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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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damals knapp zwei Meter hoch gewesen sein muss, auch wenn davon fast nichts mehr erkennbar ist. Vermutlich bediente man sich der einfachsten Methode, um einen regelmäßigen Kreisbogen zu schlagen: Man rammt einen Pfahl in die Erde, befestigt daran ein Seil, in diesem Fall von ca. 55 Metern Länge, und markiert damit ein Kreisrund. Entlang der Kreislinie hob man einen Graben aus, mit dessen Abraum der Wall aufgeschüttet wurde – leuchtend weiß und daher weithin sichtbar, denn unterhalb der Graswurzeln stößtman sogleich auf Kreideboden. Die Anlage erhielt mindestens zwei Zugänge: einen im Nordosten und einen im Süden.
    Aus dieser ersten Periode, zu einer Zeit, in der das Land von den nunmehr Ackerbau betreibenden Menschen der Jungsteinzeit zunehmend kultiviert wurde und die Gegend von Stonehenge längst kultische Bedeutung erlangt hatte, wie beispielsweise benachbarte Grabstätten zeigen, stammen auch die 56 kreisrund angelegten Aubrey-Löcher, deren Funktion allerdings rätselhaft bleibt. Später, in der zweiten Bauphase bis Mitte des dritten Jahrtausends, wurde dort, wie auch in der Nähe des äußeren Grabens, die Asche Verstorbener beigesetzt, ursprünglich jedoch könnten die Löcher als Fundamente kleiner im Kreis angeordneter Holzpfähle gedient haben. Solche Holzkreise sind von anderen Orten Englands aus derselben Zeit durchaus bekannt, aber aufgrund des Materialverfalls nur noch in ihrem Grundriss nachvollziehbar. Außerdem wurde für Stonehenge II wenigstens ein Teil des Zugangsweges zum Nordosteingang gebaut.

    Um 2500 v. Chr., mit Beginn der markantesten dritten Bauphase, verlegten sich die Architekten von Stonehenge vom bisherigen Baumaterial Holz auf Stein, dem das Bauwerk seinen heutigen Namen verdankt. Die zweite wichtige Maßnahme bestand in der Neuausrichtung der Achse der Anlage in nordöstliche Richtung, das heißt auf den Sonnenaufgang zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende – beziehungsweise in entgegengesetzte Richtung, orientiert auf den Anbruch des kürzesten Tages des Jahres, die Wintersonnenwende.
    Zunächst wurden etwa 85 Blausteine, von denen jeder Einzelne um die vier Tonnen wog, aus knochenbrecherischen zweihundertfünfzig Kilometern Entfernung herbeigeschafft – aus den Preseli Mountains in Westwales. Wie diese riesigen Felsbrocken ihren Weg in die Grafschaft Wiltshire fanden, blieb lange Zeitein Rätsel. Auch deshalb war im Mittelalter der Zauberer Merlin ins Spiel gekommen, denn ihm traute man ohne Weiteres zu, den Transport bewerkstelligt zu haben – den einfachen Menschen sprach man ein entsprechendes Know-how rundweg ab. Einer Theorie zufolge kamen die Steinblöcke schon viel früher durch Gletscherbewegungen nach Südengland, aber diese Vorstellung wird von den Fachleuten mehrheitlich abgelehnt. Vermutlich waren die Steine eine erzwungene oder freiwillige Gabe der Menschen in den Preseli Mountains, und wahrscheinlich haben die Menschen der Jungsteinzeit diesen Transport tatsächlich selbst auf sich genommen – entweder mit Booten entlang der englischen West- und Südküste und weiter nach Norden über den Fluss Avon, der Stonehenge fast streift. Oder ein Stück des Weges wurde zu Land bewältigt – ganz ähnlich wie im Falle der riesigen Steinquader der ägyptischen Pyramiden auf Schlitten und mit untergelegten Holzpfählen als Transportwalzen.
    Aus diesen Blausteinen errichteten die Menschen von Stonehenge einen doppelten Kreis um den Mittelpunkt der Anlage, die aus 82 Steinen bestanden hätte, jedoch nie fertiggestellt wurde. Zu dieser Zeit wurde auch der Zufahrtsweg zum nordöstlichen Eingang bis zum Avon verlängert.
    Um 2400 v. Chr., als sich etwa die Hälfte der Steine an ihrem Standort befand, änderte sich der Bauplan von Stonehenge III , das nun in seine zweite Phase tritt. Aus Gründen, über die sich nur spekulieren lässt (beispielsweise könnten Beziehungen zwischen verschiedenen Gegenden eine Rolle gespielt haben und die nun verwendeten Sarsensteine ein Geschenk gewesen sein), wurde jetzt der uns aus unzähligen Abbildungen vertraute Steinkreis aufgebaut, der nach seiner Fertigstellung aus dreißig Säulensteinen und ebenso vielen (kleineren) Decksteinen bestand. Diese Konstruktion stellt auch für die Spezialisten jungsteinzeitlicher Steinanlagen eine Besonderheit dar, denn mit diesem steingedeckten Megalithkreis, für den die gewohnte Holzbauweise auf den Werkstoff Stein angewandt wurde, ist Stonehenge einzigartig. Hinzu kommt das innere Sarsen-Hufeisen
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