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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Autoren: Peter Tremayne
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sehen. Heute trug sie ein enganliegendes, kragenloses Oberkleid, ein kurzes hellblaues Gewand, das ihr bis über die Hüfte reichte. Von den Schultern hing, von Broschen gehalten, ein cochnull , ein kurzer Umhang, gleichfalls aus hellblauem Stoff,aber mit Gold- und Silberstickerei reichlich verziert. Auch die triubhas , die knöchellangen Hosen, waren eng geschnitten und brachten ihre Figur perfekt zur Geltung. Hosen dieser Art wurden unten am Fuß durch ein schmales Band zusammengehalten. Lederstiefel umschlossen die Knöchel, und in der einen Hand trug sie Handschuhe.
    Ihr langes rotes, sorgfältig gekämmtes Haar war gescheitelt, zu drei Zöpfen geflochten und um den Kopf gewunden. Silberne Reifen gaben ihnen den nötigen Halt und zeigten der Außenwelt, dass die Trägerin im gesellschaftlichen Leben tätig war. Das farblich auf die Kleidung abgestimmte kleine Seidentuch, das den Kopf bedeckte, wies darauf hin, dass sie verheiratet oder auf jeden Fall mündig war. Um die Taille war ein críss , eine Art Gürtel, geschlungen, an dem ihre Kammtasche, das cíorbholg , hing, das alle Frauen bei sich trugen und das die nötigen Toilettenartikel enthielt.
    »Du bist reichlich früh auf den Beinen, Lady«, begrüßte sie Gormán und erlaubte sich ein Lächeln. »Willst du ausreiten?« Die Art ihrer Kleidung ließ unschwer darauf schließen.
    Fidelma von Cashel, Schwester von König Colgú, erwiderte sein Lächeln. Dereinst hatte sie geholfen, Della, seine Mutter, gegen ungerechtfertigte Anschuldigungen zu verteidigen, und hatte seitdem zu ihr und Gormán ein durchaus freundschaftliches Verhältnis. Schon viele Male hatte Gormán ihr als Leibwächter zur Seite gestanden.
    »Das Wetter lockt. Es verspricht ein schöner Tag zu werden, den sollte man nicht mit langem Liegen im Bett vertrödeln«, erwiderte sie. »Außerdem hat mich schon früh Pferdegetrappel geweckt, Reiter ritten von der Burg. Hatte das einen besonderen Grund?«
    »Das war Finguine mit etlichen Begleitern.«
    Finguine mac Cathal war der tánaiste , der Thronerbe ihres Bruders.
    »Was hat ihn veranlasst, derart früh loszureiten?«
    »Soviel ich weiß, sind die Cenél Lóegairi mit der Tributzahlung an Cashel in Verzug, und da die Erntezeit nun vorüber ist, hielt es der tánaiste für angebracht, den Stammesfürsten aufzusuchen und ihn an seine Pflichten zu erinnern.«
    Der Clan im Südwesten des Königreiches war dafür bekannt, den Verpflichtungen gegenüber dem König von Cashel nur zögerlich nachzukommen. Finguine war ein entfernter Verwandter von Fidelma, ihr Vetter aus einem Familienzweig namens Eóghanacht Áine. Vor vier Jahren war er zum Nachfolger auf den Thron gewählt worden, und das war nach dem Tod des vorherigen Thronerben, Donndubhán, geschehen, der ein Komplott gegen Colgú angezettelt hatte, um ihn aus dem Wege zu schaffen und die Herrschaft zu übernehmen. Finguine war für seine gewissenhafte Arbeit bei der Verwaltung des Königreichs bekannt.
    Fidelma deutete auf die geschlossenen Türen hinter Gormán. »Ist mein Bruder schon auf?«
    »Auf war er bereits vor Tagesanbruch, und jetzt ist Abt Ségdae bei ihm.«
    Ségdae war Abt und Bischof von Imleach sowie Oberster Geistlicher Ratgeber des Königs.
    »Eine merkwürdig frühe Stunde für den Abt, um zu einer Unterredung mit meinem Bruder zu erscheinen. Ich habe gar nicht gewusst, dass er in Cashel ist.« Ein Schatten der Enttäuschung huschte über ihr Gesicht. Sie hatte gehofft, ihren Bruder dafür zu gewinnen, sie auf ihrem Morgenausrittzu begleiten. »Gibt es einen Anlass für so zeitige Besprechungen?«
    »Abt Ségdae traf mit der Morgendämmerung hier ein. Er muss die ganze Nacht hindurch geritten sein und hatte nur einen seiner Mönche als Begleitung. Er wirkte verstört und verlangte Colgú unverzüglich zu sehen.«
    »Das verheißt nichts Gutes«, meinte Fidelma stirnrunzelnd. »Haben sie geboten, nicht gestört zu werden?«
    Gormán schüttelte den Kopf. »Mir hat man nichts dergleichen gesagt.«
    »Dann gehe ich hinein.«
    Gormán klopfte zweimal an die Tür und öffnete sie, um Fidelma einzulassen.
    Vor einem Holzfeuer in dem großen Gemach, in dem König Colgú nur besondere Gäste empfing, saßen Fidelmas Bruder und sein Besucher in Armsesseln. Beim Eintreten seiner Schwester blickte Colgú auf und hieß sie mit einem Lächeln willkommen. Abt Ségdae, ein älterer Mann, wollte sich erheben, doch sie bedeutete ihm, sitzen zu bleiben.
    »Ich wünsche einen guten Tag,
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