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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria
Autoren: Deborah Hale
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würde den Weg auch blind finden.” Rath griff nach ihrer Hand. “Aber falls die Han uns auf der Spur sind, ist es wirklich besser, wir reiten los.”
    Als sie einige
Twarith
im nördlichen Westborne um Hilfe gebeten hatten, hatte sich die Kunde von dem erfolgreichen Aufstand in der Bestienberg-Mine bereits verbreitet. Ein oder zwei Mal auf ihrem Weg durch das Diesseitsland hatten sie Reiter in der Entfernung gesehen, die mit großer Eile nach Süden ritten und allem Anschein nach keine Zeit hatten, den beiden unauffälligen Reisenden besondere Beachtung zu schenken.
    Maura machte keine Anstalt, wieder aufs Pferd zu steigen, noch ließ sie Raths Hand los. Es gab etwas, das sie wissen musste, und jetzt war vielleicht die letzte Gelegenheit, danach zu fragen.
    “Was wirst du tun … danach? Wohin wirst du gehen?”
    Er hob ihre Hand und legte sie sich aufs Herz. “Ich werde gehen – wohin du willst. Ich will in deinem Dienst alles tun, was du wünschst. Der König mag dein Gatte werden, und ich schwöre, dass ich niemals etwas tun werde, was diese Verbindung trüben könnte. Ich bitte nur um die Erlaubnis, dein Gefolgsmann zu sein.”
    Maura kamen bei seinen Worten die Tränen, auch wenn sie sich alle Mühe gab, nicht zu weinen.
    “Wird das nicht unerträglich für dich sein? Für uns beide? Dem anderen immer nahe zu sein, doch nie nahe genug?”
    Rath schüttelte den Kopf. “Wir sind uns so nahe gewesen, wie ein Mann und eine Frau sich nahe sein können. Und ich vertraue darauf, dass wir es eines Tages auf irgendeine Art wieder sein werden. Und bis dahin lass mich dir dienen und dich beschützen. Lass uns zusammen mit dem König daran arbeiten, unser Land zu befreien.”
    Er stellte es einfacher dar, als es sein würde. Wahrscheinlich wusste er das auch. Für welchen von ihnen beiden würde es wohl schlimmer sein?
    Für sie? Einen anderen Mann zu heiraten, den Thron mit ihm zu teilen, seine Erben auf die Welt zu bringen? Für immer hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, eine gute Gattin zu sein und der Sehnsucht nach Rath?
    Oder für Rath, der das alles mit ansehen müsste?
    Trotzdem hatte er in einer Sache recht. Sie durften nicht daran denken, was hätte sein können, sondern daran, was sein
konnte.
Diese Aufgabe, die sie zusammengebracht hatte, war erst der Anfang. Sie waren es sich selber, dem anderen und vielen Menschen schuldig, sie zu einem guten Ende zu bringen.
    “Du hast bewiesen, dass du ein guter Gefolgsmann bist, Rath Talward.” Zärtlich legte sie die Hand an seine Wange. “Selbst eine Königin könnte nicht mehr verlangen.”
    “Dann bist du also einverstanden?”
    “Von ganzem Herzen.”
    Wie von einer unsichtbaren Kraft gezogen, halb gegen ihren Willen, beugte er sich über sie und sie hob ihm das Gesicht entgegen, und sie besiegelten ihr Versprechen mit einem zarten, wehmütigen Kuss. Keiner von ihnen wagte mehr als diesen flüchtigen Kuss, aus Angst, dann nicht mehr voneinander lassen zu können.
    Sie bestiegen ihre Pferde und ritten auf den Zeitlosen Wald zu, während der Vollmond der Sommersonnwende immer heller am dunkler werdenden Himmel erstrahlte.
    “Was werden wir mit den Pferden tun?”, fragte Maura, als sie den Waldrand erreicht hatten.
    Rath hob sie aus dem Sattel und reichte ihr die Zügel ihres Pferdes. “Bring sie in diese Richtung. Falls der Zeitlose Wald sich nicht sehr verändert hat, gibt es dort eine kleine Lichtung, wo wir sie lassen können, bis wir zurückkehren.”
    Natürlich – ihre Rückkehr, dachte Maura, als sie Rath durch eine schmale Lücke zwischen den Bäumen folgte. Auch wenn sie es besser wusste, war ihr, als wären sie am Ende von etwas angelangt. Es fiel ihr schwer sich vorzustellen, was geschehen würde, wenn sie den Wartenden König geweckt hatte.
    Ohne Zweifel, Rath hatte recht. Sie würden die Pferde später noch brauchen.
    “Kein bisschen verändert –”, meinte Rath, als sie die Lichtung betraten. Er schien erfreut und auch ein wenig überrascht. “Gutes Weidegras. Etwas weiter hinten gibt es einen kleinen Bach. Und die Lichtung ist außer Sichtweite von jedem, der zufällig vorbeikommt. Man könnte meinen, sie wurde nur für uns und den heutigen Tag geschaffen.”
    “Vielleicht ist es ja so”, flüsterte Maura leise und fühlte, wie ihr ein Schauder über den Rücken lief.
    Eine gespannte Stille ging von diesem Wald aus. So, als würde jeder Baum Wache stehen. Kein Wunder, dass die Menschen in der Nachbarschaft Angst vor diesem Ort
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