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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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Westen donnerte es. Ich wollte jemanden umbringen. Mein Blick fiel auf Summer, doch Jimmy trat zwischen uns.
    „Noch nicht“, sagte er.
    Summers Augen weiteten sich, und ihre blasse Haut wurde, soweit das überhaupt möglich war, noch ein bisschen blasser. Sie hatte nie geglaubt, dass Jimmy sie töten würde, wenn er es müsste – sie würde ihn auch mit Sicherheit nicht töten. Aber ich hatte den Eindruck, so langsam kam sie drauf.
    „Warum nicht?“, fragte ich.
    „Sie hat es für mich getan“, sagte Jimmy sanft.
    „Sie ist eine Verräterin. Du weißt, dass ich sie nicht am Leben lassen kann.“
    „Du hast auch mich am Leben gelassen.“
    „Glaubst du im Ernst, dass das vergleichbar ist? Sie wusste, was sie tat. Sie hat sich dafür entschieden, ihre Seele zu verkaufen.“
    „Für mich“, wiederholte Jimmy.
    „Und das entschuldigt es, ja? Wie viele Menschen sind gestorben, weil sie auf Samyazas Flüstern gehört hat? Wenn der Phönix nicht erweckt worden wäre, könnte Sawyer noch leben.“
    Dafür wäre wahrscheinlich jemand anders tot, aber ich war in diesem Augenblick nicht ganz zurechnungsfähig.
    „Also willst du Summer bestrafen, weil sie weiß, was Liebe bedeutet?“
    „Nein, ich werde sie töten, weil sie eine weinerliche, verräterische Schlampe ist. Und was um alles in der Welt bedeutet Liebe?“
    „Es bedeutet, dass man für einen anderen alles tun würde, sogar sterben.“
    „Und du meinst, dass ich das nicht tun würde?“
    Jimmy hob die Hände. „Du hättest mich umgebracht!“
    „Du hast gesagt, ich sollte es tun.“
    „Es musste getan werden.“
    „Hey, ich habe dich gewählt, weil ich dich geliebt habe“, sagte ich.
    „Offenbar hast du ihn auch geliebt.“
    „Da hat er ja richtig Glück gehabt.“ Meine Stimme brach. Warum stritten wir bloß? Weil es guttat. Es fühlte sich an, als hätte sich nichts geändert, obwohl sich alles geändert hatte.
    „Summer würde alles tun, um mich zu retten“, fuhr Jimmy fort. „Du würdest alles tun, um die Welt zu retten.“
    „Deshalb bin ich auch die Anführerin des Lichts und nicht sie.“ Ich holte tief Luft. „Ist dir aufgefallen, dass ich es geschafft habe, die Grigori und ihren Anführer zurück in den Tartarus zu schicken? Es war nicht alles vergeblich.“
    „Nur hat leider jemand den Schlüssel Salomos gestohlen, der die Anweisungen enthält, mit denen man sie sofort wieder freilassen kann.“
    Ich runzelte die Stirn. „Zuerst müssen sie mich töten.“
    „Da müssen sie sich aber hinten anstellen“, murmelte Jimmy.
    Ich wusste ja, dass er nur Dampf abließ, aber trotzdem …
    Ich wandte mich zur Tür, und Jimmy tat es mir gleich. Wir warfen einen Blick nach draußen und erstarrten.
    Sawyer war verschwunden.

 
    36
    W ir konnten keine Spur von Sawyer oder dem Schlüssel Salomos finden. Und Gott weiß, wir haben danach gesucht.
    Keine Fußspuren. Kein Flöckchen Asche am Fuß des Telefonmastes.
    „Er hat den Schlüssel gestohlen“, sagte Jimmy.
    „Er war ein bisschen zu tot, um irgendwas zu stehlen.“
    „Er war auch ein bisschen zu tot, um einfach so davonzuspazieren, aber du siehst ja, was los ist.“ Jimmy deutete mit beiden Händen auf den leeren Mast.
    „Er war noch da, als das Ding verschwunden ist.“
    „Bist du sicher?“
    Ich hatte nicht in Sawyers Richtung gesehen, als wir das Buch von der Veranda hatten holen wollen. Warum auch? Er konnte nirgendwo mehr hingehen.
    „Wenn er den Schlüssel hätte haben wollen, dann hätte er ihn sich nehmen können, bevor wir überhaupt aufgetaucht sind“, stellte ich fest.
    „Du wirst ihn wohl heraufbeschwören müssen“, sagte Summer. Jimmy und ich drehten uns zu ihr um. Sie zuckte die Achseln. „Nicht?“
    „Ja“, seufzte ich. „Aber zuerst müssen wir nach New Mexico.“
    „Wozu denn bloß?“, wollte Jimmy wissen.
    „Ich brauche etwas von ihm. Haare, Fingernägel, Speichel. Kapiert?“
    Wäre Jimmy ein Tier gewesen, er hätte gefaucht. So trat er nur einmal mit der Fußspitze gegen den Boden und wandte sich dann ab.
    Summer hatte den Impala ein paar Kilometer außerhalb von Cairo am Highway stehen lassen. Auch sie hatte keine Schwierigkeiten gehabt, in die Stadt zu kommen. Das überraschte mich gar nicht. Wenn man seine Seele dem Teufel verkaufte, musste eine ganze Menge innerer Dunkelheit entstehen.
    Als sie den Wagen geholt hatte, kletterten wir hinein und machten uns auf den Weg nach Westen. Ich fragte nicht mal, ob ich fahren könnte. Mir war einfach
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