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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler
Autoren: Gerd Scherm
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des brennenden Schreibrieds und all der anderen Werkzeuge der Schreibergilde ein.
    Als Seshmosis all dies erfahren hatte und er die anderen Gildenmitglieder von nun an Brüder nennen durfte, verriet man ihm ein weiteres Geheimnis: Jede Zeremonie endet mit einem schmackhaften Brudermahl.
     
    *
     
    »Eigentlich ist mein Vater ganz nett«, versuchte Tani ihren geliebten Sesh aufzumuntern. »Er wird dir den Kopf schon nicht abreißen.«
    »Das wäre vielleicht nicht das Schlechteste, denn dazu müsste er mich endlich einmal empfangen. Vielleicht könnte ich dann kurz vorher noch um deine Hand anhalten.«
    »Du bist süß, wenn du immer alles so übertreibst.«
    »Ich übertreibe nie! Fast nie, jedenfalls. Muss ich erst eine Schiffsladung Zedernholz bei ihm kaufen, damit ich deinen Vater treffen darf?«
    Seshmosis war der Verzweiflung nah. Seit Tagen bat und bettelte er bei Tani um ein Gespräch mit ihrem Vater Matar.
    »Komm, lass uns im Hafen den Schiffen zusehen«, schlug Tani vor, um ihren Liebsten abzulenken.
     
    Nachdem Seshmosis seine Tani zum Wahren Exil-Ägyptischen Vielheiligen Vielgötter-Tempel zu Byblos gebracht hatte, wo sie ihren täglichen Dienst versah, ging er entschlossen zum Kontor ihres Vaters.
    Der Handel mit Hölzern florierte, Ägypten war ein dankbarer Abnehmer für die Stämme aus den Wäldern des Libanon.
    Als Seshmosis vor dem an seinem Schreibtisch in Notizen vertieften Matar stand, wusste er nicht recht, wie er beginnen sollte.
    Tanis Vater sah von dem Keilschrifttäfelchen auf und fragte: »Was willst du? Holz kaufen oder arbeiten?«
    Fast wäre Seshmosis »Tani« als Antwort herausgerutscht, doch er hielt sich gerade noch zurück.
    »Ich würde gerne mit dir über eine private Angelegenheit sprechen, werter Matar.«
    »Privat? Ich habe kein Privatleben.«
    »Aber du hast doch Frau und Kinder. Und du betest zu den Göttern.« »Frau und Kinder gehören zum Geschäft. Und der Segen der Götter auch. Ein Kaufmann in Byblos hat kein Privatleben. Also, was willst du?«
    »Es ist wegen Tani. Sie hat sicher schon von mir erzählt. Ich bin Seshmosis und gehöre zur Gilde der Schreiber.«
    »Nein. Hat sie nicht. Daran würde ich mich erinnern. Suchst du Arbeit als Schreiber? Will Tani dich empfehlen?«
    Seshmosis brach innerlich zusammen. Tani hatte ihrem Vater nie von ihm erzählt. Sie hatte es überhaupt nicht gewagt, ein Treffen mit ihm zu verabreden. Für Tanis Vater gab es ihn noch gar nicht.
    »Also, was ist jetzt? Willst du für mich als Schreiber arbeiten? Dein Name verrät mir, dass du Ägypter bist. Das ist gut. Ich bin auch Ägypter und meine Kunden ebenso. Und wenn Tani dich empfiehlt, kann ich dich getrost einstellen. Das Mädchen hat einen Blick für Menschen. Ich bezahle dir einen guten Lohn. Einverstanden?«
    »Gerne«, antwortete Seshmosis. »Soll ich gleich anfangen?«
    »Nur zu! Das gefällt mir. Es gibt genug zu tun! Schau dir doch gleich mal diese Kaufverträge an, sie müssen ins Ägyptische übersetzt werden!«, forderte ihn der Händler auf.
    Lächelnd nahm Seshmosis die Papyrusblätter in die Hand. Er hatte das Gefühl, dass er schon fast ein Mitglied der Familie war. Denn die gehörte laut Matar in Byblos ja zum Geschäft.
     
    *
     
    Am Abend, in seinem Zimmer in Kalalas Palast, war Seshmosis mit dem Tag ziemlich zufrieden. Zwar würde es noch einige Zeit dauern, bis er es wagen würde, seinen Arbeitgeber um die Hand von Tani zu bitten, aber der langsamere Weg wies auch gewisse Vorteile auf.
    »Ist das nun die Weisheit des Alters?«, fragte die rotgetigerte Katze, die auf seinem Tisch erschien.
    »Vielleicht, Herr. Oder die Erfahrungen aus vielen Reisen in der Welt.«
    »Ich denke, der eingeschlagene Weg wird dich zum Ziel führen. Du wirst deine Tani bekommen, und so gibt es doch noch ein Glücksende für euch«, versprach GON.
    »Das ist schön, das freut mich. Und sonst, Herr?«
    »Wie – und sonst?«
    »Keine weiteren Aufträge? Keine weiteren Verzögerungen meines privaten Glücks? Keine Gefährdung mehr für Leib und Leben?«
    »Keine. Vorerst. In nächster Zeit nicht. Du kannst ganz beruhigt sein, mein lieber Prophet«, sagte die Katze und verschwand mit einem Schmunzeln.
     
    Als Seshmosis mit geschlossenen Augen in seinem Bett lag und langsam zur Ruhe kam, sah er auf einmal den alten ägyptischen Gott Toth, der die Schrift erfunden und den Menschen gegeben hatte. Dann kam Odin dazu, der für die Runenzeichen ein Auge geopfert hatte, gefolgt von Bragi mit den
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