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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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belehrt,
    Von vieler Sühnung, weiß auch, wo zu reden recht
    Und wo zu schweigen. Aber wie sich jetzt es fügt,
    Zu sprechen trug mir da ein weiser Lehrer auf;
    Nun schläft die Blutschuld meiner Hand und trocknet auf;
    Hinweggewaschen ist des Muttermordes Greul;
    Auf Phoibos' Altar ward das Blut, noch war es frisch,
    Von mir genommen durch der Opferferkel Blut.
    Viel Worte braucht ich, wenn ich alle nennete,
    Die mir Gemeinschaft unbeschadet schon gegönnt;
    Es macht die Zeit mitalternd uns von allem rein.
    Nun aber ruf ich lautren, freudigen Mundes an
    Die Herrin dieses Landes Athenaia; sie
    Nah mir zum Beistand, und sie wird dann sonder Kampf
    Zu Freunden, kampfverbundnen, treu bewähreten,
    Mich selbst gewinnen, meine Stadt und Argos' Volk.
    Drum ob im fernen Uferlande Libyas
    Am Busen Tritons, ihrer väterlichen Flut,
    Den Fuß sie beuget oder hochhinschreitend eilt
    Zum Schirm der Ihren oder ob sie Phlegras Feld
    Gleich rüstgem Feldherrn scharenordnend überschaut,
    Sie komme – fern auch hört mich doch der Göttin Huld –,
    Auf daß sie von mir nehme diese letzte Schuld!
    CHOR.
    Nicht kann Apollon, nicht Athenes heilge Kraft
    Dich schützen, daß du nicht, von meiner Wut verfolgt,
    Verkommst, vergissest, wo im Herzen Freude weilt –
    Du meine Weide, Blutes leer, ein Schatten du!
    Nichts widersprichst du, du verabscheust alles Wort,
    Der mir du gefüttert, mir anheimgefallen bist?
    Lebendig mußt du mich laben, nicht geopfert erst!
    Hör unsren Reigen, dich zu fesseln und zu fahn!
     
    So beginnet und schlinget den Reigen um ihn;
    Denn es ist an der Zeit,
    Ihm den grausen Gesang zu erheben!
     
    Zu verkünden den Teil in der Menschen Geschick,
    Den unsere Schar austeilt und bewacht,
    Und gerecht zu entscheiden erfreut uns!
     
    Denn welcher die Hand schuldrein sich bewahrt,
    Auf den niemals stürzt unsere Wut;
    Gramlos durchwallt er sein Leben.
     
    Wer aber, wie der dort, frevelbewußt
    Die blutige Hand uns sucht zu entziehn,
    Da treten wir laut als Zeugen der Schuld
    Den Erschlagenen auf und erweisen ihm uns
    Graunvoll als Rächer der Blutschuld!
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Mutter, die du mich gebarst, Nacht du,
    Mutter der Qualen dem Blinden, Sehnden, oh! hör uns!
    Sieh, es schuf Letos Sohn Spott und Hohn, Schimpf und Schmach uns,
    Raubet uns unsren Fang,
    Muttermordschuldig Wild, das mit Blut gemarket ist!
    Drum um den Mordtriefenden dort schlingt den Gesang,
    Taumelbetört, grausenverstört bis zum Wahnsinn!
    Schlingt Erinnyenfestgesang,
    Harfenlos, den Sinn zu fahn, welk zu dörren Menschenkraft!
     
    Erste Gegenstrophe
     
    Solches Los hat mir die grausame
    Moira gesponnen, daß ich es treu stets wahre:
    Wessen Haupt selbst sich gottlosen Blutfrevel auflud,
    Solchem nach jagen wir,
    Bis ihn Nacht birgt, und frei laß ich auch im Tod ihn nicht!
     
    Drum um den Mordtriefenden dort schlingt den Gesang,
    Taumelbetört, grausenverstört bis zum Wahnsinn!
    Schlingt Erinnyenfestgesang,
    Harfenlos, den Sinn zu fahn, welk zu dörren Menschenkraft!
     
    Zweite Strophe
     
    Als wir geboren, da wurde befohlen uns dies Amt,
    Aber zugleich, den Unsterblichen nimmer zu nahen.
    Ihr Mahl teilen wir niemals;
    Und weißglänzend Gewand,
    Mir ist es versaget, gemißgönnt!
     
    Untergang gehöret mein,
    Wenn im Geschlecht, das ihn genährt,
    Ares dahinmordet den Freund;
    Hinter ihm her fliegen wir schwer;
    Wie er in Kraft auch blüht, wir vertilgen ihn blutig.
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    Aber es sehnt mich, daß einer mir endige dies Amt,
    Rechte der Seligen meinem Verlangen gewähre,
    Eh ich muß zu Gericht gehn!
    Denn uns blutige Schar,
    Uns scheußliche, bannete Zeus, fern
    Seiner Nähe stets zu sein!
     
    (Untergang gehöret mein,
    Wenn im Geschlecht, das ihn genährt,
    Ares dahinmordet den Freund;
    Hinter ihm her fliegen wir schwer;
    Wie er in Kraft auch blüht, wir vertilgen ihn blutig!)
     
    Dritte Strophe
     
    Menschenruhm, wie herrlich man droben ihn preise,
    Bis in die Gruft hin verkümmert, verödet er elend
    Unserer schattengewandigen Beutegier,
    Unsrer Sohle neideswildem Tanz!
     
    Wieder darum jag ich hinab
    Stürmenden Sprungs, nieder zum Staub
    Reiß ich den schwerstürzenden Fuß,
    Daß er die Flucht versagt – unaussprechliches Elend!
     
    Dritte Gegenstrophe
     
    Stürzt er dann, nicht sieht er's in blinder Zerrüttung;
    Also im Dunkel umschwärmt ihn ein gieriges Hassen;
    Und unermeßlichen Nebel, umnachtenden,
    Gießt vielschreinder Schmerz um sein Geschlecht!
     
    (Wieder darum jag ich
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