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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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zu, jungen Sklaven, die neben dem Säuleneingang des Palasts in einer Nische kauerten. »Du da! Geh zum Armeeamt. Suche Demetrius und richte ihm aus, dass diese Offiziere hier behaupten, einen Termin beim Prokurator zu haben.«
    »Danke«, murmelte Cato, zog Macro vom Schreibtisch des Wächters weg und lenkte ihn zu den Bänken, die sich zu beiden Seiten des Eingangs an der Wand entlangzogen.
    Als sie sich setzten, knurrte Macro: »So ein schleimiges kleines Arschloch. Ihr Götter! Was hätte ich den gerne mal für ein paar Stunden auf dem Exerzierplatz, um ihn ordentlich zu drillen. Dann würden wir bald sehen, wie zäh er ist. Verdammte Prätorianer! Die denken, die Welt ist ihnen ihren Lebensunterhalt schuldig. Und die Palastwächter sind die faulsten Hunde von allen.«
    Sie warteten schweigend darauf, dass der Bote zurückkehrte, und Cato blickte zu dem riesigen Palast auf, der sich über ihnen erhob. An den Hang des Palatins gebaut, ragten seine Stockwerke hoch über dem Forum auf. Cato war in diesen Mauern aufgewachsen. Sie waren praktisch die Welt für ihn gewesen – bis sein Vater vor über zwei Jahren gestorben war und man Cato zur Legion geschickt hatte. Jetzt kamen ihm die einst so vertrauten Mauern und Säulen fremd vor und wirkten irgendwie kleiner. Natürlich hatte er den Palast fast noch als Knabe verlassen, war seitdem durchs Imperium und übers Meer gereist und hatte die Schrecken der Schlacht erlebt. Das hatte ihn zwangsläufig verändert, sodass er die Welt inzwischen anders sah. Aber dass er sich nun vor den hoch aufragenden Mauern, die so viele Erinnerungen für ihn bargen, wie ein Fremder vorkam, machte Cato das Herz schwer. Plötzlich fühlte er sich viel älter als seine Jahre; schaudernd zog er den Militärumhang enger um die Schultern.
    Als der Botenjunge zurückkehrte, erstattete er dem Prätorianer leise Bericht. Dann drehte dieser sich um und winkte die beiden Centurionen heran.
    Er nickte Cato zu. »Anscheinend hattest du recht, Herr. Demetrius empfängt euch jetzt.«
    »Ach ja, tatsächlich?«, meinte Macro von oben herab. »Das ist aber verdammt nett von ihm.«
    Der Prätorianer lächelte schief. »Ihr macht euch keine Vorstellung. Jedenfalls, folgt diesem Jungen.«
    SiemarschiertendurchdenEingangsportikus,durchquerteneinenkleinenHofundtratenindeneigentlichenPalast.DrinnenhalltenihreSchritte,dadieSohlenihrerdickenLederstiefelmitEisennägelnbeschlagenwaren,lautvondenhohenWändendesKorridorswider.SiekamenanbreitenDurchgängenvorbei,hinterdenensiedieSchreiberundSekretärebeiderArbeitandenendlosenAufstellungensahen,diedieRäderdesImperiumsamLaufenhielten.DieWändederSchreibstubenwarenmitRegalenvollerSchriftrollenundWachstafelnvollgestellt,undjedesFachwarsäuberlichmiteinerZahlgekennzeichnet.DurchvergitterteFensterhochobenindenWändenfielLichtindieRäume,undMacrofragtesich,wieeswohlwar,jahrelangineinersobeengtenUmgebungzuarbeiten,ohnedieAußenweltzuGesichtzubekommen.
    Sie kamen zu einer schmalen Treppe am Ende des Gangs, stiegen vier Stufen hinauf und betraten einen weiteren Korridor. Hier waren die zu den Seiten abgehenden Räume hell und geräumig, und die meisten hatten Fenster, die bestimmt eine gute Aussicht auf die Stadt boten. Der kleine Sklave blieb vor einem breiten Durchgang stehen und klopfte an den Holzrahmen.
    »Herein!«, rief eine schrille Stimme.
    Bevor sie durch die Tür gingen, flüsterte Cato seinem Freund rasch zu: »Überlass das Reden mir. Ich kenne mich mit diesen Palasttypen aus.«
    Der Junge führte die beiden Centurionen hinein, und sie fanden sich in einem Vorzimmer wieder. Zwei Bänke an der Wand standen gegenüber drei Fenstern, die massenhaft Licht und Luft einließen. Zu viel des Guten, dachte Cato, der fröstelte. Auf der anderen Seite des Raums befand sich eine geschlossene Tür. Neben ihr stand ein großer Schreibtisch aus dunklem Holz, und dahinter saß der Sekretär, dem Cato am Vortag kurz begegnet war. Demetrius war ein schmächtiger Mann in einer schlichten, aber frisch gewaschenen Tunika. Er hatte ein klassisches griechisches Profil, und sein schütteres Haar war sorgfältig in dunkle, geölte Wellen gelegt. Seine ganze Körperhaltung verriet, über wie viel Macht und Einfluss er seiner Meinung nach verfügte. Neben ihm stand ein glühendes Kohlenbecken. Drei weitere Offiziere saßen auf der Bank, die der warmen Glut am nächsten war.
    Demetrius blickte von einer Schriftrolle auf und winkte sie heran. »Centurio Macro und Centurio Cato? Ihr habt
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