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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt
Autoren: Jon Land
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Hand auf eine der schweren Maschinen. Sie war warm, fast heiß. Das bedeutete, daß sie erst vor kurzem abgeschaltet worden sein konnte, vielleicht sogar erst vor ein paar Minuten.
    Leeds! Das mußte Leeds gewesen sein!
    Zum Glück war der Fährmann mit einem Ausweichplan gekommen, auch wenn dieser nicht ganz so sicher war. Eine ganze Reihe Prallbleche der Luftschächte waren über das Dach verteilt. Jeder war mit einem anderen Teil der Umwälzungsanlage des Gebäudes verbunden. Es mochte sich insgesamt um acht oder zehn Stück handeln. Wenn er in jeden Schacht den Inhalt eines Kanisters GS-7 entleerte, würde das explosive Aerosol hinabsinken und sich schließlich durch das ganze Gebäude verteilen. Nach der Zündung würde eine nicht so dramatische, aber genauso wirksame Explosion erfolgen.
    Kimberlain lief zum ersten Prallblech und stemmte es mit einem Schraubenzieher auf. Er würde für das manuelle Entleeren eines Aerosolkanisters fünfzehn bis zwanzig Sekunden brauchen. Dazu mußte er nur das aufgeschraubte Ventil in den Schacht stecken und es nach Captain Sevens Anweisung öffnen.
    Kimberlain schraubte das Ventil auf und schob den Behälter in den Schacht. Als das GS-7 ausströmte, drang ein leises Zischen an seine Ohren.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Fährmann«, erklang Andrew Harrison Leeds' Stimme.
    Kimberlain wirbelte herum und sah ihn direkt vor der Tür zum Dach stehen, wo er auf ihn gewartet haben mußte. Neben ihm stand Tiny Tim, eine Maschinenpistole in der Hand und Mullstreifen über den zahlreichen Verletzungen, die er sich im Ferienpark Towanda zugezogen hatte. Die beiden schritten langsam über das Dach und blieben auf halbem Weg zwischen der Tür und ihm stehen. Er vermutete, daß seine beiden Widersacher aufgrund der Dunkelheit nicht bemerkt hatten, daß er den Kanister mit dem GS-7 auf das Sims des Prallblechs gestellt hatte.
    »Ich freue mich sehr, daß Sie kommen konnten«, fuhr Leeds fort. »Ich habe hier jemanden, der Ihre Ankunft schon sehnlichst erwartet hat.«
    Und durch die Tür trat Winston Peet.
    »Sie enttäuschen mich«, sagte Leeds und trat in Garth Seckles Schatten vor. Das Ungetüm hielt die Maschinenpistole weiterhin auf den Fährmann gerichtet. Peet blieb ein Stück hinter den beiden, und sein leerer Blick wich keine Sekunde von Kimberlain. »So vorhersagbar. Ich habe mit jedem einzelnen Ihrer Schritte gerechnet.«
    »Erzählen Sie das den sechs Wachtposten, an denen ich vorbeigekommen bin.«
    »Denen?« sagte der Verrückte verächtlich. »Die habe ich nur zu Ihrem Vergnügen dort postiert. Ich glaube, Sie haben sie in nicht ganz elf Minuten ausgeschaltet, nachdem Sie erst einmal im Gebäude waren. Ausgezeichnet. Ich hätte eher mit dreizehn gerechnet.«
    »Ich habe mir die restlichen beiden Minuten für Sie aufgespart.«
    »Ach ja? Wissen Sie, Sie wären wirklich viel besser drangewesen, wenn Sie sich auf der Insel Ihrem doch sehr farbigen und exotischen Tod ergeben hätten. Jetzt bleiben Sie ganz ruhig stehen, und ziehen Sie mit zwei Fingern die Pistole aus dem Gürtel.«
    Kimberlain begriff, daß seine Vermutung richtig gewesen war: Leeds konnte den Kanister nicht sehen. Dessen explosiver Inhalt breitete sich weiterhin über dem Dach in die Luft aus. Er holte die Pistole aus dem Gürtel.
    »Jetzt lassen Sie sie fallen.«
    Kimberlain gehorchte.
    »Und nun den Rucksack«, befahl Leeds. »Aber bitte schön vorsichtig.«
    Der Fährmann ließ ihn langsam von den Schultern gleiten, und sein Blick wechselte zwischen Peet und Tiny Tim hin und her, während er seinen nächsten Zug vorbereitete.
    »Es muß hier nicht für Sie enden«, sagte Leeds. »Sie müssen es nur sagen, und wir können noch immer einen Platz für Sie finden.«
    »Bei Ihnen?«
    »Wäre das so schlimm?«
    »Mir gefällt Ihr Geschmack nicht«, sagte Kimberlain und musterte eindringlich Tiny Tim.
    Leeds' Blick schoß zu Peet. »Ihr Freund wurde für geeignet befunden, der neuen Ordnung beizutreten. Sie sollten seinem Beispiel folgen.«
    »Tut mir leid. Das ist nicht mein Stil.«
    »Wirklich nicht? Lügen Sie sich doch nicht selbst etwas vor, Fährmann. Sie wissen, daß Sie zu uns gehören, wollen es sich aber nicht eingestehen. Warum fragen Sie nicht Ihren Freund Winston? Er hat den Kampf aufgegeben. Er ist nun dort, wohin er gehört.«
    »Stimmt das, Peet?« fragte Kimberlain.
    »Es tut mir leid, Fährmann.«
    »Es war meine Schuld. Ich hätte dich nicht damit behelligen sollen.«
    »Oder mich töten, als du die
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