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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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machten unmögliche Versprechungen, garantierten mir einfach alles. Ich fiel zu Boden und hielt mir die Ohren zu, aber ich konnte sie immer noch hören, denn die Stimme in meinem Kopf war umso lauter geworden.
    Die Versuchung schien unwiderstehlich. Keine Schmerzen mehr, keine Angst, kein Tod.
    Lass mich ein. Lass mich ein.
    Die Worte pochten im Rhythmus meines Herzschlags. Ich glaubte, ich würde wahnsinnig werden, wenn sie nicht bald damit aufhörten. Also setzte ich mich auf und schrie in den Himmel: „Fahrt zur Hölle!“
    Und sie gehorchten.

 
    35
    K reischend wurden die Grigori von der Erde fortgezogen, ihre Stimmen waren vor Wut unmenschlich verzerrt, die Schreie voller Schmerz. Ich sah wie gelähmt zu, wie die flackernden Schatten immer länger wurden und sich an den Strahlen der Sonne festzuhalten schienen. Meine Ohren schmerzten, meine Haut kribbelte unter einer Gänsehaut, meine Muskeln waren so angespannt, dass sie sich fast verkrampften. Dann waren die Grigori verschwunden, ihr Geheul wurde leiser, die missgestalteten schwarzen Körper verblassten, und die Sonne schien wieder heller.
    Die Stille überwältigte mich nach so viel Lärm. Ich saß wie gelähmt auf dem Boden, als mir alles, was ich gesagt und getan hatte, ins Bewusstsein schoss: die Gerüche und Bilder, die Worte und Gefühle, die Versuchungen, denen ich nachgegeben, und die, denen ich standgehalten hatte, sie strömten alle auf mich ein.
    Ich wartete darauf, dass mich Jimmy in den Arm nahm und mir zuflüsterte, dass alles in Ordnung wäre, dass ich all das hatte tun müssen, was ich getan hatte. Stattdessen ging er an mir vorbei zu Summer.
    „Bist du okay?“ Er berührte ihre Schulter und nahm sie in die Arme, als sie anfing zu weinen.
    Ich war so schockiert, dass ich die beiden nur anstarren konnte. Ich blinzelte im plötzlich hellen Sonnenlicht – der Himmel war so wolkenlos, als hätte es nie einen Sturm gegeben – und wartete darauf, dass dieses Bild vor meinen Augen verschwand. Das musste eine Halluzination sein, eine Vision, alles, nur nicht die Wahrheit. Doch dieses Bild verschwand keineswegs.
    Ebenso wenig verschwand das Bild hinter den beiden, eine Szene, die mich für den Rest meines Lebens verfolgen würde.
    „Oh Gott“, flüsterte ich. „Sawyer ist tot.“
    Ich wollte ihn nicht berühren, denn ich wusste nicht, was ich dann zu sehen bekäme. Aber ich konnte ihn doch auch nicht wie ein Opfer da hängen lassen.
    „Jesus“, murmelte ich und kam mühsam auf die Füße. Plötzlich wurde mir alles klar.
    Sawyer war das Opfer gewesen, durch das ich das Kommando über die Dämonen bekommen hatte. Er hatte sich tatsächlich geirrt. Er war doch nicht zu verdammt gewesen, um unschuldig zu sein. Vielleicht war er gerade verdammt genug. Jedenfalls hatte sein Tod es mir ermöglicht, die Grigori und – der angenehmen Stille in meinem Kopf nach zu urteilen – auch Satan wieder in den Tartarus zu schicken.
    Da Sawyer nur sterben konnte, wenn er es auch wirklich wollte, musste er sein Leben freiwillig gegeben haben. Ein Opfer also.
    Jimmy und Summer rührten sich nicht, sagten nichts und boten mir keine Hilfe an. Ich musste aufhören, die beiden anzusehen, sonst würde ich noch etwas tun, das ich später bereuen mochte.
    Ich stolperte durch den Staub. Sawyers Kopf hing schlaff herunter. Das klaffende Loch in seiner Brust war nicht verheilt. Das Blut, das über seine tätowierte Haut geflossen war, trocknete bereits.
    Sein Herz lag zu seinen Füßen, wo ich es hatte fallen lassen, als die Magie von mir Besitz ergriff. In meinem betäubten Hirn breitete sich ein verrückter Gedanke aus: Was wäre, wenn ich es ihm wieder einsetzte?
    Schließlich war ich ein Zauberer. Ich konnte Stürme und Blitze kontrollieren, ich konnte Geister heraufbeschwören. Verdammt, ich hatte gerade Dämonen zur Hölle fahren lassen. Wenn ich alle meine Kräfte vereinte, dann konnte ich ihn vielleicht ebenso auferstehen lassen, wie ich den Phönix getötet hatte.
    Ich beugte mich vor und hob das blutige Organ auf. Erde, Gras und Staub klebten daran. Ich machte mir nicht erst die Mühe, es zu säubern. Wenn ich Sawyer von den Toten erweckte, würde er mit ein bisschen Dreck schon fertig werden.
    Ich stopfte das Herz zurück in seine Brust. Das schmatzende Geräusch raubte mir beinahe den Verstand. Jemand wimmerte, und ich murmelte tröstende Worte, als spräche ich mit einem kleinen Kind. Doch ich sprach mit mir selbst.
    Meine Hand zitterte. Meine Finger waren
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