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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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vor Macht –, und es kam mir gar in den Sinn, dass ich das ja tun könnte, wenn ich vorher die Fee tötete.
    Ich überwand die kurze Distanz zwischen uns. Summer flog ohne Flügel in einer Art anmutigem Bocksprung über Jimmys Kopf und stellte sich zwischen uns.
    Idiotin. Ich konnte Jimmy nichts tun, solange sie nicht tot war, und sie machte es mir so einfach.
    Ich packte sie an der Gurgel, hob sie vom Boden hoch und sah mich nach etwas um, mit dem ich sie töten konnte. Da musste ich nicht lange suchen. Neben dem Haus war ein altes Vogelhäuschen auf einer Stahlstange angebracht. Ich zerrte Summer an ihren langen, glänzenden Haaren in diese Richtung.
    Ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte, da Jimmy mich gewähren ließ. Er sprang mir nicht auf den Rücken, und er riss sich auch nicht den Cock-Ring vom Leib, um mich zu töten. Mehr als versuchen konnte er es ohnehin nicht, denn es war jetzt schlicht unmöglich, mich umzubringen – es sei denn, ich beschloss selbst zu sterben.
    Da wir gerade von befreienden Gefühlen sprachen.
    Ich packte das Vogelhäuschen an der Stange und riss es mit einer Hand aus der Verankerung, während ich mit der anderen Summer festhielt. Das Holzgehäuse schüttelte ich mit einer solchen Wucht ab, dass es gegen die Hauswand krachte und in seine Einzelteile zerfiel. Ich spielte mit dem Gedanken, Summer auf die gleiche Weise zu schütteln, nur so aus Spaß. Ob ihr das Hirn rausfliegen würde? Ich war mir ziemlich sicher.
    Aber ich wollte Sanduccis Hals aufschlitzen, das Blut fließen lassen, es berühren, davon trinken und herausfinden, wie lange es wohl dauern würde, bis er starb. Es sei denn, er schmeckte so gut, dass ich ihn lieber für immer am Leben ließe. Die Möglichkeiten waren grenzenlos, wenn dieses ätzende Glöckchen erst mal aus dem Weg geräumt wäre.
    Ich brauchte kalten Stahl, aber bis ich den Sturm gerufen hatte, hatte die Sonne geschienen, und der Pfahl in meiner Hand war noch immer warm. Ich schloss die Augen, ein eisiger Wind fuhr mir durch die Haare. Sekunden später prasselte Hagel zu Boden. Ich wartete noch, bis sich meine Finger vor Kälte verkrampften und das Metall vom Frost milchig wurde. Dann hob ich den Pfahl, bereit, ihn ihr in die Kehle zu rammen.
    Das Licht flackerte. Ich hielt inne und wandte den Kopf zum Himmel. Hinter den Sturmwolken kam die Sonne hervor, doch die Schatten, die vor ihr vorbeiflogen, ließen ihre Strahlen abwechselnd hell-dunkel, und wieder hell-dunkel erscheinen.
    Ich hatte das schon einmal gesehen. Als die Grigori aus dem Tartarus entkommen waren, hatten sie Muster auf den weißen Vollmond geworfen. Jetzt kamen sie zurück, folgten dem Ruf ihres Meisters – meinem Ruf – und malten die gleichen Schatten ins gleißende Sonnenlicht.
    Gebiete über sie.
    Ich sah zu Sawyer hinüber, der noch immer ohne Herz an seinem Pfahl hing. Offenbar war er letzten Endes doch nicht zu verdammt gewesen, um unschuldig zu sein.
    Ich ließ die Fee fallen, sie krümmte sich auf dem Boden zusammen. Dann rammte ich den Stahl durch das Fenster an der Vorderseite des Hauses. Das Splittern des Glases brachte mich zum Lachen, es war das Lachen des Dämons in mir.
    „Tötet sie!“, befahl ich, und die Grigori – Chaosgeister, die wie missgestaltete Fledermäuse, Krähen und Geier aussahen – schossen herab.
    Genau so, säuselte die vertraute Stimme. Gebiete über sie, und du wirst zum Prinz. Dann brauchst du mich nur noch einzulassen. Keine Schmerzen mehr, keine Angst, kein Tod. Alles, was du dir je gewünscht hast, wird dir gehören.
    Das klang in meinen Ohren ziemlich vernünftig. Ich öffnete den Mund, um zuzustimmen, und in diesem Augenblick klickte der Verschluss meines Halsbandes. Wie Luft aus einem angestochenen Ballon entwich das Böse aus mir und ließ nur noch ein Flüstern zurück.
    „Ruf sie zurück!“ Jimmy packte mich so fest am Ellbogen, dass es sich anfühlte, als würden die Knochen aneinanderreiben. „Schnell! Bevor sie sie umbringen.“
    Die dunkle, flatternde Wolke aus bösen Geistern hatte sich über der Fee gesammelt. Ihr Schlängeln und Tanzen, ihr Geruch – nach verbranntem Gummi, garniert mit faulen Eiern –, ihre Stimmen, die teils kreischten, teils wie wahnsinnig murmelten, stießen mich ab.
    „Halt!“, befahl ich, und sie gehorchten.
    Fühlst du die Kraft? Möchtest du nicht mehr davon besitzen? Möchtest du nicht alles davon?
    Die Grigori begannen wieder zu murmeln, ihre Stimmen klangen genauso wie seine,
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