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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries
Autoren: Maryrose Wood
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unbehaglich.
    »Und du wie ein Aristokrat«, erwidert der Angesprochene. »Aber lasst uns heute nicht über Politik reden. Morgen fasten wir, und heute feiern wir!«
    »Hört, hört!«
    »Öffnet die neuen Flaschen und leert die alten aus!«
    Während ich meinen Platz rechts von dem König einnehme, gehe ich so nah wie möglich an den Männern vorbei, die ihn begleiten. Der Nebel des Verlangens wird jeglichen Verdacht von mir ablenken, zumindest für kurze Zeit.
    Lange genug.
    Der König wendet sich zu mir. In seinen Augen liegt heiße Gier und er bietet mir sein Glas dar: »Schenk ein, Mädchen. Aus deinen Händen wird der Wein umso süßer schmecken.«
    Meine Finger streifen die des Königs, als ich ihm das Weinglas aus der Hand nehme. »Eine letzte Blüte für Eure Majestät«, sage ich. Mit einem neckischen Lächeln greife ich mir ins Haar und pflücke die tödliche Blume, die dort wartet.
    Plötzlich fällt ein Schauer schneeweißer Lilienblüten aus der Girlande über uns. Die Blüten landen zu Füßen eines jungen Mannes, der in schwarze Seide gekleidet ist und in eine smaragdgrüne Weste, von der gleichen Farbe wie seine Augen.
    Es ist Weed. Er hat seinen blühenden Umhang abgelegt und steht keine zehn Schritte von mir entfernt. Seine Augen ruhen nicht auf mir, sondern auf dem Weinglas in meiner Hand.
    Weed! Wie konnte ich die Süße des Lebens vergessen? Die Güte? Die Liebe?
    Zu spät, Liebchen.
    Die tödliche Oleanderblüte liegt in meiner gewölbten Hand.
    Es ist viel zu spät, um umzukehren.
    Der König betrachtet mich mit hungrigen Augen.
    Lächelnd lasse ich die Blüte in den Wein fallen. Langsam schwenke ich das Glas, so dass die Flüssigkeit darin sanft verwirbelt wird.
    Und dann trinke ich das Glas aus.

Kapitel 17
    I
ch sterbe.
    Ich ertrinke, sinke noch einmal auf den Grund des Tyne. Ein sengender Schmerz zerreißt mir die Brust.
    Meine Lungen platzen.
    Mit letzter Kraft trete ich um mich und will aufsteigen, will raus aus dem Schlamm, dem Morast, der Dunkelheit, will ans Licht. Aber es ist so weit weg …
    Ich keuche auf und öffne die Augen. Ich liege in Weeds Armen.
    »Ich weiß, dass ich tot bin, aber das hier kann nicht die Hölle sein«, flüstere ich. »Wo bin ich?«
    Sein Gesicht fließt über vor Zärtlichkeit. »Du bist am Leben. Du bist in Sicherheit. Du bist bei mir.«
    Ich schließe meine Augen wieder und lasse mich in seine Wärme fallen. In seinen vertrauten, erdigen Duft. Wie lange ist es her, seit wir einander so im Arm hielten?
    Ich liebe Überraschungen …
    Das Phantasiegebilde des Glücks hat nur wenige Augenblicke Bestand. Dann erinnere ich mich, wer und was ich bin. Ich erinnere mich daran, dass nichts mehr so ist, wie es war, und dass es nie mehr so sein kann. Weit öffne ich die Augen und setze mich mit einem Ruck auf.
    »Wo sind wir? Sie werden mich töten, wenn sie mich finden.« Ich schaue mich um. Ich befinde mich in einem kleinen, sonnendurchfluteten Schlafzimmer, scheinbar in einem Privathaus. Auf den Fenstersimsen stehen Topfpflanzen dicht an dicht.
    »Wir sind in Sicherheit und stehen unter dem Schutz eines Freundes. Die, von denen du sprichst, halten dich für tot und werden nicht nach dir suchen.« Seine Stimme wird hart. »Was man vom Herrn dieser Männer allerdings nicht behaupten kann.«
    »Er ist auch mein Herr, Weed. Ich … Ich bin …«
    Er legt die Arme um mich und hält mich, während ich weine. Endlich spricht er. »Ich bin zu dem Fest gegangen, um den Mord an dem König zu verhindern. Als ich dich dort sah, so völlig verändert … Ich weiß, dass du unter dem Einfluss des dunklen Prinzen standest. Aber erst als die Lilien mich vor der tödlichen Blüte in deinem Haar warnten, wurde mir klar, dass du die Attentäterin bist.«
    »Du musst mich für ein Ungeheuer halten.«
    Er schlingt seine Arme um mich. »Dasselbe habe ich einmal zu dir gesagt, weißt du noch? Ich war mir sicher, dass du mich verabscheuen würdest, wenn ich dir meine wahre Natur offenbarte. Jessamine, du hast das Gift getrunken, das für den König bestimmt war. Welches Übel auch immer in dir seine Wurzeln geschlagen hat – in diesem Moment hast du dich geweigert, Böses zu tun und warst bereit, dein eigenes Leben dafür zu opfern.«
    »Ich wurde von Scham getrieben, nicht von Reue oder Herzensgüte! Mein einziger Wunsch war, dass du nicht erfahren würdest, welch ruchlose Verbrecherin aus mir geworden ist.« Ich blicke ihm in die Augen. »Das Gift im Wein war tödlich. Warum
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