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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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hinab
    Stürmenden Sprungs, wieder zum Staub
    Reiß ich den schwerstürzenden Fuß,
    Daß er die Flucht versagt – unaussprechliches Elend!)
     
    Vierte Strophe
     
    Er weilt! Doch wir, listenreich und endesstark, eingedenk der Schuld, wir Graunvollen,
    Den Menschen unerbittlich, unerfreuliches Geschäft
    Lieget uns ob, ein ehrlos gottverwiesnes, sonnenlichtfliehndes,
    Schwer zu erklimmen mit sehenden Augen,
    Gar dem blöden Blicke schwer!
     
    Vierte Gegenstrophe
     
    Wo ist ein Mensch, welcher nicht entsetzte, nicht bangte, wann er mein Gesetz anhört?
    Das, gottbeschieden, Moira mir zu endigen gebot;
    Doch es gehören alte Würden mein, ich gelte nicht ehrlos,
    Ward mir auch unter der Erden die Heimat,
    Tief in sonnenleerer Nacht!
     
    Athene kommt durch die Luft daher mit Schild und Lanze.
     
    ATHENE.
    Fernher vernommen hab ich einer Stimme Ruf,
    Da ich Besitz nahm von Skamandros' Uferland,
    Das dort die Fürsten der Achaier und Mächtige
    Mit ihrer Speere Beuten einem reichen Teil,
    Mit Baum und Grashalm mir geweiht auf immerdar,
    Den Kindern Theseus' zum erlesenen Eigentum.
    Von dort mit nimmermüdem Fuße flog ich her
    Ohn Flügel, meiner Ägis Schoß weit aufgesaust,
    Jungkräftge Rosse diesem Wagen vorgeschirrt.
    Doch nun, da den Besuch ich seh in meiner Stadt,
    So macht's mich bang nicht, aber wundernimmt's den Blick.
    Wer seid ihr? Beide red ich euch mit einem an,
    Dich, fremder Flüchtling, der du sitzt an meinem Bild,
    Und euch, Gebornen keines seienden Stammes gleich,
    Göttinnen weder, wie des Gottes Blick sie schaut,
    Noch auch vergleichbar mit der Gestalt der Sterblichen.
    Doch Schmähn des Nächsten wegen Mißgestalt, es ist
    Gerechtem Sinn fremd und der guten Sitte fern.
    CHORFÜHRERIN.
    Erfahre du, Zeus' Tochter, alles kurzgedrängt:
    Wir sind die Kinder der geheimnisvollen Nacht,
    Die Flüche heißt man unten uns im Schattenreich.
    ATHENE.
    Ich kenne deines Namens Sinn und dein Geschlecht.
    CHOR.
    Von meinen Ehren auch vernimm und meinem Amt!
    ATHENE.
    So laß mich hören und erklär es deutlich mir.
    CHOR.
    Die Menschenmörder treiben wir aus Haus und Hof.
    ATHENE.
    Und wo erreicht der Mörder seiner Flucht ein Ziel?
    CHOR.
    Wo keine Stätte keiner Freude wird gegönnt!
    ATHENE.
    Und gleiche Flucht schreist heisren Rufs du diesem nach?
    CHOR.
    Ja, seiner Mutter Mörder wählte der zu sein!
    ATHENE.
    War keine Pflicht sonst, deren Zorn er fürchtete?
    CHOR.
    Wo ist ein Stachel, mächtig bis zum Muttermord?
    ATHENE.
    Zwei sind zu hören; deinen Teil vernahm ich jetzt.
    CHOR.
    Doch keinen Eid ablegen wird er noch empfahn!
    ATHENE.
    Gerecht genannt sein willst du lieber als es sein?
    CHOR.
    Wie das? Belehr mich; denn an Weisheit bist du reich.
    ATHENE.
    Durch Eide sieget nimmermehr, was nicht gerecht.
    CHOR.
    So forsche selbst nach und gerecht entscheide dann.
    ATHENE.
    Mir übergeben also ist des Streites Spruch?
    CHOR.
    Jawohl, ich ehre würdig dich mit Würdigem.
    ATHENE.
    Was willst du, Fremdling, dem erwidern deinerseits?
    Nenn deine Heimat, dein Geschlecht, dein Mißgeschick,
    Sodann entferne solcher Schuld Vorwurf von dir,
    Und ob vertrauend deinem Recht an meinem Bild
    Du sitzt und wachest meinem heilgen Herde nah
    Als Schutzgewärtger, heilig, wie Ixion einst.
    So gib mir Antwort und erklär es deutlich mir!
    ORESTES.
    Herrin Athene, aus dem letzten, was du sprachst,
    Laß mich zuerst fortwischen eine große Sorg.
    Nicht schuldbefleckt mehr sitz ich hier, nicht haftet Blut
    An dieser Hand mehr, die an deinem Bilde lehnt;
    Ein großes Zeugnis dessen will ich kund dir tun:
    Brauch ist's, daß stumm bleibt, wer die Hand in Blut getaucht,
    Bis daß ein andrer, ihn der Schuld zu reinigen,
    Ein saugend Tier ihm opfertötend bluten läßt;
    Und so gesühnet ward in fremden Häusern ich
    Bereits mit blutgem Opfer und mit heilgem Guß.
    So scheuch ich diese Frage fort aus deinem Sinn.
    Nun meine Heimat höre noch und mein Geschlecht:
    Aus Argos bin ich, meinen Vater kennst du wohl,
    Agamemnon, jener Seegeschwader König einst,
    Mit dem du Trojas stolze Feste niederwarfst;
    Bei seiner Heimkehr aber kam er traurig um,
    Denn meine Mutter, die verderbensinnende,
    Hat ihn erschlagen unter buntgewirktem Netz,
    Drin sie ihn einfing; Mordes Zeuge war das Bad.
    Drauf als ich heimkam, denn zuvor war ich verbannt,
    Erschlug ich, die mich geboren, leugnen will ich's nicht,
    Des teuren Vaters Mord mit Mord zu züchtigen.
    Und alles dessen trägt Apollon mit die Schuld,
    Der herzzergeißelnd Leiden mir
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