Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte
Autoren: Patrick Lee
Vom Netzwerk:
Tür.
    Dann blieb er unvermittelt stehen. Und lächelte, obwohl das niemand sehen konnte.
    «Der Aufzug befindet sich drei Stockwerke unter uns», sagte er. «Die Kabel sind durchgerissen, er muss also durch die Notbremsen an der Schachtwand gestoppt worden sein.»
    «Ja», sagte Paige, die in die Richtung schaute, aus der seine Stimme kam.
    «Weiß einer hier, wie man diese Bremsen lösen kann?»

44
    Pilgrim stand an den aufgestemmten Aufzugtüren und starrte hinab ins Halbdunkel. Drei Meter weiter unten machte sein Stellvertreter Jackley, ein ziemlicher Fettwanst, mit Hilfe von drei anderen gute Fortschritte an den bombensicheren Türen. Es war ein mühsames Unterfangen. Für Bohrarbeiten war die Hängeplattform, deren Tragekabel durch die offenen Türen in Ankerblöcke mündeten, die mit Bolzen am Boden des Flurs befestigt waren, alles andere als ideal. Je fester Jackley den Karbidbohrer gegen den Stahl drückte, in desto heftiger schwankende Bewegung geriet die Plattform. Zur Abhilfe gegen dieses Problem, das Pilgrim vorausgesehen hatte, waren die anderen auf der Plattform mit langen Kanthölzern bewaffnet, die sie gegenüber dem Bohrschwerpunkt an die Schachtwände stemmten. Am vorderen Ende waren die Kanthölzer mit Holzplatten versehen, gegen die Jackley sich wiederum beim Bohren lehnte. Auf diese etwas umständliche Art ließ sich das Problem halbwegs in den Griff bekommen.
    Pilgrim war die Ruhe selbst, während er das Geschehen beobachtete. Tatsächlich konnte er sich kaum erinnern, wann er das letzte Mal so etwas wie Stress verspürt hatte. Wie auch, wo ihm doch das Flüstern zu Diensten war, das ihn all die Jahre zuverlässig zu dem Ziel geführt hatte, das er von ihm verlangt hatte?
    Die Kontrolle über Border Town.
    Kontrolle über all die Schätze, die im Primärlabor lagerten, direkt hinter den Stahltüren unter ihm. Aus so vielen der Wunderdinge dort war Tangent nie völligschlau geworden. Entitäten, die offenbar zu großen, fürchterlichen Zwecken konstruiert worden waren, deren Funktionsweise die Forscher aber nie herausbekommen hatten. In manchen Fällen wussten sie nicht mal, wie die Entitäten zu aktivieren waren.
    Das Flüstern aber würde Rat wissen. Wenn er erst in das Labor gelangt war, würde ihm alles zur Verfügung stehen, was er brauchte.
    Über die Jahre hatte er gelernt, keine Fragen zu dem verschlungenen Weg zu stellen, den es für ihn vorgezeichnet hatte. Worum er es gebeten hatte, war immerhin nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Auf eigene Faust hätte er das nie hinbekommen. Mithin war klar, dass der Plan ihm verworren erscheinen musste und kompliziert und unübersichtlich sein würde. Das machte ja seine Schlagkraft aus. Und jetzt war der Plan aufgegangen. Er war hier, weil er dem Flüstern vertraut hatte und dem von ihm vorgezeichneten Weg penibel gefolgt war.
    Aus dem Grund hatte er auch die Überlebenden oben im Konferenzraum verschont. Einschließlich Chase. Chase, dessen Bedeutung das Flüstern ganz besonders hervorgehoben hatte. Warum, darüber hatte Pilgrim sich kaum Gedanken gemacht. Vielleicht würde sich der Typ ja als besonders nützlicher Untergebener entpuppen, wenn nur ausreichend Druck auf ihn ausgeübt wurde. Wer wusste das schon? Wen kümmerte es? Wenn das Flüstern darauf bestand, dass er am Leben blieb, reichte das vollkommen.
    Jackley unter ihm benutzte den Karbidbohrer weniger zum Bohren als zum Schneiden, um ein kreisrundes Loch von der Größe eines Gullys in die dreißig Zentimeter dicke Stahltür zu fräsen. Jetzt johlte er vor Aufregung, weiler wieder bei seinem Ausgangspunkt angelangt war. Als der Bohrer am Anfang seiner kreisrunden Spur ankam, sackte der herausgebohrte Stahlzapfen ein Stück nach unten und landete mit einem Knall auf der Unterseite der erweiterten Öffnung.
    «Magnet», forderte Jackley.
    Der Mann hinter ihm bückte sich nach dem batteriebetriebenen Haltemagneten, der auf der Plattform bereitlag, und reichte ihn Jackley. Jackley hielt die Basis des Magneten gegen den Stahlzapfen und schaltete ihn an. Mit einem tiefen Summen zog er sich so fest an das Metall heran, dass Jackley fast aus dem Gleichgewicht geriet. Nun fassten alle Männer auf der Plattform den Magneten an seinem breiten Griff, lehnten sich zurück und zogen mit vereinten Kräften daran.
    «Vorsichtig», sagte Jackley. «Je weiter das Teil draußen ist, desto weniger ziehen wir.»
    Der Zapfen glitt aus der Öffnung, fünf Zentimeter, dann zehn, dann fünfzehn. Bei zwanzig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher