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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Autoren: Peter Tremayne
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einmal genügen.«
    Eine céta war eine Hundertschaft bewaffneter Krieger. Wenn das Königreich nicht unmittelbar in Kämpfe verwickelt war, unterhielt der König nur ein stehendes cath oder Heer, das aus dreitausend Mann bestand. Das Bataillon war in kleine Kompanien zu je hundert Mann eingeteilt, die weiterhin in Einheiten von fünfzig und schließlich in Trupps von neun Mann unterteilt waren. Falls in Kriegszeiten eine größeres Anzahl Bewaffneter benötigt wurde, rief der König zum sluaghadh oder Heerbann auf, dem alle freien Clansmitglieder, angeführt von ihrem Stammesoberen, Folge zu leisten hatten. Solche Heeresaufgebote blieben auf die Sommermonate beschränkt, der Jahreszeit, in der Kriegszüge stattfanden, falls es einmal zu Kriegshandlungen kam. Das ganze Jahr über lebte das stehende Heer in wohlgeordneten Lagern. Dort übten sich die Männer im Waffenhandwerk, wurden aber auch in Musik und Dichtkunst unterrichtet und hatten sonstigen Zeitvertreib, wie sie es aus ihren Dörfern gewohnt waren. Ihre Anführer gehörten üblicherweise zur Nasc Niadh, der Leibgarde der Eóghanacht-Könige. So standen dem König in Notfällen jederzeit ausreichend Krieger zur Verfügung, ohne dass er warten musste, bis sich die Clans zur Heerfahrt gesammelt hatten.
    »Ich möchte ziemlich bald nach Imleach zurückkehren«, sagte der Abt. »Ich erwarte Bran Finn, der binnen kurzem in der Abtei eintreffen müsste. Ich möchte ihn keinesfalls verpassen.«
    »Bran Finn? Wer ist das?«, erkundigte sich Fidelma.
    »Das ist der neugewählte Stammesfürst der Déisi Muman.Er ist auf dem Rückweg von der Grafschaft im Westen. Hat er dir nicht erst jüngst seine Aufwartung gemacht, Colgú? Bist du ihm dabei nicht begegnet, Fidelma?«
    »Meine Schwester hat gerade an dem Tag jemanden in der Siedlung auf dem Rafonberg aufgesucht«, erklärte Colgú. »Bran Finn hat sich hier nicht lange aufgehalten, wollte rasch nach Imleach weiter. Eigentlich war er nur so lange hier, wie es sich bei einem Antrittsbesuch geziemt. Er schien ziemlich in Eile, und es hat mich einigermaßen gewundert, dass er ohne Begleitung unterwegs war.«
    »Ich habe ihn nicht kennengelernt«, bestätigte Fidelma. »Dass ein Stammesfürst der Déisi Muman Imleach und einen Bezirk im Westen aufsucht, ist reichlich ungewöhnlich, meint ihr nicht auch?«
    »Du weißt doch, dass unsere Abtei die Unglücklichen im Tal der Geisteskranken versorgt. Eine entfernte Verwandte von ihm lebt dort. Er kam vor ein paar Tagen zu uns, wollte sich vergewissern, dass seine Verwandte dort mit allem Nötigen versorgt ist, und hat der Abtei Geschenke gebracht. Dann ist er zum Tal der Geisteskranken weitergezogen. Er hat versprochen, auf dem Rückweg ins Gebiet der Déisi bei der Abtei Rast zu machen«, erklärte der Klosterherr. »Mir liegt sehr daran, von ihm zu erfahren, wie er unsere Arbeit dort einschätzt. Sein Patronat wäre uns sehr willkommen. Es ist schwierig und kostspielig, Menschen zu pflegen, deren Verstand getrübt ist, und …«
    Heftiges Pochen an der Tür unterbrach Abt Ségdae. Jemand schien dringend Zutritt zu verlangen, und ehe noch Colgú »Herein!« rufen konnte, wurde die Tür aufgerissen. Caol, der Hauptmann der Nasc Niadh, trat ein. Fidelma sah sofort, ihm lag eine wichtige Nachricht auf der Zunge, doch Colgú sprach zuerst.
    »Warum bin ich nicht unterrichtet worden, dass Finguine Cashel verlassen hat?«
    Caol blinzelte verschreckt, weil die Frage so unerwartet kam.
    »Er erklärte, du dürftest nicht gestört werden, solange Abt Ségdae bei dir ist. In ein paar Tagen ist er zurück, hat er gesagt. Ich habe es nicht für dringend gehalten, dir das sofort zu melden.«
    »Wie dem auch sei, ich habe einen Auftrag für Dego …«
    »Ich glaube, Caol hat uns etwas sehr Wesentliches mitzuteilen«, bemerkte Fidelma leise.
    Ihr Bruder zuckte unmerklich und wandte sich an Caol. »Du kommst wohl wegen etwas Dringlicherem?«
    »Ein Bauer ist hier, er berichtet, er habe einen Leichnam auf seinem Land gefunden«, erwiderte Caol. »Er benötigt den Beistand eines Brehons.«
    Fidelma horchte auf. »Weshalb kommt er deswegen zum König? Unten im Ort wohnen doch etliche Brehons.«
    Caol schüttelte den Kopf. »Ich war der Meinung, erst muss Colgú das hier sehen.« Auf der ausgestreckten Hand hielt er eine aufwendig gearbeitete Brosche. »Das hat der Bauer an der Leiche gefunden. Er meint, es könnte helfen, herauszufinden, wer der Tote ist. Es ist ein junger Mann in vornehmer
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