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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt
Autoren: Jon Land
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restlichen GS-7-Kanister in sie auszuleeren. Den Rest würde er Peet anvertrauen müssen, während er die wenigen verbleibenden Minuten nach Leeds suchen wollte. Sollte der Verrückte heute entkommen, bestand die Gefahr, daß eines Tages erneut eine neunte Gewalt erstarken würde. Leeds würde einfach eine neue Identität annehmen und wieder mit seinen Vorbereitungen beginnen.
    Allerdings war das Gebäude riesengroß, und Leeds konnte sich praktisch überall versteckt haben. Doch der Fährmann glaubte zu wissen, wohin sich Leeds nun, da seine Operation in Gefahr war, begeben würde, und lief zum Treppenhaus, um ihm dorthin zu folgen.
    Aufgrund des Videos, das Arthur Whitlow vor seinem Tod angefertigt hatte, wußte Leeds genau, wie man die riesigen Druckmaschinen bedienen mußte, die sich in den beiden ersten überirdischen Etagen des Gebäudes befanden. Der gesamte Druckvorgang verlief computergesteuert. Die Druckpressen selbst sahen wie riesige, automatische Briefmarkenabroller aus. Verschiedene Lampen blitzten ständig auf, während große Schlitze die großen Geldscheinrollen ausspuckten und sie der automatischen Schneidemaschine zuführten, aus der sie wiederum gestapelt und gebündelt herauskamen.
    Andrew Harrison Leeds stellte alle Knöpfe auf EIN. Ein Summen erfüllte die Luft. Die Maschinen nahmen im Leerlauf ihre Arbeit auf. In seiner Vorstellung sah Leeds, wie die Pressen blitzschnell seine tödlichen Geldscheine ausspuckten. Er folgte dem imaginären Produktionsablauf und ging weiter zu den Schneidemaschinen, wo er sich vorstellte, wie die gewaltigen Papierrollen vierundsechzigmal geschnitten wurden und über das Laufband weiterrollten. Das Papier der überzähligen Kanten wurde automatisch in eine Zerkleinerungsmaschine geführt, und die Scheine selbst wurden gestapelt und gebündelt. Pro Sekunde wurde in seiner Phantasie ein Bündel von hundert Scheinen in Plastikfolie eingeschweißt.
    Ja, er konnte es sehen, konnte es riechen. Der köstliche Geruch des Geldes, der in diesem Fall den Tod bedeutete. Die Geldscheinbündel, die das Laufband nun zu den unteren Etagen beförderte, gehörten alle ihm. Jeder einzelne Schein war Teil seiner grandiosen Vision. Und jede Berührung eines solchen Scheins würde ihren Teil zum Tod der alten Welt beitragen.
    Der Geruch veränderte sich. Abrupt verschwendete Leeds keinen einzigen Gedanken mehr an das Geld. Seine feine Nase hatte einen anderen Geruch aufgenommen, einen, den er nur zu gut kennengelernt hatte. Der Lärm der Maschinen übertönte die Geräusche des Fährmanns, doch Leeds mußte ihn gar nicht hören, er spürte ihn. Leeds wirbelte herum und schoß, als der Fährmann gerade lossprang. Die Kugel, die in Kimberlains Schulter fuhr, reichte nicht aus, um seinen Ansturm zu bremsen. Die Wucht des Aufpralls warf beide zurück, und sie stürzten auf das Laufband, das sie zu den riesigen Geldscheinbündeln auf der Etage unter ihnen trug.
    Peet Winston gelangte in die unterirdische Etage mit den Öfen, indem er den Schacht hinabrutschte, über den sonst das tote Geld der Verbrennung zugeführt wurde. Er hatte das Gefühl, von einem Ungeheuer mit schrecklichen Zähnen verschluckt zu werden – dem Reißwolf mit seinen Schneidemaschinen, der nach Öl roch und zum Glück nicht eingeschaltet war.
    Der Schacht trug ihn auf das Laufband, auf dem normalerweise die zerkleinerten Geldscheine zu den Öfen rollten. Peet lief gebückt – die Decke war nicht sehr hoch – an dem schwarzen Band entlang. Endlich gelangte er auf die unterste Etage, auf der das zerkleinerte Geld gleichmäßig auf eine Reihe kleinerer Schächte aufgeteilt wurde. Diese Schächte führten direkt in die Öfen, die sich in den Kellerräumen unter diesem Stockwerk befanden.
    Wenn er sie einschaltete, nachdem er zuvor den Inhalt seines Kanisters entleert hatte, würden sie das restliche tödliche Aerosol zünden, das der Fährmann mittlerweile in die Luftschächte gekippt haben mußte. Das Gebäude würde in sich zusammenbrechen, das vergiftete Geld zu Staub verbrennen.
    Peet suchte in der schwachen Notbeleuchtung die Wände ab. Die Hauptkontrollbox war deutlich gekennzeichnet, aber verschlossen. Peet verbog mühelos den Stahl und riß die Klappe ab.
    Darunter befanden sich zahlreiche Hebel und Knöpfe. Peet schaltete sie alle in die EIN-Position und fuhr damit sämtliche Gasdüsen hoch, welche die von hier aus nicht einzusehende Feuergrube bildeten. Schließlich drehte er mit der Hand die Hähne auf,
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