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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades
Autoren: Steven Saylor
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verschwindet.«
    »Aber warum überläßt du ihn nicht Olympias?«
    »Weil sie ihm, wenn es zu einer Mordanklage gegen Faustus Fabius kommen sollte, erlauben könnte auszusagen.«
    »Ein Sklave darf nur unter der Folter aussagen; das würde Olympias nie zulassen.«
    »Vielleicht läßt sie ihn frei; das wäre sogar wahrscheinlich, und ein freier Mann kann nach Herzenslust aussagen - und mich damit auf ewig beschämen.«
    »Du könntest ihn schwören lassen -«
    »Nein! Ich kann nicht zulassen, daß er irgendwo in der Gegend um den Golf bleibt, verstehst du das nicht? Solange er hier ist, werden die Leute über die Affäre Lucius Licinius reden; und war Alexandros nicht der Sklave, den man zunächst des Mordes beschuldigt hatte, und hat es sich nicht am Ende ergeben, daß irgendein Patrizier es war? So ähnlich werden die Klatschmäuler reden - verstehst du, er muß vom Golf verschwinden, so oder so. Meine Art, ihn loszuwerden, ist gnädiger, als ihn einfach umzubringen, begreifst du das nicht?«
    Ich biß die Zähne zusammen. Der Wein schmeckte auf einmal bitter. »Und der Sklave Apollonius?«
    »Mummius will ihn kaufen, wie du wahrscheinlich weißt. Doch auch das kommt natürlich nicht in Frage.«
    »Aber Apollonius weiß nichts!«
    »Unsinn! Du selbst hast ihn nach den Waffen tauchen lassen, die Faustus Fabius ins Wasser geworfen hatte.«
    »Trotzdem -«
    »Und seine Anwesenheit unter den anderen neunundneunzig heute nachmittag macht es unmöglich, daß er in meiner näheren Umgebung Dienst tut. Mummius ist meine rechte Hand; ich kann nicht erlauben, daß ein Sklave, den ich beinahe hätte hinrichten lassen, in Mummius Haus lebt, mir Wein serviert, wenn ich zum Essen komme, mir das Bett macht und eine Natter zwischen den Decken versteckt. Nein, Apollonius muß genau wie Alexandras verschwinden. Ich nehme an, es wird nicht schwierig sein, einen Käufer für ihn zu finden, in Anbetracht seiner Schönheit und seiner Fähigkeiten. Es gibt Zwischenhändler in Alexandria, die Sklaven für reiche Parther erwerben; das wäre das beste, ihn an einen reichen Herrn am Rande der zivilisierten Welt zu verkaufen.«
    »Du wirst dir Marcus Mummius zum Feind machen.«
    »Sei nicht albern! Mummius ist ein Soldat, kein Bacchant. Er ist ein Römer! Er ist mir verbunden, und sein Ehrgefühl ist allemal stärker als die flüchtige Vernarrtheit in einen hübschen Jungen.«
    »Ich glaube, du irrst dich.«
    Crassus zuckte die Schultern. Hinter der Maske unbarmherziger Logik glaubte ich selbstgefällige Zufriedenheit zu erkennen. Wie konnte ein so großer und mächtiger Mann Gefallen daran finden, auf so kleinliche Art und Weise Rache zu nehmen an den Menschen, die seine Pläne durchkreuzt hatten? Ich schloß einen Moment lang müde die Augen.
    »Du sagtest eben, daß ich das versprochene Honorar bekommen würde, Marcus Crassus. Als Teil meines Honorars... als einen Gefallen... unter den Sklaven gibt es auch einen kleinenjungen, ein Kind namens Meto -«
    Crassus schüttelte grimmig den Kopf. Sein Mund war eine gerade Linie. Seine schmalen Augen blitzten im Licht der Lampe.   »Bitte mich nicht um weitere Gefallen bezüglich irgendwelcher Sklaven, Gordianus. Sie leben, und das danken sie deiner Hartnäckigkeit und Gelinas Beharrlichkeit, doch dein Honorar wird in Silber erstattet werden, nicht in Fleisch und Blut, und keiner der Sklaven wird eine Sonderbehandlung bekommen. Nicht einer! Sie werden in alle Winde verstreut, unerreichbar für jeden in diesem Haus, verkauft an neue Herren, bei denen sie gute Dienste leisten werden und damit ihren kleinen Beitrag, unseren Wohlstand zu mehren und die ewige Macht Roms zu bewahren.«
    Am nächsten Morgen bereiteten sich Crassus und sein Gefolge auf die Abreise nach Rom vor. Die Sklaven, unter ihnen auch Apollonius, Alcxandros und Meto, wurden von den Stallungen ins Lager am Lucrinus-See und von dort weiter zu den Docks in Puteoli getrieben. Olympias schloß sich weinend in ihr Zimmer ein und wollte sich nicht trösten lassen. Mummius beobachtete den Abmarsch der Sklaven mit finsterer Miene und aschfahlem Gesicht.
    Iaias Haussklaven wurden aus Cumae geholt, um sich um das Notwendigste in der Villa zu kümmern. Ecos Fieber ging zurück, doch er wachte nicht auf.
    Am Abend wurde in einer von Oratas Villen in Puteoli, wo Crassus und sein Gefolge die Nacht verbrachten, ein Gastmahl zu seinen Ehren abgehalten. Gelina nahm daran teil, doch ich war nicht eingeladen. Iaia blieb bei mir, um bei Eco zu
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