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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat
Autoren: Christa S. Lotz
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Heinrich, klein, dicklich, mit der näselnden Stimme und dem verschlagenen Blick.
    »Wo ist Heinrich?«, entfuhr es Teresa. »Und wo ist mein Onkel?« Als hätten sie darauf gewartet, traten der Diener Heinrich und Werner von Wildenberg ein. Werner sah aus, als hätte er tagelang im Wald übernachtet.
    »Was starrst du so?«, herrschte er Teresa an. »Ich bin gekommen, um mir meinen rechtmäßigen Anteil zu holen.«
    »Das ist nicht dein rechtmäßiger Anteil«, fauchte Teresa, der die Wut das Blut in den Kopf getrieben hatte. »Du wirst für das, was du getan hast, lebenslang in den Kerker wandern – falls nichts Schlimmeres mit dir passiert.«
    »Das werde ich keinesfalls, denn es gibt keine Zeugen. Deine Mutter schweigt seit langem in ihrem Grab, und meine treuen Diener sind mir viel zu ergeben, als dass sie auch nur ein Sterbenswörtchen verraten würden.«
    »Wir beide sind Zeugen«, sagte Teresa mit fester Stimme. »Wir können beweisen, was sich damals zugetragen hat. Und auch alles andere: dass deine Diener das Auffinden des Pergaments hier in der Bibliothek beobachteten, meinen Vater niederschlugen, der sie beim Diebstahl des Pergamentes überraschte, und dann auch noch Wilhelm, den Torwächter, töteten, weil er sich ihnen in den Weg stellte. Sie waren Angehörige dieser Gruppe von Assassinen und Templern wie auch du und der Abt von Agenbach. Nur eine Frage: Wo befandest du dich damals?«
    »Wir hatten ein Treffen anberaumt in einem Keller in Krähenstetten«, antwortete Werner. »Dorthin kamen auch Caspar und Heinrich mit dem Dokument. Dadurch wussten wir, was ihr versuchen würdet zu tun.«
    »Und sie haben uns bis Montserrat als die beiden Reiter verfolgt?«
    »Na ja, nicht ganz«, meinte er. »Es war ja bequem für sie, sie brauchten euch nur zu folgen und dabei zusehen, wie ihr das Geheimnis Stück für Stück gelöst habt.«
    »Und du hast ihnen den Befehl gegeben, meinen Vater zu töten. Warum nicht auch Markus?«
    »Den brauchtest du als Schutz in den fremden Ländern. Wenn du überfallen, ausgeraubt, vergewaltigt oder sogar ermordet worden wärest, hättest du uns nicht mehr dienen können.«
    »Diese Gruppe war und ist also überall«, stellte Teresa fest. »Ihr habt sogar den Kaufmann auf dem Schiff nach Jerusalem bestochen. Oder er war einer von euch.«
    »Warum hast du geglaubt, dich dem Schicksal entgegenstellen zu können? Ich bin der letzte männliche Nachkomme der Wildenbergs. Mein Sohn wird einmal über alles herrschen!«
    Es gibt noch jemanden, der alles weiß, dachte Teresa, doch sie sprach es nicht aus, um Matthias nicht in Gefahr zu bringen.
    »Die letzten Zeugen der Geschehnisse werden heute noch ausgelöscht«, sagte Werner von Wildenberg. »Doch bevor ich euch den Trank überreiche, der deiner Mutter schon einen gnädigen Tod beschert hat, möchte ich noch eines wissen: Wohin hat man die Menora gebracht, nachdem sie im Kloster Agenbach gefunden wurde?«
    »Das wissen wir selbst nicht«, meldete sich Markus, der bisher geschwiegen hatte, zu Wort.
    »Ach nein, das ist aber merkwürdig.« In Werners Gesicht trat ein düsterer Ausdruck. »Erst jagt ihr durch die ganze Welt, um sie zu bekommen, und dann verschwindet sie plötzlich genauso schnell, wie sie zum Vorschein gekommen ist, und ihr gebt vor, nichts davon zu wissen? Ich glaube«, er warf seinen Dienern einen hinterhältigen Blick zu, »es gibt Mittel und Wege, um euch beide zum Reden zu bringen.«
    »Das würde Euch nichts nützen«, gab Markus zurück. Er wirkte vollkommen ruhig, als sei er sich sicher, dass sie aus dieser verflixten Lage entkommen könnten. Hätten sie doch die Hakenschützen gleich mit sich genommen!
    »Einerseits wissen wir wirklich nicht, wo sie hingebracht wurde. Kein Mensch auf der ganzen Welt wird es je wissen. Zweitens erwartenwir jederzeit unsere Hakenschützen. Ihr müsstet Euch also beeilen mit Eurem Vorhaben.«
    Teresa war es fast schlecht vor Angst, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
    »Es würde dir nichts nützen, auch, wenn du uns gleich tötest«, sagte sie. »Man würde uns finden, spätestens die Hakenschützen würden uns entdecken, und sie wüssten sofort, wer das getan hat.«
    »Hast du vergessen, wie deine Mutter gestorben ist?«, fragte Werner mit einem kalten Ausdruck in den Augen.
    »Die Cholera ist in dieser Gegend schon lange nicht mehr aufgetreten«, sagte Teresa.
    »Außerdem würden wir den Becher nicht trinken«, setzte Markus dazu. »Ihr müsstet uns in Stücke hauen und
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