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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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Lagerhäusern; ein riesiger, mürrischer Kerl, der, wenn er betrunken war, herumbrüllte und Frau und Kinder schlug, was im Zimmer darüber deutlich zu hören war. Als sie Catos genagelte Stiefel auf den Steinplatten hörte, blickte sie sich nach ihm um. Ihre Nase war vor einiger Zeit gebrochen worden, und heute waren ihre Wangen und Augen von Schlägen geschwollen. Trotzdem huschte ein Lächeln über ihre Züge, und Cato zwang sich aus Mitleid zurückzulächeln. Sie mochte jedes Alter zwischen zwanzig und vierzig haben, aber die anstrengende Arbeit des Kindergroßziehens und die Anspannung, immer auf Zehenspitzen um ihren brutalen Mann herumzugehen, hatten sie sehr mitgenommen. Sie war nur noch ein Bündel Verzweiflung, wie sie da barfuß in einer zerlumpten Tunika vor ihm stand, den Bronzekessel in der einen Hand, während sie mit der anderen einen schlafenden Säugling an die Hüfte drückte.
    Cato, der keinen weiteren Blickkontakt wünschte, setzte sich ans andere Ende der Bank, um darauf zu warten, bis er am Herd an die Reihe kam. Unter den Steinbögen auf der anderen Seite des Hofs waren bereits die Sklaven einer Bäckerei an der Arbeit und feuerten die Öfen für die ersten Brotlaibe des Tages an.
    »Hallo, Centurio.«
    Cato blickte auf und sah, dass die Frau des Bäckers aus ihrer Tür getreten war und ihn anlächelte. Sie war jünger als Cato und bereits seit drei Jahren mit dem schon recht betagten Besitzer des Geschäfts verheiratet. Für das hübsche, aber derbe Mädchen aus der Subura war das eine gute Partie gewesen, und sie hatte Pläne für das Geschäft, wenn ihr Mann erst einmal verstorben war. Natürlich würde sie zur gegebenen Zeit vielleicht einen Partner brauchen, um bei ihrem ehrgeizigen Vorhaben mitzuziehen. Das hatte sie Cato ungehemmt mitgeteilt, kaum dass er in das Mietshaus gezogen war, und was dabei mitschwang – nun, das war wohl sonnenklar.
    »Guten Morgen, Velina.« Cato nickte. »Schön, dich zu sehen.«
    Vom anderen Ende der Bank war deutlich ein Schnaufen der Verachtung zu hören.
    »Achte nicht auf sie.« Velina lächelte. »Frau Gabinius hält sich für etwas Besseres. Wie läuft es mit diesem Bengel Gaius? Steckt er seine Nase immer noch überall rein, wo er nicht erwünscht ist?«
    Die Magere wandte sich von der Frau des Bäckers ab und drückte ihr Kind fester an die Brust, ohne etwas zu erwidern. Velina stemmte die Hände in die Hüften und warf in höhnischem Triumph den Kopf hoch, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Cato zuwandte.
    »Wie geht es meinem Centurio denn heute? Irgendetwas Neues?«
    Cato schüttelte den Kopf. »Bisher sind wir noch nirgendwohin abkommandiert worden. Aber heute Vormittag suchen wir jemanden im Palast auf. Vielleicht habe ich ja später gute Nachrichten.«
    »Oh … « Velina runzelte die Stirn. »Dann sollte ich dir wohl viel Glück wünschen.«
    »Das wäre nett.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich begreife allerdings nicht recht, warum du so dahinter her bist. Wie lange bist du jetzt schon hier? Fünf Monate?«
    »Drei.«
    »Was,wennsienichtsfürdichhaben?Dusolltesteinmaldarübernachdenken,etwasanderesmitdeinemLebenanzufangen.EtwasLohnenderes.«SiewölbteeineAugenbraueundzogkurzeineSchnute.»EinjungerMannwiedu könnte es in der richtigen Gesellschaft weit bringen.«
    »Vielleicht.« Cato spürte, wie er rot wurde, und blickte sich nach dem Herd um. Die unverhohlene Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, war ihm peinlich, und er wollte unbedingt den Hof verlassen, bevor sie ihre Pläne für ihn noch weiter entwickelte.
    Der alte Mann, der seinen Brei gerührt hatte, hob den dampfenden Topf von der eisernen Herdstelle und ging vorsichtig zur Treppe. Die Frau von Gabinius griff nach ihren Töpfen.
    »Entschuldige bitte.« Cato stand auf. »Würde es dir etwas ausmachen, mich vorzulassen?«
    Sie blickte auf, und ihre eingesunkenen Augen fixierten ihn kurz mit einem kalten Blick.
    »Wir haben es heute Morgen eilig«, erklärte Cato rasch. »Wir müssen uns so schnell wie möglich fertig machen und aufbrechen.« Er machte ein bittendes Gesicht und neigte den Kopf leicht in Richtung der Frau des Bäckers. Die Magere verzog die Lippen zu einem Lächeln, blickte zu Velina und registrierte mit kaum verhohlener Freude deren Enttäuschung.
    »Natürlich, Herr. Wenn du es so eilig hast, hier wegzukommen.«
    »Danke.« Cato nickte verbindlich und stellte die beiden Essgeschirre auf die heiße Platte. Er gab etwas Wasser aus dem Wassertrog dazu,
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