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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte
Autoren: Patrick Lee
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zu existieren, weil du deine eigene Geburt verhindert hast? Nein. Deine Ankunft in der Vergangenheit
wird
zu deiner Geburt, auch wenn das bedeutet, als erwachsener Mensch auf die Welt zu kommen, mit einem Kopf voller Erinnerungen an eine Kindheit, die letzten Endes nie stattfinden wird. In meinem Fall ist das nicht anders: Mag sein, dass ich mal von Travis Chase konstruiert worden bin, aber meine Ankunft im Jahr 1989 wurde zu meiner eigentlichen Erschaffung, von der die andere überlagert wurde. Das Großvater-Paradox führt in die Irre. Ich existiere, es gibt mich. So einfach ist das. Und da ich nun erledigt habe, wozu ich ausgesandt wurde, beende ich meinen Betrieb. Für immer

    «Halt», sagte Travis. «Verrate mir noch, was in meiner Zukunft passiert. Aus welchem Grund verwandle ich mich in   … was auch immer ich dann sein werde? Kann ich das auch vermeiden?»
    Er hörte das leise Lachen des Blackbird in seinem Kopf, als fände er die Vorstellung absurd.
    « Darüber darf ich nicht sprechen

    «Aber das verstehe ich nicht», sagte Travis. «Wollte der andere – wollte
ich
… alles zurückstellen, sozusagen, und eine zweite Chance bekommen? Eine Chance, um nicht zu einem schlechten Menschen zu werden?»
    « Der Travis, der mich ausgesandt hat, hat sich nicht für einen schlechten Menschen gehalten. Wer tut das schon
?
»
    Ehe er noch weitere Fragen stellen konnte, leuchtete der Blackbird in seiner Hand unvermittelt grell auf. So grell, dass er den Blick abwenden musste. An der Wandwar kurz sein eigener Schatten zu sehen, riesenhaft und furchterregend, dann verschwand er wieder. Er schaute den Blackbird an. Er lag dunkel und tot in seiner Hand.
    «Travis?»
    Paige. Direkt hinter ihm, am Eingang der Kuppel.
    In der anderen Hand hielt er weiter den Brief. Vor seinem Körper, sie hatte ihn also noch nicht gesehen.
    Er könnte ihr das Schriftstück zeigen. Ihr alles erzählen. Direkt den richtigen Weg einschlagen, irgendwie eine Möglichkeit finden, das Ergebnis zu verhindern, das darin angedeutet wurde.
    Er hörte, wie ihre Schritte über den Beton näher kamen.
    Rasch faltete er das Blatt zusammen und schob es eilig in den Hosenbund des Unsichtbarkeitsanzugs, dessen untere Hälfte er nach wie vor trug. So war es bereits verschwunden, als Paige gleich darauf vor ihn trat und ihn ansah.
    Er spielte den Überraschten. Als wäre er völlig in die Betrachtung der Pforte versunken gewesen.
    Belog sie also schon, ehe er auch nur ein Wort gesagt hatte.
    Beim Anblick des Blackbird in seiner Hand verengte sie verwirrt die Augen.
    «Hast du den Schlüssel abgenommen?», fragte sie. «Auch ohne ihn ist es noch gefährlich   –»
    Er hielt die Kugel hoch ins Licht, um ihr zu zeigen, dass der zellophanartige Schlüssel noch daran befestigt war.
    «Es ist tot», sagte er. «Ist einfach so erloschen, nachdem ich Pilgrim erschossen habe. Warum, weiß ich nicht.»
    Sie sah ihm direkt in die Augen. Falls sie seine Lügedurchschaute, ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken. Sie kam näher. Ihr Blick wurde sanfter. Ihre Hand berührte seinen Arm.
    «Hey», sagte sie. «Es ist vorbei. Was auch immer es war, es ist vorbei.»
    Er sah sie mit ernster Miene an und nickte. Sie ließ sich in seine Arme sinken.
    Über ihre Schulter schaute er unwillkürlich zu der Pforte hinüber. Blau und violett wie ein Bluterguss, ein Tunnel in die Unendlichkeit. Er dachte über seine künftige Entwicklung nach, auch dies ein Weg, dessen Ziel er nicht sehen konnte. Der zu irgendetwas hinführte, das ihn in einen Menschen verwandeln würde, dem Paige den Tod wünschte. Irgendetwas, das auf seinem Weg lag, da draußen im Dunkel, Jahre und Meilen von diesem Augenblick entfernt. Es erwartete ihn.
    «Es ist vorbei», sagte Paige ein weiteres Mal.
    Er drückte sie an sich und hoffte inständig, dass sie recht hatte.

Danksagung
    Folgenden Menschen möchte ich meinen tief empfundenen, großen Dank aussprechen. Janet Reid, der fleißigsten Agentin der Branche, die die Sache mit der «Stadt, die niemals schläft» möglicherweise wörtlich genommen hat, als sie nach New York gezogen ist. Meiner Lektorin bei HarperCollins, Sarah Durand, die genau erfasst hat, wie diese Geschichte gestaltet werden musste, und mir bei der Umformung mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
    Danke an Emily Krump und all die supernetten Leute bei HarperCollins für ihre unermüdliche Arbeit, für die eine Seite mit Danksagungen eigentlich kaum ausreicht.

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