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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler
Autoren: Gerd Scherm
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gekommen bist, Herr.«
    »Ja, wir stehen an einem entscheidenden Punkt unserer Reise. Eure Zeit in Burgund neigt sich dem Ende zu. Doch vorher müsst ihr noch eine einzige Aufgabe erfüllen.«
    »Sollen wir wieder jemanden retten, Herr?«
    »Nicht jemanden, sondern etwas, mein lieber Seshmosis. Erinnerst du dich an die große alte Eiche, in der Hagen verschwand?«
    »Ja, sehr gut, Herr. Nach seinem Treffen mit dem Drachen, der Siegfried tötete.«
    »Genau. In diesem Baum liegen zwei Kisten Goldes und edler Steine versteckt. Dieser Schatz gehört eigentlich Hagen von Tronje, doch birgt er viel Unheil in sich. König Gunther will mit dem Schatz noch weitere Krieger kaufen, um Belgica zu unterwerfen. Kriemhild will den Schatz ebenfalls. Ihr soll der Schatz helfen, gedungene hunnische Mörder zu bezahlen und so blutige Rache für Siegfrieds Tod zu nehmen. Und Hagen selbst ist so in Panik, dass er den Schatz unsinnigerweise für immer und ewig im Rhein versenken will. All dies hat der Schatz wahrlich nicht verdient! Er soll eine bessere Verwendung finden. Ihr müsst ihn sicherstellen! Sorgt dafür, dass er ebenso sinnvoll wie friedlich genutzt wird.«
    Inbrünstig und mit leuchtenden Augen antwortete Seshmosis: »Dein Wille geschehe, Herr.«
     
    Nur kurze Zeit später erreichten Seshmosis, Raffim, Barsil und Mumal die knorrige Eiche. Vorsichtig spähten sie in alle Richtungen, entdeckten aber niemanden. Die Tajarim wussten allerdings nicht, dass sich Drachen trotz ihrer enormen Größe hervorragend tarnen und sehr gut verstecken können. So entging ihnen, dass Fafnir und Drako Herbarum als aufmerksame Beobachter jeden ihrer Schritte verfolgten.
    Als Mumal den Packesel am Baum festband, fuhr sich Fafnir mit seiner langen Zunge über die Lippen.
    »Du wirst doch nicht …«, zischte Herbin.
    »Nein«, flüsterte Fafnir. »Der Graue sieht nur so appetitlich aus.«
    »Und wie weiter?«, wollte Raffim wissen.
    »Man kann den Baum an diesem Spalt hier betreten. Folgt mir einfach!«, befahl Seshmosis.
    »Bist du verrückt?«, fragte Mumal entsetzt. »Man kann doch nicht in einen Baum hineingehen.«
    »Doch! Denn es ist ein magischer Baum. Aber hör endlich mit dem endlosen Gerede auf. Das hier ist eine gefährliche Gegend! Nun komm schon!«, forderte der Schreiber ungeduldig. Er packte Mumal am Arm und zog ihn mit sich. Sofort standen sie im Dämmerlicht der Baumhöhle. Obwohl nur wenig Sonnenschein hereindrang, schimmerten und glitzerten das Gold und die Edelsteine verlockend in den Kisten.
    »Schnell! Packt die Kisten! Ich möchte dem Besitzer unter keinen Umständen begegnen!«, trieb Seshmosis die anderen an.
    Eilig schleppten sie die beiden Kisten aus dem Baum, banden sie auf den Esel und machten sich schleunigst auf den Rückweg.
    In Worms war natürlich nicht die Burg, sondern ihr Schiff, der Gulden Orm, das Ziel. Seshmosis wollte es auf keinen Fall riskieren, Gunther, Hagen oder einem anderen der Edlen von Burgund mit den Schatzkisten in die Arme zu laufen.
    Innerhalb der nächsten Stunde trafen alle Tajarim mit ihren Habseligkeiten auf dem Schiff ein, so dass Zerberuh den Befehl »Leinen los!« geben konnte.
     
    *
     
    Während Gunther und Hagen Heerschau hielten und ihre Truppen für den Kriegszug gegen Belgica am Rheinufer sammelten, hatte ein Wikingerschiff mit rotweiß gestreiftem Segel schon längst Xanten passiert. Nur einige Kühe, Schafe und Ziegen wurden Zeugen, als die Gulden Orm lautlos aus der Flussmitte verschwand.
     
    *
     

Aus den verborgenen Schriften der Gilde der vollkommenen und auserwählten Schreiber von Byblos
     
    Das primitive Volk nennt uns die Zauberer der sprechenden Bilder. Sie denken, wir bringen Hieroglyphen zum Singen und verhexen die Menschen mit Schriftzeichen. Wir Schreiber haben es nicht leicht mit den Menschen. Alle wissen, dass es unsere Gilde gibt, doch weil sie nicht verstehen, was wir eigentlich tun, nennen sie uns Geheimgesellschaft. Wir sind sozusagen die bekannteste aller Geheimgesellschaften. Und in den Augen mancher Leute die mächtigste. Sind nicht wir es, die Todesurteile schreiben? Sind es nicht unsere Schriften, in denen der Tribut festgelegt wird? Schreiben wir nicht die Geschichte?
    Narren, die sie sind! Sie verwechseln wie immer den Esel, der die Last trägt, mit dem Besitzer, dem Esel und Last gehören. Doch wie reagieren die Menschen, wenn du ihnen erklärst, dass wir nur die Schreibknechte sind? Sie fühlen sich bestätigt, dass wir unsere wahre Macht verborgen
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