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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung
Autoren: James Patterson
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mir vor, wie sie hinter ihrer Vierhundert-Dollar-Chanel-Sonnenbrille über mich lachte.
    »Übrigens«, sagte sie und drehte sich plötzlich um, »es gab mal einen Film. Humoresque . Mit Joan Crawford. Sollten Sie reinschauen.«
    An jenem Abend lieh ich mir Humoresque aus. Er endete damit, dass die Heldin ins Meer ging und sich ertränkte.

    Am Mittwoch kam Tess wieder. In dem schwarzen Badeanzug und mit dem Strohhut sah sie sogar noch sexyer aus. Sie wirkte nicht traurig. Wir schwammen ein Stück zusammen, und ich bot ihr an, ihr Bodysurfen beizubringen. Eine Weile machte sie mit. Als ich sie losließ, sprang sie auf eine passende Welle und ließ sich wie ein Profi auf dem Kamm treiben. Vom Ufer aus machte sie sich über mich lustig. »Ich bin aus Australien, du Dummkopf. Wir haben auch unseren Palm Beach. Gleich hinter dem Whale Beach nördlich von Sydney.«
    Wir verabredeten uns zwei Tage später zum Mittagessen im Brazilian Court. Dort wohnte sie, in einem der schicksten Hotels der Stadt ein paar Blocks von der Worth Avenue entfernt. Diese beiden Tage waren wie eine Ewigkeit für mich. Jedes Mal, wenn mein Handy klingelte, befürchtete ich, dass sie unsere Verabredung absagte. Aber das tat sie nicht. Wir trafen uns im Café Boulud, wo man schon einen Monat vorher reservieren musste, sofern man nicht Rod Stewart oder so jemand war. Ich war nervös wie ein kleiner Junge vor seiner ersten Verabredung. Sie saß bereits in einem aufreizenden, schulterfreien Kleid an einem Tisch. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Wir hatten es nicht einmal bis zum Dessert geschafft.

3
    »Hm, ich glaube, das war einer der zehn besten Nachmittage meines Lebens.« Ich verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und kitzelte Tess spielerisch mit meinen Zehen. Nebeneinander ausgestreckt, lagen wir in ihrer Hotelsuite auf dem riesigen Bett.
    »Dann warst du also Rettungsschwimmer am Midtown Beach«, begann sie. »Bevor du dich hast einfangen lassen. Was treibt ein Rettungsschwimmer so - in Palm Beach?«
    Ich grinste, weil Tess es mir offensichtlich so einfach machte. »Ein guter Rettungsschwimmer ist ein wahrer Wassermensch«, erklärte ich mit einem Zwinkern. »Wir behalten das Wasser im Auge. Ist es spiegelglatt oder aufgewühlt? Gibt es Riffe? Sanfte Wellen, die auf Brandungsrückströme hinweisen? Wir machen die verschlafenen Sonnenanbeter darauf aufmerksam, dass sie sich umdrehen sollen, damit auch die andere Seite verbrutzelt. Übergießen nach einem Zusammenstoß mit einer Qualle die schmerzende Stelle mit Essig. Solche Sachen eben.«
    »Aber jetzt lässt du dich aushalten?« Sie grinste.
    »Das wäre vielleicht eine Möglichkeit«, antwortete ich.
    Sie drehte sich zu mir um. Aus ihren Augen sprach der reine Ernst. »Du weißt, dass ich gesagt habe, dein Glück würde sich wenden, Ned. Kann sein, dass das für mich auch zutrifft.«
    Ich konnte nicht glauben, dass jemand wie Tess McAuliffe tatsächlich so etwas zu mir sagte. Alles an ihr war erstklassig und erlesen. Ich meine, ich war nicht unbedingt ein Durchschnittsmensch. Ich wusste: Würde ich mitspielen, würde ich als ganzer Kerl auf der Bühne stehen. Aber wie ich sie so in den Armen hielt, konnte ich mir nicht vorstellen, was in ihrem Leben sie so traurig gemacht hatte. Was hatte sich an jenem ersten Tag am Strand hinter ihren Augen verborgen?

    Langsam wanderte mein Blick zur antiken Uhr auf dem ausgeklappten Schreibtisch gegenüber dem Bett. »O Gott, Tess!«
    Es war fast fünf. Der Nachmittag war vorbei. »Ich weiß, dass ich meine Worte bereuen werde … aber ich muss gehen.«
    Wieder machte sie dieses traurige Gesicht von neulich. Dann seufzte sie. »Ich auch.«
    »Sieh mal, Tess«, sagte ich, während ich mit einem Bein in meine Jeans schlüpfte, »ich wusste nicht, dass das heute passieren würde, und ich muss noch was erledigen. Kann sein, dass wir uns ein paar Tage nicht sehen. Aber hinterher werden einige Dinge anderes sein.«
    »Anders? Wie anders?«
    »Mit mir. Zu allererst werde ich die Menschen am Strand nicht mehr vor Problemen bewahren müssen.«
    »Ich mag es, wenn du die Menschen am Strand vor Problemen bewahrst.« Tess lächelte.
    »Ich meine, ich werde frei haben. Um alles zu tun, was du willst.« Ich begann, mein Hemd zuzuknöpfen und mich nach meinen Schuhen umzublicken. »Wir könnten irgendwo hinfahren. Auf die Inseln. Hört sich das nicht gut an?«
    »Klar hört sich das gut an.« Jetzt wirkte ihr Lächeln etwas unschlüssiger.
    Ich gab ihr
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