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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria
Autoren: Deborah Hale
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hatten und ihren Kindern einschärften, ihn zu meiden.
    Während Rath die Pferde freiließ, damit sie grasen konnten, pflückte Maura einige Blätter und Blüten, die ihre Aufmerksamkeit erregt hatten.
    “Alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab”, meinte sie, als sie Raths verwunderten Blick sah. “Das hier wäre ein wunderbarer Platz, um Kräuter zu sammeln. Ich frage mich, ob irgendjemand weiß, wie einige dieser Pflanzen heißen und wozu sie gut sind?”
    Rath zuckte mit den Schultern. “Vielleicht einige der Alten aus den umliegenden Dörfern. Gannys Freunde, wenn es sie noch gibt.”
    Maura blickte sich um. “Und in welche Richtung müssen wir gehen?”
    “Wir folgen eine Zeit lang dem Bach.” Rath deutete in die Richtung, während er Exildas Elfenbeinkarte aus seinem Beutel hervorholte. “Bis wir zu einem großen Felsen kommen. Dort müssten wir dann auf einen Pfad stoßen.”
    “Geh voran.” Maura fühlte, wie die Ungeduld in ihr wuchs. Jetzt, nachdem Rath und sie ihre Wahl getroffen und ihr Versprechen besiegelt hatten, zögerte sie nicht mehr.
    Sie waren durch fast jede Provinz Umbriens gezogen, um die Karte zu finden und ihr dann bis zur Geheimen Lichtung gefolgt. Wenn sie an all die Gefahren dachte, die sie auf diesem Weg bestanden hatten, ließ sie der Gedanke an die schwierige Aufgabe, ihr Königreich von den Han zurückzufordern, nicht mehr ganz so mutlos werden.
    Wie er wohl sein würde – der König, der so lang in tiefem Schlummer gelegen hatte, ihr zukünftiger Gatte und Herr? Sie hoffte und glaubte, dass der Wartende König jemand war, den sie ehren und bewundern konnte, auch wenn ihr Herz für immer Rath gehörte.
    Wie Rath gesagt hatte, führte der Bach sie schließlich zu einem mächtigen, bemoosten Felsbrocken, hinter dem sie einen Pfad fanden.
    Auf ihm gingen Rath und Maura weiter bis zu einer riesigen Lebenskiefer.
    “Du meine Güte!” Maura starrte sie erstaunt an. “Daraus allein könnte man ja Langbards Cottage bauen. In welche Richtung jetzt?”
    Rath zog eine kleine Fackel aus dem Gürtel und zündete sie mit seinem Feuerstein an. Dann deutete er auf einen anderen Baum, der in einiger Entfernung stand. “Der Karte nach gibt es sechs von denen. Von einem Baum aus kann man immer den nächsten sehen.”
    Als sie am Fuße des fünften Baumes standen, blickte Maura zum Sternenhimmel empor und meinte: “Nach allem, was bisher geschehen ist, kommt mir das hier zu einfach vor.”
    “Das habe ich gerade auch gedacht”, murmelte Rath. “Vielleicht meint der Allgeber ja, dass wir uns etwas Ruhe verdient haben.”
    Sie gingen weiter bis zum letzten Baum.
    “Jetzt müssen wir einen Wasserfall finden”, sagte Rath.
    “Still”, flüsterte Maura. “Aus dieser Richtung höre ich bereits einen.”
    Sie folgten dem Rauschen, bis sie an einen hohen Felsen kamen, von dem in einer schmalen Kaskade das im Mondlicht glitzernde Wasser herunterstürzte. An einer Seite des Felsens entdeckte Rath Stufen, die jemand dort hineingeschlagen hatte, und er und Maura stiegen hinauf.
    “Die Geheime Lichtung ist jetzt sehr nahe. Siehst du irgendetwas, das uns den Weg weist?”
    Maura sah
etwas
, doch sie war vor Schreck stumm. Endlich brachte sie es fertig, Rath am Ärmel zu zupfen.
    “Was ist …? Oh, verdammt!”
    Vor ihnen, nur einen Schritt entfernt, stand der größte Lohwolf, den Maura je gesehen hatte.
    “Halte das.” Rath drückte ihr die Fackel in die Hand und zog vorsichtig das Schwert.
    Die schwere Waffe wirkte wie ein Spielzeug im Vergleich zu dem mächtigen Tier.
    “Geh langsam rückwärts und halte die Fackel vor dich hin. Wenn er mich angreift, lauf weg.”
    Doch das Tier schien keinen von ihnen angreifen zu wollen. Es stand nur da und blickte sie an. Dann wandte es sich um und ging. Nach ein paar Schritten blieb der Wolf jedoch stehen und sah zurück.
    “Rath, ich glaube, er will, dass wir ihm folgen.”
    “Er lädt uns wohl in seine Höhle ein, um uns zum Abendessen zu verspeisen.”
    “Er sieht nicht sehr hungrig aus.” Maura wagte einige Schritte auf den Wolf zu.
    Wieder ging das Tier voran. Dann drehte es sich um, um zu sehen, ob sie ihm folgten.
    Rath eilte hinter Maura her. “Nur damit du's weißt, das Ganze gefällt mir nicht. Wenn nicht bald …”
    In diesem Augenblick traten sie beide durch eine Lücke zwischen zwei Birken und vor ihnen lag ein vom Mondlicht verzauberter Ort.
    Er war nicht groß. Um ihn herum standen in regelmäßigen Abständen schlanke Birken,
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