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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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der Vater, aber sie bewahrt das Pfand,
    Dem Freund die Freundin, wenn ein Gott es nicht verletzt.
    Mit sichrem Zeugnis will ich das bestätigen:
    Denn Vater kann man ohne Mutter sein – Beweis
    Ist dort die eigne Tochter des Olympiers Zeus,
    Die nimmer eines Mutterschoßes Dunkel barg,
    Und dennoch kein Gott zeugte je ein edler Kind.
    Ich aber, Pallas, werde, wie ich's kann und weiß,
    Groß machen dein Volk, deine Stadt zu aller Zeit.
    So sandt ich diesen her in deines Tempels Schutz,
    Auf daß er treu dir würde jetzt und immerdar,
    Daß du dir, Göttin, ihn gewännst zum Bundesfreund
    Und alle nach ihm, und es bleibe ewiglich,
    Daß treu dem Bund sei'n alle Nachgeborenen!
    ATHENE.
    Und so gebiet ich, werft nach eurem Sinn den Stein
    Gerechten Urteils; denn des Wortes ist genug!
    CHOR.
    Wir selber haben abgeschossen jeden Pfeil;
    Zu hören harr ich, wie der Kampf gerichtet wird!
    ATHENE.
    Wie soll ich's fügen, daß ich euch sei tadellos?
    CHOR.
    Ihr hörtet, was ihr mußtet; jetzt in tiefer Brust
    Erwägt das Urteil, Freunde, eures Schwurs gedenk!
    ATHENE.
    Hört mein Gesetz nun, Männer, Volk von Attika,
    Der ersten Klage Richter um vergossen Blut!
    Es soll des Aigeus Bürgern dieses Tribunal
    Für alle Zukunft fürder bleiben und bestehn.
    Denn dieser Areshügel, der Amazonen Ort
    Und Lager, als sie gegen Theseus neidempört
    Zu Felde zogen, unsrer neugebauten Stadt,
    Der hochgetürmten, gegentürmten ihre Burg
    Und sie dem Ares weihten, dessen Namen nun
    Der Berg Areiospagos trägt – hier soll des Volks
    Ehrwürdigkeit und eingeborne, fromme Scheu
    Dem Frevel wehren, beides nächtens und am Tag,
    Wenn nicht die Bürger selbst verletzen mein Gesetz.
    Wer klares Wasser trübet mit unwürdigem
    Zuguß und Schmutz, der schöpft sich fürder keinen Trunk.
    Nicht unregiert und nicht gewaltbeherrscht zu sein,
    Das sei dem Volk, fürsorgend rat ich's, hoch und wert!
    Und nicht entfernt euch alles Mächtge aus der Stadt;
    Denn welcher Mensch bleibt, wenn er nichts mehr scheut, gerecht?
    Und scheut gerecht ihr dieses Rats Ehrwürdigkeit,
    Des Landes Bollwerk, eures Staates Kraft und Heil,
    So nennt ihr euer, was der Menschen keiner hat,
    Der Skythe weder noch des Pelops nahes Land.
    Goldunbestechlich hab ich dieses Tribunal,
    Unschuldvertretend, zornesschnell, den Schlafenden
    Zur immerwachen Hut des Landes eingesetzt.
    Nach dieser Weisung, die für alle Zeit hinaus
    Gegeben meinem Volke sei, erhebet euch,
    Nehmt euer Steinchen und entscheidet diesen Streit,
    Des Schwurs in Ehrfurcht denkend. Alles wißt ihr nun!
    CHOR.
    Doch nehmt den Rat an, nimmer unsre grause Schar
    Aus eurem Lande fortzuweisen schmachverdammt!
    APOLLON.
    Und ich gebiet euch, ehrt und fürchtet wohl des Zeus
    Und mein Orakel und beraubt es nicht der Frucht!
    CHOR.
    Ins Amt des Blutes mischst du unberufen dich!
    Nicht lauter mehr weissagen kannst du, wenn du weilst!
    APOLLON.
    Mein Vater hat wohl auch gefehlt in seinem Rat,
    Als er Ixion ersten Mordes reinigte?
    CHOR.
    Du sagst es! Und wird unser Recht uns nicht zuteil,
    Heimsuchen furchtbar werden dann wir dieses Land!
    APOLLON.
    Doch unter allen jung und alten Göttern giltst
    Du ewig ehrlos; mein gehören wird der Sieg!
    CHOR.
    Desselbengleichen tatest du in Pheres' Haus:
    Du zwangst die Moira, daß sie die Toten wiedergab!
    APOLLON.
    So wär es nicht recht, wohlzutun dem, der mich ehrt,
    Vor allem aber, wenn des Beistands er bedarf?
    CHOR.
    Darnieder stürzest du die Mächte grauer Zeit,
    Uralten Göttern stiehlst du, stiehlst uns unser Mahl!
    APOLLON.
    Du, bald des Siegs verlustig in des Streites Spruch,
    Speist Geifer, deinen Feinden nicht entsetzlich mehr!
    CHOR.
    Wenn du, der Jüngling, mich, die Greise, niederrennst,
    So will ich doch zu hören warten ihren Spruch,
    Selbst unentschlossen, Zorn zu hegen dieser Stadt.
    ATHENE
als letzte zur Urne tretend.
    Mein ist es, abzugeben einen letzten Spruch,
    Und für Orestes leg ich diesen Stein hinein.
    Denn keine Mutter wurde mir, die mich gebar,
    Nein, vollen Herzens lob ich alles Männliche,
    Bis auf die Ehe; denn des Vaters bin ich ganz.
    Darum des Weibes Los begünstgen werd ich nie,
    Die umgebracht hat ihren Mann, des Hauses Hort.
    Es sieg Orestes auch bei stimmengleichem Spruch! –
    So schüttet denn die Steinchen aus den Urnen hin,
    Wieviel von euch, ihr Richter, dieses Amt versehn!
    ORESTES.
    Phoibos Apollon, wie entschieden wird es sein?
    CHOR.
    O Mutter, schwarze Nacht, und siehst du, was geschieht?
    ORESTES.
    Nun Tod von Henkershänden
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