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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers
Autoren: Alan Dean Foster
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einer steinigen, von Feuchtigkeit durchtränkten Höhle, die über einem Meer lag. In Wirklichkeit lebte er nämlich in einer riesigen Eiche, deren Inneres durch einen Zauber des Hexers vergrößert worden war. Die Eiche wiederum wuchs mitten in einem Waldgebiet, das man die Glockenwälder nannte, nicht aber am Ufer irgendeines unbekannten Meeres, das nicht etwa weiß, sondern rot gegen die Felsen schäumte.
    Außerdem war da die Sache mit dem Fehlen der Sonne und ihrem Ersatz durch zwei ungesund aussehende Himmelskörper in Grün und Purpur. Clodsahamp selbst war eine Schildkröte, die viele hundert Jahre alt war, und nicht ein Arthropode unbekannter Herkunft. Und wenn man schon dabei war, so mußte man auch feststellen, daß er selbst, Jon-Tom, geb. Jonathan Thomas Meriweather, eigentlich ein junger Mann von sechs Fuß und zwei Zoll Körpergröße war, ein bißchen hager, mit schulterlangem braunen Haar und nachdenklichem Gesichtsausdruck. Zum zweiten Mal blickte er zaghaft an sich selbst hinab. Seitdem diese Offenbarung ihn überwältigt hatte, hatte sich nichts verändert.
    Er war noch immer ein riesiger blauer Krebs.
    »Man hätte eigentlich erwarten sollen, mein Junge«, erklärte Clodsahamp in seinem entnervend herablassenden Ton, den er an sich hatte, »daß dir die Veränderung schon vorher aufgefallen wäre, aber ich nehme an, daß die Rückgewöhnung etwas länger dauert, wenn es sofort nach dem Aufwachen geschieht.«
    »Rückgewöhnung?« Er stand ziemlich dicht vor der Panik.
    »Was zum Teufel ist hier los? Was ist mit Ihnen passiert? Was ist mit Sorbl geschehen? Was...« Er gestikulierte mit einer Schere; doch sobald er sie vor sich schweben sah, riß er sie hastig zurück an den Körper, als ob diese Bewegung dafür sorgen könnte, daß sie verschwand. »Was ist mit allen passiert?«
    »Nun, mein Junge«, sprach der Hexer, während er zugleich seelenruhig mit seiner Zweitschere einen Augenstengel säuberte, als täte er dies jeden Morgen, »es hat den Anschein, als stünden wir vor einem Problem von großer Tragweite.«
    »O nein!« stöhnte Jon-Tom. Wenigstens hatte er vor zu stöhnen. Heraus kam aber ein pfeifendes Zischen. »Warum muß es denn ausgerechnet immer ein Problem von großer Tragweite sein? Können wir denn nicht einmal eins von kleiner Tragweite bekommen? Ein Problem von milder Tragweite? Ein Problem, das nur ganz einfache, geradlinige Lösungen verlangt?«
    »Du wirst hysterisch, mein Junge.«
    »Ich werde nicht hysterisch!« fauchte Jon-Tom. »Sarkastisch und wütend und vielleicht ein bißchen verrückt, aber nicht hysterisch.«
    In diesem Augenblick verschwand der riesige blaue Krebs, der ihm geduldig zugehört hatte. Die algen- und seetangübersäten Wände der Höhle taten das gleiche, ebenso das Meeresrauschen draußen und der zähe, klebrige Geruch der Salzgischt. Das purpurne und grüne Licht, das die Höhle erhellt hatte, wich einer warmen, undeutlichen Durchsichtigkeit. Clodsahamp der Hexer, der richtige Clodsahamp, saß keine sechs Fuß entfernt auf einem Schemel und musterte in aller Ruhe seinen jungen Gast.
    Hinter dem Hexer befand sich das weiche blondbraune Holz, das die Innenwände des großen Baumes bildete. Auch die Höhle war verschwunden, ersetzt durch die vertraute Umgebung seines eigenen Zimmers. Hier war sein Bett, dort standen sein Schreibtisch und sein Stuhl, drüben in der Ecke sah er das schlichte Spülbecken mit den Wasserhähnen. Auf wackligen Beinen erhob er sich, schritt zu dem Becken hinüber, drehte den Kaltwasserhahn voll auf und bespritzte Gesicht und Arme reichlich mit dem kalten Naß. Als er sich abtrocknete, spürte er erleichtert die weiche glatte Haut, die seine Arme bedeckte. Der harte Chitinpanzer war verschwunden. Er berührte den Kopf, spürte deutlich das erst vor kurzem gewaschene schulterlange Haar.
    Ich bin wieder ich, dachte er voller köstlicher Erleichterung. Die Welt war wieder normal. Doch war sie das wirklich? Was war dann mit dem Problem, das der Hexer angesprochen hatte?
    Jon-Tom wußte, daß der Schildkröt derlei Dinge nicht leichtfertig ins Spiel brachte, und der Ernst des Problems war ihm bereits hautnah vor Augen geführt worden.
    Na ja, egal. Sie würden die Sache schon schaffen, wie sie schon öfter derlei Sachen geschafft hatten. Clodsahamp würde wissen, wie man ihr begegnen mußte, was zu tun war. Sicher, er würde stöhnen und ächzen und jammern wegen der vielen kostbaren Zeit, die es ihm abverlangen würde, doch er
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