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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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der italienischen Küste wegsegelten. Weit am östlichen Horizont lag die Küste Illyricums mit ihrem Labyrinth abgelegener Meeresarme und einsamer Inseln. Langsam verklang das Prasseln des Feuers hinter ihnen in der Ferne.
    Bald war das einzige Geräusch, das die heitere Stille der durchs Meer schneidenden Schiffe durchbrach, das wahnsinnige Gebrüll eines Mannes, der einer Folter unterworfen wurde, wie er sie sich in seinen schrecklichsten Albträumen nie ausgemalt hatte.

KAPITEL 2
    R om … Scheiße … « Centurio Macro stöhnte, währender sich auf seinem Strohsack aufrichtete. Der schreckliche Schmerz in seinem Schädel ließ ihn zusammenzucken. »Ich bin immer noch in Rom.«
    Durch den zerbrochenen Fensterladen fiel ein matter Lichtstrahl in das schmuddelige Zimmer und legte sich auf sein Gesicht. Er schloss die Augen, presste die Lider zusammen und holte langsam tief Luft. Am Vorabend hatte er bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen, und wie üblich schwor er sich nun im Stillen, nie wieder billigen Wein anzurühren. Die vergangenen drei Monate waren voll von solchen Schwüren gewesen. Tatsächlich hatten sie sich in den letzten Tagen beunruhigend gehäuft, da Macro zu zweifeln begonnen hatte, ob er und sein Freund Cato jemals wieder irgendwohin abkommandiert werden würden. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit sie gezwungen gewesen waren, die Zweite Legion in Britannien zu verlassen und nach Rom zurückzukehren. Macro sehnte sich inbrünstig nach einem militärischen Leben zurück. In einer der Legionen, die entlang der langen Grenzen des Reichs aufgestellt waren, musste es doch gewiss eine freie Stelle geben? Aber anscheinend erfreuten sich alle Centurionen im aktiven Dienst einer abscheulich guten Gesundheit. Entweder das, überlegte Macro mit finsterer Miene, oder es gab irgendeine Verschwörung, um ihn und Centurio Cato aus der Liste der aktiv Diensttuenden zu streichen und ihnen ihren ausstehenden Sold weiter vorzuenthalten. Das war eine absolute Verschwendung seiner langjährigen Erfahrung, dachte er wütend. Und ein schlechter Start für Cato, der vor nicht einmal einem Jahr zum Centurio befördert worden war.
    Macro öffnete das eine Auge einen Spalt und blickte über die nackten Bodendielen zur anderen Seite des kleinen Zimmers. Catos dunkle, zerzauste Locken lugten unter mehreren Lagen von Umhängen und Decken hervor, die sich auf den billigen Strohsäcken türmten. Die zerschlissenen Lagerstätten stanken nach Schimmel und waren fast die einzige Möblierung gewesen, die sie in dem gemieteten Zimmer vorgefunden hatten.
    »Cato … «, rief Macro leise, erhielt aber keine Antwort. Der Bursche regte sich nicht. Er musste wohl noch schlafen. Nun schön, sollte er ruhig schlafen. Es war Januar, die Morgenstunden waren kalt, und es machte keinen Sinn aufzustehen, bevor die Sonne hoch genug gestiegen war, um etwas Wärme in die dicht bevölkerte Stadt zu bringen. Wenigstens war es nicht so schlimm wie die betäubende Kälte, die sie letzten Winter in Britannien erdulden mussten. Das endlose Elend des feuchten, kalten Klimas hatte sich ins Herz der Legionäre gefressen und ihnen melancholische Gedanken an Zuhause eingegeben. Jetzt war Macro zu Hause, und die schreckliche Enttäuschung, sein Leben mit dahinschwindenden Ersparnissen fristen zu müssen, machte ihn ganz verrückt.
    Macro hob die Hand und kratzte sich am Kopf, die Läuse verfluchend, die in jeder Ecke des baufälligen Mietshauses zu nisten schienen.
    »Die verdammten Läuse mischen auch noch mit«, brummte er. »Hat es dieser Tage wirklich jeder auf mich abgesehen?«
    Seine Beschwerde war nicht ganz unberechtigt. Fast zwei Jahre lang hatten Cato und er gegen die wilden Stämme Britanniens gekämpft und ihren Teil zum Sieg über Caratacus und die keltischen Horden beigetragen. Was aber war der Lohn für all die Gefahren, denen sie ins Auge gesehen hatten? Ein feuchtes Zimmer in einem baufälligen Mietshaus im Elendsviertel der Subura, während sie darauf warteten, wieder zum Dienst beordert zu werden. Schlimmer noch, aufgrund irgendeiner bürokratischen Spitzfindigkeit hatten sie seit ihrer Ankunft in Rom keinen Sold erhalten, und nun hatten Macro und Cato das Geld fast aufgebraucht, das sie aus Britannien mitgebracht hatten.
    Aus der Ferne drangen vom Forum Stimmengewirr und Rufe herüber, während die Stadt im matten Licht des Wintermorgens allmählich zum Leben erwachte. Macro zitterte und zog sich den dicken Armeeumhang um die breiten
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