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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries
Autoren: Maryrose Wood
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lacht. »Ich habe viele Freunde in Padua, musst du wissen. Und wer sagt denn, dass du ein geladener Gast bist? Du wirst für die Unterhaltung sorgen, Weed. Du wirst für den König die Rosen erblühen lassen.«

Kapitel 16
    11 . November
    Das Fest zu Ehren des Heiligen Martin
     
    Mein Kostüm für den Maskenball kann man nur als ein Stoff gewordenes Wunder bezeichnen. Signora Baglioni hat einen schwarzen Seidenanzug mit einer smaragdgrünen Weste besorgt sowie eine schwarze Samtmaske, die mein Gesicht bedeckt. Die Pflanzen des Orto botanico haben ihre zartesten Ranken und ihre herrlichsten Blumen beigesteuert, aus denen die Signora einen Umhang aus lebendigen Blättern und Blüten gewebt hat.
    Mit Hilfe dieser treuen Pflanzen werde ich heute Abend meine beste Vorstellung geben. Wenn nur Jessamine dabei sein und es sehen könnte.
    » B
ellissimo«
, murmelt Signora Baglioni und legt letzte Hand an meinen Umhang. »Ich wünschte, ich könnte die Gesichter dieser verräterischen englischen Aristokraten sehen, wenn du den Saal betrittst.«
    »Kommen Sie denn nicht mit?«
    Sie legt die Schere beiseite. »Ich muss hierbleiben und den
Orto botanico
bewachen. Heute Nacht ist das Böse in Padua unterwegs. Wir müssen allerhöchste Vorsicht walten lassen.«
    »Keine Angst, Signora. Ich werde dafür sorgen, dass dem König nichts geschieht.«
    »Das hoffe ich.« Sie runzelt die Stirn. »Und ich gebe zu, Weed, dass ich beunruhigt bin. Es wird kein Zufall sein, dass der Giftprinz ausgerechnet hierher kommt, um seine Macht zu demonstrieren. Hierher, nach Padua.«
    »Ich dachte, die englischen Höflinge wollten Dr. Carburi konsultieren, wegen seiner profitablen Heilmethoden.« Ich will sie zum Lächeln bringen, habe aber keinen Erfolg.
    »Das ist der Grund, den sie genannt haben, ja.« Sie klingt nicht überzeugt. »Du hast mir einmal von deiner ersten Begegnung mit Oleander erzählt. Damals warst du ein Kind, ein blinder Passagier an Bord eines Schiffes. Weißt du noch?«
    »Nur zu gut. Wir wurden von Piraten angegriffen. Einige von der Mannschaft wurden getötet, der Rest wurde gefangen genommen und gefesselt.« Wenn ich die Augen schließe, kann ich immer noch die salzige Gischt schmecken und die Schreie der sterbenden Männer hören, also versuche ich, mich auf die Signora zu konzentrieren. »Ich habe die Piraten getötet, mit dem Gift, das ich auf Oleanders Befehl in ihr Essen streute.«
    »Hast du dich jemals gefragt, warum er dein Leben gerettet hat?«
    Ihre Bemerkung macht mich unruhig. »Es hat ihn vermutlich amüsiert, ein unschuldiges, verängstigtes Kind zum Mörder zu machen. Wenn Oleander dieses Mal seinen Willen bekäme, wären wir alle verdammt.«
    »Das ist richtig. Aber du warst kein gewöhnliches Kind. Vielleicht hatte er einen besonderen Grund, dich zu verschonen. Vielleicht hat er nur darauf gewartet, deine Talente für einen üblen Zweck zu missbrauchen.« Sie reicht mir die Maske. »Vielleicht hat er Padua mit voller Absicht als Schauplatz für sein böses Spiel gewählt, weil er wusste, dass du hier sein würdest, Weed.«
    »Seine Absichten und meine könnten gegensätzlicher nicht sein.« Hilflose Wut erfasst mich. »Ich wünsche mir nichts mehr, als ihn zu vernichten.«
    »Aber wenn Oleander nicht gewesen wäre, wärst du jetzt nicht mehr am Leben.« Sie reicht mir die Phiole, die mit einem dickflüssigen dunklen Sud gefüllt ist, verschlossen mit einem Korken. Das Mithridat. Behutsam verstaue ich es in der Westentasche. Die Signora beobachtet mich mit einem besorgten Blick.
    »
Buona fortuna
, Weed.« Ich bin schon an der Tür, da nimmt sie meinen Arm. »Denk daran, der englische König ist nicht der Einzige, der sich heute Nacht in Gefahr befindet. Oleander wird alles tun, um seine Falle zuschnappen zu lassen. Du musst stark sein. Du musst vielleicht wählen … vielleicht etwas für dich sehr Wichtiges opfern …«
    Sie muss nichts mehr sagen. Ich erinnere mich noch an die entsetzliche Lektion, die mich der Giftgarten in Hulne Abbey gelehrt hat, als meine Geliebte im Sterben lag. Wie ich gezwungen wurde, genau das zu tun, was mir am meisten widerstrebte, wie ich begreifen musste, dass meine Vorstellungen von Richtig und Falsch, Gut und Böse wie trocknes Laub unter dem Gewicht meiner Liebe für Jessamine zerbröseln.
    Wenn ich vor der Wahl stünde, Jessamine oder den König zu retten – wen würde ich wählen?
    Für derartige Fragen bleibt keine Zeit. Ich muss gehen. Aber die Signora klammert
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