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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung
Autoren: James Patterson
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trinkende Australier und Briten wirklich, wen ich meinte.
    An diesem Dienstag saß ich auf der Strandmauer, nachdem ich die Hütte und den Pool der Villa meines Arbeitgebers geputzt hatte. Ich war der Teilzeit-Pooljunge und Teilzeit-Bote von Mr. Sol Roth - von seinen Freunden Sollie genannt. Er besaß eines dieser weitläufigen Häuser im Floridastil, die man vom Strand nördlich des Breakers Hotel aus sieht und bei denen man sich fragt: Mann, wem das wohl gehört?
    Ich reinigte den Pool, polierte Sollies Oldtimer-Sammlung, holte die von seinen Freundinnen Cheryl und Julie speziell für ihn ausgewählten Krimis aus dem Buchladen und spielte sogar manchmal am Ende des Tages am Pool ein paar Runden Rommé mit ihm. Er hatte für mich ein Zimmer über der Garage gemietet.
    Sollie und ich hatten uns im Ta-boó kennen gelernt, wo ich an den Wochenenden kellnerte. Damals war ich auch Teilzeit-Rettungsschwimmer am Midtown Beach. Sollie hatte mir, wie er gerne witzelte, ein Angebot gemacht, das ich nicht hatte ausschlagen können.
    Es gab einmal eine Zeit, in der ich das College besucht, es mit dem »echten Leben« probiert hatte. Ich hatte sogar an einer Schule oben im Norden eine Weile unterrichtet, bis auch das vorbei war. Wahrscheinlich würden meine Kumpel hier schockiert sein, dass ich schon fast meinen Master in der Tasche
gehabt hatte. In Sozialpädagogik an der Boston University. »Ein Master in was?«, würden sie wohl fragen. »In Strandmanagement?«
    Also saß ich an jenem herrlichen Tag auf der Strandmauer. Ich winkte Miriam zu, die nebenan im großen Mediterranean Hotel wohnte und ihre Yorkshire-Terrier Nicholas und Alexandra am Strand spazieren führte. Ein paar Kinder surften etwa hundert Meter weit draußen auf dem Meer. Ich dachte, ich könnte eine Trainingseinheit einlegen: eineinhalb Kilometer den Strand entlangrennen, zurückschwimmen, dann wieder auf Tempo einmal hin- und herrennen. Immer mit dem Blick aufs Meer.
    Dann war sie auf einmal da - wie im Traum.
    In einem tollen blauen Bikini knöcheltief im Wasser. Ihr langes, rötlich-braunes Haar oben zu einem Knoten zusammengesteckt, aus dem einzelne Strähnen herausfielen.
    Mein erster Eindruck war allerdings, dass sie von etwas Traurigem umgeben war. Geistesabwesend starrte sie zum Horizont. Ich dachte, sie würde sich die Augen tupfen.
    Mir schoss dieses Bild durch den Kopf: Strand, Wellen, hübsches, liebeskrankes Mädchen - als würde sie gleich was Verrücktes tun!
    An meinem Strand.
    Also rannte ich zu ihr. »Hey …«
    Ich schützte meine Augen mit der Hand und blinzelte in dieses traumhafte Gesicht. »Wenn Sie denken, was ich denke, was Sie denken, würde ich es Ihnen nicht raten.«
    »Was soll ich denken?« Überrascht blickte sie zu mir auf.
    »Ich weiß nicht. Ich sehe ein hübsches Mädchen am Strand, das sich Tränen aus den Augen wischt und liebeskrank aufs Meer hinausblickt. Gab’s da nicht mal so einen Film?«
    Sie lächelte. Jetzt war ich mir sicher, dass sie geweint hatte. »Sie meinen, wo das Mädchen an einem heißen Nachmittag zum Schwimmen geht?«

    »Genau«, bestätigte ich mit einem Achselzucken. Plötzlich war ich verlegen. »Den meine ich.«
    Um ihren Hals hing ein dünnes Goldkettchen, ihre Haut war perfekt gebräunt. Ein Akzent, vielleicht britisch. Gott, sie war echt der Hammer.
    »Wollte nur ein bisschen aufpassen. Ich mag keine Unfälle an meinem Strand.«
    »Ihr Strand?«, fragte sie und blickte zu Sollies Haus hinauf. »Dann ist das auch Ihr Haus?« Sie lächelte. Sicher spielte sie mit mir.
    »Klar. Sehen Sie das Fenster über der Garage? Da, so können Sie es sehen.« Ich schob sie ein Stück. »Durch die Palmen hindurch. Wenn Sie sich etwas rüberbeugen …«
    Wie als Antwort auf meine Gebete lachte sie.
    »Ned Kelly.« Ich streckte ihr meine Hand entgegen.
    »Ned Kelly? Wie der Geächtete?«
    Ich war von den Socken. Nie zuvor hatte das jemand zu mir gesagt. Wie vom Donner gerührt, grinste ich sie an. Habe wahrscheinlich noch nicht mal ihre Hand losgelassen.
    »Sydney. New South Wales«, stellte sie sich mit ihrem australischen Akzent vor.
    »Boston.« Ich grinste zurück.
    Und so hatte es angefangen. Wir unterhielten uns noch eine Weile. Darüber, dass sie schon ein paar Monate hier lebte und lange Spaziergänge am Strand unternahm. Sie sagte, es könne sein, dass sie am nächsten Tag wieder hier entlangkäme. Und ich meinte, es könne sein, dass ich auch wieder da wäre. Als ich ihr hinterherblickte, stellte ich
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