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Die Pension Eva

Die Pension Eva

Titel: Die Pension Eva
Autoren: Andrea Camilleri
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Pension Eva?«
    »Ja. Sie ziehen so durchs Land, von einem Bordell zum anderen.«
     
    Zu Hause betrachtete Nenè sich skeptisch im Spiegel. Ja, schon, ein Flaum war zwar jetzt zu erkennen, aber er sah trotzdem aus wie ein eben geborenes Fohlen. Ein richtiger Bart ließ auf sich warten.
    Vielleicht sollte er sich eine Karnevalsmaske mit falschem Bart kaufen und so versuchen, in die Pension Eva zu kommen?
    Nein, es half nichts. Er musste warten, bis er achtzehn war. Oder auf einen glücklichen Zufall hoffen.
     
    Der glückliche Zufall ergab sich, weil Nenè so schlecht in Mathematik war. Eines Abends erzählte er seiner Mutter von seinem Klassenkameraden Matteo Argirò, einem rothaarigen, launischen Jungen, der wiederum sehr gut in Mathe war. Sein Vater war vor fünf Jahren gestorben, und seine Mutter, Bianca, etwa um die vierzig, konnte gerade so von der Rente ihres Mannes leben.
    »Wieso fragst du deinen Klassenkameraden nicht, ob er die Aufgaben mit dir zusammen macht? Vielleicht kann er dir manches erklären, und du begreifst endlich etwas mehr von dieser verdammten Mathematik«, sagte seine Mutter.
    Nenè überlegte ein paar Tage, bevor er Matteo schließlich fragte. Der antwortete schlicht:
    »Einverstanden.«
    Vom nächsten Tag an würde Nenè nach dem Mittagessen zu Matteo gehen.
    Die Wohnung war klein. Nenè und Matteo mussten sich zum Lernen ins Esszimmer setzen. Nach einer Weile kam Signora Argirò aus dem Schlafzimmer, gab Nenè zur Begrüßung die Hand und streichelte ihm übers Haar. Sie fragte die Jungen, ob sie etwas trinken wollten, was diese dankend verneinten, und verließ wieder das Zimmer. Beim Hinausgehen sagte sie an ihren Sohn gewandt, dass sic erst spät wiederkomme und dass in der Küche noch ein Topf Suppe stehe, die sie sich später aufwärmen könnten.
    Nenè war von der Witwe Argirò beeindruckt. Sie war blond, schlank, hochgewachsen, elegant geschminkt und duftete nach Orangenblüten. Ihre Augen waren grün. Und was für einen Blick sie ihm zugeworfen hatte! Sie hatte ihm nur kurz in die Augen gesehen, aber es war, als hätte sie ihn mit ihrem Blick ausgezogen.
    Als er das vierte Mal zu den Argiròs ging, stellte er fest, dass die Tür nur angelehnt war, als er gerade klingeln wollte. Er klopfte und hörte drinnen Signora Bianca rufen:
    »Nenè, bist du’s?«
    »Ja, Signora.«
    »Komm rein und schließ die Tür hinter dir. Ich habe sie für dich offen gelassen. Ich nehme gerade ein Bad.«
    Deswegen war Signora Bianca nicht an die Tür gekommen. Sie lag nackt in der Badewanne.
    »Matteo kommt bestimmt gleich nach Hause.«
    Nenè setzte sich an den Tisch im Esszimmer, schlug Buch und Heft auf und begann mit den Hausaufgaben.
    Aber er konnte sich nicht konzentrieren. Er hörte das Wasser plätschern und stellte sich vor, wie sich Signora Bianca die Brüste und zwischen den Beinen einseifte. Er fing an zu schwitzen.
    Wann kam Matteo endlich nach Hause? Nenè hörte Signora Bianca jetzt ganz in der Nähe Amapola summen. Offenbar hatte sie das Bad verlassen und war in ihrem Schlafzimmer. Mit einem Mal hörte sie auf zu singen.
    »Nenè, kannst du bitte einen Augenblick herkommen?«
    Signora Bianca saß am Fußende ihres Bettes vor einem kleinen Tisch mit Spiegel. Auf dem Tisch standen Parfümflaschen, Crèmes, allerlei Töpfe mit Pinselchen, Kämmen und Bürsten. Sie hatte sich ein Handtuch über die Schulter geworfen, das in Höhe ihrer Brüste von einer Nadel zusammengehalten wurde, ein weiteres bedeckte Bauch und Oberschenkel. Das war alles, was sie trug.
    Nenè bebte innerlich. Signora Bianca sah ihn im Spiegel an, schien aber von seiner Erregung nichts zu merken. Sie war gerade dabei, sich die Augen zu schminken.
    »Wärst du so nett, mir die Schultern zu pudern?«
    »J … aa.«
    »Danke«, sagte Signora Bianca, öffnete die Nadel und hielt sich jetzt das Handtuch vor die Brüste. »Der Puder ist in der Dose dort drüben.«
    Nenè nahm die Dose und gab etwas Puder auf ihre Schultern. Sie zitterte ein wenig. Dann ließ sie das Handtuch fallen und sagte:
    »Und jetzt die Brüste, bitte.«
    Ohne ihn anzusehen, fuhr sie fort, sich die Augen zu schminken. Nenè tat, worum die Signora ihn gebeten hatte. Er stand dabei dicht hinter ihr und betrachtete ihre Brüste im Spiegel. Er merkte, wie sich bei ihm untenherum etwas regte. Dabei hielt er die Puderquaste nur mit zwei Fingern, damit er ja nicht ihre Haut streifte. Schon die leichteste Berührung hätte Schaden anrichten können.
    Ein
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