden in seinem Leben, noch so eine ungeklärte Geschichte, auch wenn sie zurzeit nur aus Tagträumen bestand.
    »Du siehst blass aus, Nils. Ist alles in Ordnung?«
    »Ein bisschen viel Arbeit, Doro.«
    »Ach, komm schon, immer nur die Arbeit. Es ist Sommer!«
    »Ja, du hast recht. Man sollte ihn genießen.«
    »Was macht dein Arm?«
    Er betrachtete ihn kurz, als sei er ein Fremdkörper, für einen Moment blitzten die Szenen im Schießkorridor vor ihm auf, und dann, greller, die Bilder jenes Kampfes, der ihn um ein Haar sein Leben gekostet hätte. Er verjagte den Gedanken daran.
    »Alles verheilt.«
    »Kannst du ihn mal wieder um die Schulter einer Frau legen?«
    Trojan lächelte. »Vielleicht.«
    »Hmm«, machte Doro, »wer dürfte das wohl sein?«
    Er grinste. Doro war so herrlich direkt. Sie war neunundzwanzig und studierte immer noch. Seine Tochter Emily sah in ihr so etwas wie eine große Schwester.
    »Bin in einer halben Stunde zurück, wollte das hier« – sie deutete auf die Bücher in ihrer Hand – »bei einer Freundin vorbeibringen, also wenn du willst –. Ein Abendessen bei mir?«
    Trojan war hin und her gerissen.
    »Okay«, sagte er, »ich schau mal.«
    Doro zog eine Grimasse.
    »Irgendwas beschäftigt dich doch, Bulle.«
    Erinnerungen, dachte er.
    Sie ging die Treppe hinunter. »Kannst mir ja davon erzählen, ich hör dir zu«, rief sie von unten.
    »Danke, Doro, ich –.«
    Und schon war sie weg.
    In seiner Wohnung warf er sich auf das Bett seiner Tochter. Das war ihm beinahe zur Gewohnheit geworden, wenn er allein nach Hause kam. Emily wohnte mittlerweile wieder bei ihrer Mutter, er vermisste sie. Noch war sie mit ihr in den Ferien auf den Kanaren, es hatte ihm einen Stich versetzt, als er gehört hatte, dass der neuer Freund ihrer Mutter sie begleiten würde.
    In ein paar Tagen wären sie zurück, und dann konnte Trojan endlich mit seiner Tochter verreisen. Er freute sich auf die Zeit mit ihr an der Ostsee. Ihm blieb gerade mal eine Woche Resturlaub, mehr war nicht drin.
    Ob sich Emily mit Friederikes neuem Freund gut verstehen würde? Er mochte die Vorstellung nicht, dass die drei jetzt in einem Ferienhaus auf La Palma zusammenhockten, und manchmal ertappte er sich dabei, wie er die Faust ballte, wenn er an den Kerl dachte.
    Er schaute zu dem Tokio-Hotel-Poster über dem Bett, ein Relikt aus Emilys frühester Teeniezeit, sie mochte die Band mit ihren fünfzehn Jahren längst nicht mehr. »Kinderkram«, sagte sie lachend, wenn sie bei ihm übernachtete, aber er brachte es einfach nicht übers Herz, das Poster abzunehmen.
    Schließlich stand er auf, ging in die Küche und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er öffnete es an der Tischkante und trank einige Schlucke, dann zog er das Polaroid aus der Hosentasche hervor.
    Es war ein
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