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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries
Autoren: Maryrose Wood
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bin ich noch am Leben?«
    Er lächelt. »Nachdem du zu Boden gesunken warst, sprang einer der Männer auf und schrie:
Der Wein des Königs war vergiftet! Das Mädchen hat ihm das Leben gerettet!
Chaos brach aus. Schwerter wurden gezogen und jeder beschuldigte jeden, ein Verräter zu sein. In dem Durcheinander gelang es mir, dich in Sicherheit zu bringen. Als wir den Palazzo verlassen hatten, gab ich dir ein Gegenmittel. Ich hatte es bei mir, um das Leben des Königs zu retten. Stattdessen rettete ich deins.«
    »Der König … was ist mit ihm?«
    »Er ist unverletzt, aber rasend vor Zorn. Jetzt wissen er und seine Getreuen, dass sie Verräter in ihrer Mitte haben. Zukünftig wird er nicht mehr so arglos und vertrauensselig sein.« Sein Blick wird weich. »Meine Geliebte, meine Jessamine! Dir wieder in die Augen zu sehen, ist, als ob mir das Leben neu geschenkt wurde. Sie sind wundervoll, deine Augen. Unschuldig. Voller Wärme. Liebenswert. Ich würde sie überall wiedererkennen.«
    Er küsst mich. Ganz zart, auf die Augenlider. Mein Herz ist so voller Liebe, dass es schmerzt. Aber gleichzeitig wird jeder Herzschlag von einer düsteren Vorahnung begleitet.
    »Weed, ich habe Angst. Ich weiß nicht, was Oleander als Nächstes vorhat.«
    Er nimmt mich in die Arme und zieht mich an sich. »Ich hätte dich nie verlassen sollen. Wie konnte ich dich nur aus den Augen lassen?«
    »Wir müssen fliehen …«
    »Noch nicht.« Seine Fingerspitzen streichen über meinen Hals, über mein Schlüsselbein. »Ich habe so lange gewartet«, murmelt er.
    Ich erstarre. Das Aphrodisiakum wirkt noch immer. Langsamer jetzt, weil es mit der Zeit verblasst, aber genauso zuverlässig wie immer.
    Oleanders grausame Stimme schleicht sich in mein Gehirn.
    Hast du vergessen, Liebchen? Niemand, nicht einmal dein über alles geliebter, blöde grinsender Weed kommt in deine Nähe, es sei denn zu meinem Vergnügen.
    »Weed … nicht …«
    Glaubst du vielleicht, dass dir dieser selbstgerechte Tölpel ohne die Wirkung meines berauschenden Gifts auch nur einen zweiten Blick gönnen würde? Dass er dir Liebesschwüre einflüstern und vor Verlangen stöhnen würde? Nein, mein Herz. Er würde dich verachten für das, was aus dir geworden ist und für das, was du getan hast.
    »Meine Geliebte«, flüstert Weed und macht sich an meinem dünnen Gewand zu schaffen. »Welche Schönheit.«
    Entsetzt zurückweichen würde er vor dir! Dieser billige Gaukler, der jungfräuliche Knospen zum Erblühen bringt! Was soll er mit einer Blume, die ihren Nektar so freigiebig an alle verteilt hat, die ihn haben wollten? Die kurz vor dem Verwelken steht, die man mit Füßen tritt? Zeig mir eine Biene in England, die noch nicht auf deiner Blüte gelandet ist …
    »Liebe mich, Jessamine.« Weed nimmt mein Gesicht in seine Hände. »Liebe mich, so wie du es früher getan hast. Ich habe dich so vermisst.«
    Er drückt seine Lippen auf meine. Unsere Körper sind ineinander verschlungen wie zwei Ranken. Mein Kopf ist klar, zum ersten Mal seit Monaten. Weeds Gegengift hat mir das Laudanum aus dem Körper getrieben, und alle anderen Gifte, die mir Oleander eingeflößt hat, ebenfalls.
    Doch im gleichen Maße, wie ich wieder zu mir selbst finde, verliert sich Weed im Rausch. Seine Augen glänzen vor Leidenschaft. Sein Atem geht schnell, viel zu schnell. Mein eigener Körper ist das Gift, das ihn benebelt. Meine Nähe bringt ihn in Reichweite des Giftprinzen.
    Ich will mich von ihm lösen. »Weed, ich muss gehen.«
    »Nein«, murmelt er, das Gesicht an meinem Hals vergraben. »Ich hatte dich verloren und jetzt habe ich dich wieder. Ich werde dich nie wieder loslassen. Ich liebe dich.«
    Seine Worte umspülen meine Seele, jeder Tropfen ein heilender Balsam. Wenn sie nur wahr wären! Aber das Gift auf meinem Körper fing in dem Moment an zu wirken, als er mich auf dem Arm trug und aus dem Palazzo brachte. Mit jedem Augenblick, den er sich um mich kümmerte, mir die Stirn wischte und meine Hand hielt, wuchs Oleanders Macht über ihn.
    Von dem Moment, in dem Weed mich berührte, waren seine Gedanken und Gefühle nicht mehr seine eigenen. Und wenn der Rausch vergeht, werde ich der Wahrheit ins Gesicht blicken müssen: Wird dann Liebe in Weeds Herzen regieren? Oder Verachtung? Vielleicht sogar Hass?
    Ich habe nicht die Kraft, es herauszufinden.
    »Es tut mir leid, Weed«, sage ich rau. »Lass mich gehen. Bitte.«
    »Warum?« Fassungslosigkeit macht sich auf seinem Antlitz breit. »Liebst
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