Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
einen langen Kuss. Einen, der sagte: Danke für diesen wundervollen Nachmittag. Dann nahm ich alle Kraft zusammen, um mich loszueisen. Schließlich gab es Menschen, die auf mich zählten.
    »Denk dran, was ich gesagt habe. Nicht bewegen. Nicht mal blinzeln. Genauso will ich mich an dich erinnern.«
    »Was hast du vor, Ned Kelly? Eine Bank ausrauben?«
    Ich stand an der Tür und warf Tess einen langen Blick zu. Es machte mich doch tatsächlich an, dass sie mich so etwas fragte. »Weiß nicht«, antwortete ich mit einem Grinsen. »Aber ein Mann muss tun, was er tun muss.«

4
    Keine Bank, dachte ich, als ich in mein altes Bonneville-Kabrio stieg, in Richtung Brücke nach West Palm fuhr und mich wie im siebten Himmel fühlte. Aber beinahe hätte Tess ins Schwarze getroffen. Es ging um eine Sache, die garantiert und auf einen Schlag mein Leben ändern würde.
    Wie gesagt, ich stamme aus Brockton. Der Heimat der Boxchampions Marvin Hagler und Rocky Marciano. Vierter Bezirk, Perkins Avenue, auf der anderen Seite der Bahnlinie. Dort gibt es Wohnviertel und dann den Busch, wie mir jeder aus Brockton beipflichten wird.
    Während meiner Kindheit und Jugend hatten die Menschen behauptet, Brockton bestehe zu einem Viertel aus Schwarzen, einem Viertel aus Italienern, einem Viertel aus Schweden und Polen und einem weiteren »Viertel« aus etwas, mit dem keiner was zu tun haben wollte. Ärmliche Gegenden mit heruntergekommenen Reihenhäusern, Kirchen, den Ruinen stillgelegter Fabriken.
    Und der Busch war echt die Härte. Wir hatten Gangs. Kämpften jeden Tag. Solange niemand einen Knochenbruch erlitt, nannten wir es nicht einmal Kampf. Die Hälfte der Kinder, die ich kannte, landete in Besserungsanstalten oder Jugendgefängnissen. Die Guten absolvierten ein paar Kurse am Junior College oder fuhren ein Jahr lang in den Nordosten hoch, bevor sie ins Restaurant ihres Vaters einstiegen oder für die Stadt als Polizisten oder Feuerwehrleute arbeiteten. Solche Menschen scheint Brockton massenweise hervorzubringen. Und Kämpfer.
    Ach ja, und Gauner.
    Es war ja nicht so, dass sie unbedingt schlechte Menschen waren. Sie bezahlten ihre Miete. Sie heirateten und gingen mit
ihrer Familie am Geburtstag und zur Kommunion zum Essen aus wie alle anderen auch. Ihnen gehörten Kneipen, und sie traten dem Rotary Club bei. Am Sonntag grillten sie und schrieen sich für die Sox und die Pats die Kehle aus dem Leib. Sie schlossen nur zur selben Zeit noch ein paar Wetten ab. Oder setzten gestohlene Autos an Hehler ab. Oder schlugen hin und wieder einem armen Wichser den Schädel ein.
    Mein Vater war so eine Sorte Mensch. Verbrachte mehr Zeit oben im Souza-Gefängnis in Shirley als an unserem Esstisch. Jeden Sonntag banden wir uns eine Krawatte um und zwängten uns in den Dodge, um ihn in seinem orangefarbigen Gefängnis-Overall zu besuchen. Ich habe hundert solcher Typen kennen gelernt. Und tue es immer noch.
    Was mich auf Mickey, Bobby, Barney und Dee bringt.
    Ich kenne sie schon, so lange ich denken kann. Wir wohnten alle nur höchstens vier Straßenblocks auseinander. Zwischen Leyden Street, Edson Street und Snell Avenue. Wir wussten alles voneinander. Mickey war mein Cousin, der Sohn von meinem Onkel Charlie. Statur eines Drahtkleiderbügels, rote Locken, aber ein Dreckskerl, wie es in Brockton sonst keinen gab. Er war sechs Wochen älter als ich, tat aber so, als wären es sechs Jahre. Brachte mich öfter in Schwierigkeiten, als ich zählen kann - und half mir noch öfter heraus. Bobby war Mickeys Cousin, aber nicht meiner. Er war wie ein großer Bruder für mich, seit mein eigener großer Bruder gestorben war - bei einer Schießerei. Dee war Bobbys Frau, und niemand konnte sich erinnern, seit wann sie schon zusammen waren. Barney war so ungefähr das lustigste menschliche Wesen, das mir je begegnet war. Er war während meiner Zeit an der Highschool auch mein Beschützer gewesen.
    Im Sommer arbeiteten wir auf Martha’s Vineyard - hinter der Bar, als Kellner, oder hin und wieder, indem wir einen »Job« übernahmen, um die Rechnungen bezahlen zu können. Im Winter kamen wir hier runter. Wir parkten die Autos in den
Clubs, fuhren auf Touristenbooten mit, spielten Hotelpagen oder servierten für Catering-Firmen.
    Vielleicht würde jemand mit einem konventionellen Leben sagen, wir seien ein übler Haufen gewesen. Aber er hätte Unrecht. Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, wie es immer heißt. Und dieser Haufen war viel mehr meine Familie als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher