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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt
Autoren: Jon Land
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hinab und drückte auf den Knopf mit der Ziffer ›3‹.
    Der Wachtposten im dritten Stock hörte, wie der Fahrstuhl kam, und richtete seine Waffe auf die Tür. Es schien ewig zu dauern, bis er endlich oben war, und der Mann überlegte, ob er das Feuer eröffnen sollte, sobald sich die Türen öffneten, auch wenn er damit das Risiko einging, einen seiner eigenen Leute zu töten.
    Als die Kabine anhielt, richtete er sich kerzengerade auf. Ein leises Geräusch, und die Türen öffneten sich.
    Der Wachtposten hatte noch immer keinen Entschluß gefaßt, als Kimberlain die Tür des Treppenhauses aufriß und eine schallgedämpfte Neun-Millimeter-Beretta auf den Mann richtete. Vier Kugeln rissen ihn in die Kabine. Die Türen schlossen sich wieder, doch der Fahrstuhl verharrte an Ort und Stelle.
    Jetzt noch zwei, dachte Kimberlain.
    Und dann Leeds.
    Leeds' letzten beiden Leibwächter hatten den ausdrücklichen Befehl bekommen, die vierte Etage unter keinen Umständen zu verlassen. Es galt, Kimberlain auf jeden Fall daran zu hindern, das Dach zu erreichen, falls er überhaupt so weit kommen sollte. Die beiden bildeten die letzte Barriere, und aus diesem Grund hatte Leeds seine beiden besten Männer dafür ausgewählt. Einer war mit einer M-16 mit Sprengstoffkugeln bewaffnet, der andere mit einer halbautomatischen Schrotflinte mit einem runden Magazin für zwölf Schuß. Ein Treffer an einer beliebigen Körperstelle bedeutete den sicheren Tod.
    Als der Fahrstuhl zu ihrer Etage hinauffuhr, standen sie an den beiden Enden des Gangs. Der Posten mit der M-16 bedeutete dem anderen zurückzubleiben. Sie wußten schon lange, über welche Fähigkeiten der Fährmann verfügte, und die Tatsache, daß ihm die Flucht von der Insel gelungen war, bewies, daß er seinen Ruf zu Recht besaß.
    Nehmt nichts als gegeben hin, hatte Leeds sie gewarnt, vertraut nie dem äußeren Anschein.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich, und der Wachtposten neben ihr wartete einen Herzschlag ab, bevor er herumwirbelte. Mit einem Blick erfaßten seine Augen die gesamte Kabine, bemerkten die offene Dachlukenklappe und …
    »Scheiße …«
     … die vier Leichen auf dem Boden, von denen eine noch eine Pistole in der Hand hielt. Der Wachmann hob den Arm und winkte seinen Kollegen am Ende des Ganges zu sich. Der Mann ging rückwärts, um die Tür zum Treppenhaus im Auge behalten zu können, den einzigen anderen Zugang auf diese Etage.
    »Sie sind alle tot«, hörte er seinen Kollegen am Fahrstuhl sagen. »Sie sind …«
    Dann erklang ein gedämpftes Schmatzen, und der zum Fahrstuhl gehende Wachmann wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um miterleben zu können, wie der Fährmann unter der Deckung der Leichen hervorstürzte, während sein Kollege zusammenbrach. Dem zweiten Wachmann gelang es noch, zwei Schüsse mit seiner Schrotflinte abzugeben, die beide ihr Ziel weit verfehlten, dann schlugen Kimberlains drei Kugeln in seine Brust.
    Kimberlain hielt die Waffe auch weiterhin auf ihn gerichtet, bis er überzeugt war, daß der Mann tatsächlich tot war. Die Pistole, die der erste Posten gesehen hatte, als er die Kabine betrat, hatte sich in Wirklichkeit in seiner Hand befunden. Der Fährmann hatte sich nicht einmal bewegen müssen, um seinen ersten Schuß abzugeben. Der zweite Posten hatte ihm Kopfzerbrechen bereitet, doch der erste hatte hervorragend mitgespielt, indem er sich genauso verhielt, wie Kimberlain es erwartet hatte.
    »Diesmal keine Ketten, Jungs«, murmelte er leise und lief den Korridor entlang.
    Die Tür am Ende des Gangs führte zu einer Leiter, über die man das Dach erreichen konnte. Der Fährmann zog sie hinab und stieg zu einer stählernen Dachluke hinauf. Er öffnete sie und schwang sich hinauf.
    Er hatte es geschafft! Doch wieviel Zeit blieb ihm noch, bis Leeds begriff, daß seine Wachen ausgeschaltet worden waren? Er mußte sich beeilen. Zumindest bestand nun, da sich lediglich noch Leeds' Leute im Gebäude aufhielten, kein Grund mehr, es vor der Zündung des Sprengstoffs zu evakuieren.
    Das Dach wurde unregelmäßig von rotierenden Scheinwerfern erhellt, und Kimberlain begann sofort mit seiner Suche. Nach ein paar Sekunden hatte er die beiden Abdampfvorrichtungen gefunden, über die kühle Luft durch die gesamte Fabrik geleitet wurde. Das Problem war nur, wie er schon aus ein paar Schritten Entfernung erkannte, daß die Vorrichtungen nicht eingeschaltet waren. Erneut prickelte eine Gänsehaut auf seinem Nacken. Er trat vor und legte die
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