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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers
Autoren: Alan Dean Foster
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fühlst du dich heute morgen? Hast du irgendwelche Beschwerden? Kopfschmerzen vielleicht, oder Schwindelgefühl?«
    »Nichts.« Jon-Toms Augenstengel zuckten und tanzten vielsagend auf und ab. »Ich fühle mich großartig. Es ist ein wunderschöner Tag.« Er zögerte. »Außer...«
    »Außer was?« ermutigte ihn der Hexer fortzufahren.
    »Ach, eigentlich nichts. Es ist nur so, daß ich seit meinem Aufwachen heute morgen, nun ja... es läßt sich schlecht beschreiben. Ich fühle mich nicht hundertprozentig, obwohl ich mich eigentlich so fühlen sollte. Da ist irgend etwas, ein komisches Gefühl der... ich weiß es nicht. Ich fühle mich einfach nur nicht richtig.» »Du hast das Gefühl, daß irgend etwas nicht so ist, wie es sein sollte, kannst es aber nicht genauer definieren?«
    »Ja, genau! Fühlen Sie das gleiche?«
    »O ja. Ich glaube, ich bin davon sogar direkt aufgewacht.«
    Jon-Tom nickte aufgeregt. »Ich auch. Aber ich kann es einfach nicht festnageln.«
    »Ach, wirklich nicht? Ich hätte eigentlich gedacht, daß es dir inzwischen gelungen sei.«
    Bevor Jon-Tom etwas erwidern konnte, kam ein drei Fuß langer Tausendfüßler in die Höhle gewandert. Traurig blickte er an Clodsahamp empor, bevor er Jon-Tom einen Blick zuwarf. Der erkannte den Famulus sofort.
    »Sorbl! Du hast schon wieder getrunken! Ich dachte, du hättest dem Zeug entsagt.«
    »Tut mir leid.« Der Tausendfüßler taumelte auf die Mulde in der Höhlenmitte zu. »Aber als ich mich heute morgen im Spiegel erblickte, na ja... das kannst du dir ja vorstellen.«
    »Was kann ich? Was kann ich mir vorstellen?«
    Der Tausendfüßler ließ den betrübten Blick wieder zu seinem Herrn und Meister zurückschweifen. »Hat er immer noch nichts gemerkt?«
    »Was gemerkt?«
    »Dir fällt wirklich überhaupt nichts Ungewöhnliches auf?«
    fragte der Famulus ungläubig.
    »Etwas Ungewöhnliches? Nein, eigentlich nicht...« Und dann traf es ihn plötzlich so hart, als hätte er den Finger in eine Steckdose gesteckt. Das war nämlich sein Problem: Er bemerkte nichts. Bemerkte beispielsweise nicht, was mit dem Gehilfen des Hexers nicht stimmte. Sorbl war ein Eulerich, von ungefähr drei Fuß Größe, dazugehörigen Flügeln und großen gelben Augen, die meistens blutunterlaufen waren. Was er jedenfalls nicht war, war ein drei Fuß langer Tausendfüßler.
    »Heiliger Bimbam, Sorbl - was ist denn mit dir passiert?«
    Der Tausendfüßler starrte ihn fassungslos an. »Was mit mir passiert ist? Wie wäre es denn mal damit, was mit dir passiert ist? Oder hast du dich heute morgen noch gar nicht angeguckt?«
    Da er nicht die richtige Ausrüstung zum Stirnrunzeln hatte, begnügte Jon-Tom sich damit, seine kleinere Schere mehrmals klicken zu lassen, um das Ausmaß seiner Verwirrung anzuzeigen. Dann nahm er sich die Zeit, sich selbst zu inspizieren.
    Nichts Ungewöhnliches. Alles war an Ort und Stelle. Seine sechs Beine lagen säuberlich gefaltet unter ihm, die großen und kleinen Scheren waren vorgestreckt. Die Augenstengel gestatteten es ihm, jeden Teil seiner Anatomie zu begutachten. Oh, seine Palpen waren noch ein bißchen verschmutzt vom Frühstück, und auch sein Panzer konnte eine Reinigung vertragen, doch abgesehen davon schien alles in bester Ordnung.
    »Du weißt wohl immer noch nicht, was verkehrt ist, wie?« Clodsahamp hörte sich eher neugierig als vorwurfsvoll an.
    »Nein, weiß ich nicht.« Langsam ging diese Fragerei Jon- Tom auf die Nerven. »Ich weiß nicht, was geschehen ist, wodurch Sorbl verwandelt wurde, aber man kann wohl kaum von mir erwarten...«
    Verwandelt. Im Zusammenhang mit dem Unbehagen dieses Morgens bedeutete dieses Wort irgend etwas Wichtiges. Wandel. Veränderung. Andersartigkeit.
    In seinem Kopf klickte etwas. Es war, als wären seine Augen Linsen in einer-Kamera, die ganz und gar einem anderen gehörte, der nun soeben den Verschluß gelöst hatte.
    Noch einmal nahm er sich selbst gründlich in Augenschein; gründlich und ausgiebig. Dann begann er zu zittern, was nicht eben einfach ist, wenn man mit sechs Beinen ausgestattet ist, auf diesen liegt und zugleich sitzt. Die inneren Schwingungen waren beeindruckend. Schwindel? Clodsahamp hatte beim Eintreten danach gefragt. Jetzt war er im Begriff, seine Frage bestätigt zu bekommen.
    Jon-Tom starrte gleichzeitig in der Höhle umher und wünschte sich, daß ihn plötzliche Blindheit befallen mochte. Nicht nur Sorbl war verwandelt worden. Zunächst einmal lebte der Hexer Clodsahamp nicht in
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