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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler
Autoren: Gerd Scherm
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Empfangshalle des Palastes von Kalala versammelten sich die Tajarim. Seshmosis hatte den Schrein von GON auf eine Stele gestellt und zelebrierte nun eine besondere Stunde des Dankes, um die Rückkehr nach Byblos zu feiern und zu würdigen. Dabei gedachte der Prophet auch Almaks, der im fernen Eismeer ruhte. Danach beriefen Raffim und Zerberuh ein Treffen ein, um zu beraten, wie man in Sachen Barsil weiter vorgehen sollte.
    Der Kapitän hielt die Eröffnungsrede.
    »Liebe Freunde, inzwischen wisst ihr alle, was Barsil, Mumal und der selige Almak vor unserer Reise angestellt haben. Wenn auch die Beute nicht mehr in Barsils Besitz ist, so steht er doch massiv unter Diebstahlsverdacht. Kommandant Maduk ist ihm längst auf der Spur, und die Festnahme unseres Freundes ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Folgen davon werden uns alle treffen! Man wird uns schmähen! Man wird behaupten, dass wir fremde Religionen missachten, dass wir Gotteslästerer sind! Man wird uns aus Byblos verjagen!«
    Beunruhigt ließ sich Zerberuh auf die Sitzbank sinken. Dafür erhob sich nun Raffim.
    »Wie ihr alle wisst, sind Barsil und ich seit Urzeiten Konkurrenten. Doch es ist kein Hader zwischen uns, nur ganz normaler Neid. Aber nun bringst du uns alle in Gefahr, Barsil! Du musst gehen! Mumal kann bleiben. So ein kleiner Handlanger interessiert Kommandant Maduk nicht. Aber du, Barsil, musst schnellstmöglich verschwinden!«
    Der Angesprochene erhob sich und sprach: »Ihr habt ja recht. Euer Vorschlag überrascht mich nicht, und ich habe schon das Notwendigste zusammengepackt, um heimlich zu verschwinden. Ich werde zu meinem Vetter und Kollegen nach Gaza gehen. Der betreibt ein ähnliches Geschäft wie ich und hat Verständnis für meine missliche Lage. Ansonsten habe ich im Lauf der Jahre genügend gute Geschäfte gemacht, um ein angenehmes Leben zu führen.«
    Die Tajarim atmeten erleichtert auf. Schließlich war fraglich, ob die Sache mit Mot wirklich ausgestanden war, solange Barsil in der Nähe des Tempels blieb. Immerhin hatte es der Unterweltsgott geschafft, ihnen bis Eisland zu folgen, da könnte er in seiner Heimatstadt Byblos bestimmt viel leichter zuschlagen. Und bei so einem Schlag wollte keiner der Tajarim in der Nähe sein. Der Schock über Almaks Tod saß allen noch in den Knochen. Außerdem wollte keiner von ihnen, selbst die mit reinem Gewissen, den Schnüffler Maduk ständig in seiner Nähe haben.
     
    *
     
    „… und das wäre dann dein Hauptarbeitsplatz«, sagte Baal zu seinem Gast und zeigte ihm stolz die Haupthalle des großen Mot-Tempels von Byblos.
    Apophis war beeindruckt. Ein eigener Tempel, nur für ihn, das bedeutete einen Sprung nach oben. Gut, er würde hier nicht unter seinem richtigen Namen erscheinen, aber endlich bekam er die Chance, Karriere zu machen und zu beweisen, dass er das Zeug zum Gott hatte. Eine Traumlaufbahn stand ihm bevor – vom verbannten, verhöhnten ägyptischen Schlangendämon zu einem der wichtigsten Götter der Levante. Er, Apophis, sollte der neue Mot werden.
    Der stierköpfige Baal und der schlangenköpfige Apophis standen im gespenstischen Schein der dreizehn Kohlebecken. Es war genau die richtige beklemmende und schauerliche Atmosphäre für den Dämon.
    Baal hob beide Hände und sang in der uralten Sprache der Götter eine magische Formel. Bald darauf erschien auf dem Altar der Rubinschädel und nahm wie eh und je seinen Platz ein.
    Nach diesem beeindruckenden Ritual fuhr Baal mit der Einführung des neuen Unterweltgottes in dessen Amt fort.
    »Jeden Herbst musst du mich erschlagen. Dann verschwinde ich den Winter über in der Unterwelt. Im Frühjahr erschlägt dich dann meine Frau Astarte, und ich komme zurück. Allerdings musst du dich vor ihr in Acht nehmen. Im Ritual steht: ›Mit einer Heugabel worfelt sie ihn, mit Feuer verbrennt sie ihn, mit einem Mahlstein zermalmt sie ihn, auf dem Feld zerstreut sie ihn …‹ Du musst höllisch aufpassen, damit die Vögel des Himmels nicht deine Reste fressen. Sonst entfällt deine Auferstehung nämlich. Aber das besprechen wir noch genauer, wenn es so weit ist, bevor Astarte dich erschlägt. Sobald die Ermordung vollzogen ist, verschwindest du den Sommer über bis zum Herbst, wenn du dann wieder mich erschlägst und so weiter. Verstanden?«
    »Ich habe also den ganzen Sommer frei?«
    »Eigentlich schon. Auf jeden Fall musst du pünktlich nach der Ernte wieder da sein, sonst funktioniert der ganze Götterkreislauf nicht.«
    »Verstanden.
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