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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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ich Crispus geschenkt hatte, war teilweise zerstört und wurde als Doppelkathedrale wieder aufgebaut. Inzwischen lagen die Königinnenfresken, die seine Ehegemächer verziert hatten, wahrscheinlich zerkleinert unter dem neuen Boden.
    Die Frau, die das Wirtshaus führte, in dem wir Zimmer mieteten, sprudelte nur so über vor Klatsch. Von ihr erfuhren wir, dass die Bäder, in denen Fausta gestorben war, jetzt dem Bischof gehörten. Den großen Kampfübungsraum hatte man ebenfalls zu einer Kirche umgebaut und die übrigen Gebäude abgerissen.
    Niemand äußerte die Vermutung laut, aber offensichtlich dachte jedermann, Konstantin versuche, sich genug Gebete zu erkaufen, um die Erinnerung an seine Verbrechen reinzuwaschen. Geläutert aber wurde eher die Erinnerung an Crispus. Die Menschen von Treveri hatten ihren jungen Befehlshaber geliebt und waren verärgert darüber, dass die Statuen und Inschriften, die ihn einst gerühmt hatten, nicht wieder aufgestellt wurden.
    Es war viele Monate her, seit ich etwas von seiner Frau Helena gehört hatte.

    »Denke daran, dass du mir das Reden überlässt, solange wir die Situation nicht genau kennen.« Cunoarda warf einen nervösen Blick hinter sich. Außer einem Sklaven, der die Pferdeäpfel vor der Haustür seines Herrn aufkehrte, war die Straße leer. Es bestand immer die Möglichkeit, dass jemand im Dienst des Kaisers Cunoarda verfolgen ließ, doch hatten wir während unserer langen Reise nichts dergleichen bemerkt.
    Ich zog den Schleier vor, um mein Gesicht zu verbergen. »Ich verstehe.«
    Das Haus von Lenas Eltern befand sich in einer stillen Straße außerhalb von Treveri, rechts und links gesäumt von gepflegten Häusern. Die Fassade war allerdings länger nicht geweißelt worden, und neben der Tür war der Putz an einer Stelle abgebröckelt. Es dauerte lange, bis man auf unser Klopfen reagierte. Dann öffnete ein Mädchen die Tür, das die Haare mit einem Lappen hochgebunden hatte, als hätte es gerade geputzt.
    Cunoarda und ich tauschten Blicke. Das letzte Mal, als wir hier waren, hatte uns ein Türsteher hereingebeten. Aus dem Innern des Hauses hörte ich jedoch fröhliches Kinderlachen.
    »Ist dein Herr oder deine Herrin zu Hause?«
    »Caecilia Justa liegt im Bett. Sie war krank.«
    »Oder die edle Helena - ist sie da?«
    Das Mädchen betrachtete uns mit plötzlich aufsteigendem Argwohn, und nickte dann, nachdem sie offensichtlich zu der Erkenntnis gekommen war, dass Cunoarda ein ehrliches Gesicht hatte. »Sie ist mit dem Kind im Atrium.«
    Beim Durchqueren der Eingangshalle fiel mein Blick auf den Altar für die Laren der Vorfahren, vor dem eine Öllampe brannte, was mir zeigte, dass die Familie, wie so viele Angehörige der alten Aristokratie, an der überlieferten Religion festhielt. Obwohl man offenbar schwere Zeiten durchgestanden hatte, versuchte der Haushalt, einen anständigen Standard beizubehalten. Die abgenutzten Bodenfliesen im Atrium waren sauber, die Pflanzen in den irdenen Töpfen waren gewässert und beschnitten.
    Auf der anderen Seite des Springbrunnens spielte ein kleines Mädchen, dessen helles Haar jedes Mal golden aufleuchtete, sobald es ins Sonnenlicht hüpfte. Sie musste etwa vier Jahre alt sein. Das ist ein echtes Kind aus Konstantius' Stamm , dachte ich. Wie würde seine Zukunft aussehen, wenn Faustas dunkelhaarige Nachkommen an die Macht kamen?
    Ich wollte sie in die Arme schließen, doch ich blieb hinter meinem Schleier verborgen. Ich bin tot , sagte ich mir, ich habe jetzt kein Recht an ihr .
    Als wir eintraten, drehte sich die Frau, die dem Kind beim Spiel zugesehen hatte, zu uns um und begrüßte uns. Crispus' Gemahlin war noch schmaler als das letzte Mal, da ich sie gesehen hatte, doch sie war noch immer schön. Ihr trauriger Blick fiel auf Cunoarda.
    »Ich erinnere mich an dich. Du warst mit der Kaiserin hier.«
    Cunoarda nickte unangenehm berührt. »Meine Herrin hat mich beauftragt, gewisse Vollmachten zu erteilen, die sie in ihrem Testament nicht öffentlich bekannt geben wollte. Ich habe eine Zahlungsanweisung für einen Bankier hier in Treveri mitgebracht, damit das kleine Mädchen versorgt ist.«
    Lena traten Tränen in die Augen. »Gesegnet sei ihr Andenken! Crispus ist gerächt, doch die Frau hat gewonnen. Jedermann weiß, dass wir in Ungnade gefallen sind, und wir sind geächtet. Mein Vater ist im Herbst letzten Jahres gestorben, und wir mussten lernen, uns mühsam durchzuschlagen.«
    »Dann freut es mich, dass ich dir die
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