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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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dreißig Metern und besteht aus rechteckig behauenen Felssteinen − jeder ungefähr vier Meter hoch, zwei Meter breit und ein Meter dick. Von den Decksteinen, die jeweils über zwei der im Abstand von gut einem Meter aufgestellten Tragsteine reichen, befinden sich noch sechs an ihrem ursprünglichen Platz, ebenso fünfzehn der Tragsteine. Weitere sind im Laufe der Zeit umgestürzt oder zerbrochen, andere fehlen ganz. Diese grünlich-grauen Steine werden Sarsen genannt; die Gesteinsart kommt in der Umgegend vor. Die Kolosse wurden sorgfältig bearbeitet: Nach oben hin verjüngen sie sich leicht, was sie größer erscheinen lässt. Die rechteckigen Decksteine dagegen sind auf ihrer Innenseite leicht gekrümmt, entsprechend der Rundungdes Kreises, zudem wurden sie nicht einfach nur über die Tragsteine gelegt, sondern mittels Spund und Zapfen auf ihnen fest verankert.

    Erheblich kleiner, weniger sorgfältig angelegt und nie fertiggestellt ist der zweite Steinkreis innerhalb des ersten. Seine sechs aufrecht an ihrem Platz erhaltenen, bläulichen Steine sind nur ca. zwei Meter groß; vermutlich waren es ursprünglich sechzig, von denen noch einige auf dem Areal herumliegen. Decksteine gab es in diesem Fall nicht. Diese sogenannten Blausteine kommen in der Gegend von Stonehenge eigentlich nicht vor. Schließlich zeigt sich, wie bei einer Matrjoschka, innerhalb dieses zweiten Kreises abermals eine Steinformation, aufgestellt in Form eines rundlichen Hufeisens. Es besteht aus den sogenannten Sarsen-Trilithen, das heißt Steinpaaren, die jeweils einen Deckstein trugen. Insgesamt fünf dieser Trilithe von sechs bis sieben Metern Höhe gab es einstmals, doch nur noch drei von ihnen sind vollständig, die restlichen Steine liegen verstreut, teilweise zerbrochen. Der schwerste wiegt stattliche 45 Tonnen. Zu dieser Gruppe gehört der sogenannte Altarstein, ein ehemaliger Deckstein, der in die Mitte der Gesamtanlage gefallen ist und seine Bezeichnung nicht seiner Funktion, sondern diesem markanten Zufallsstandort verdankt. Diese Sandsteinart ist ebenfalls blaugrau, wie auch die bis zu knapp 2 , 50 Meter hohen Steine der letzten Hufeisen-Formation ganz innen.

    Innerhalb der Wallanlage, aber außerhalb der beschriebenen Steinkreise, befinden sich noch weitere markante Megalithe: zum einen der Slaughter Stone am nordöstlichen Eingang zur Anlage, dessen Vertiefungen auf eine Verwendung als Opferstein schließen ließen. Inzwischen ist aber klar, dass es sich um einen weiteren umgefallenen Sarsenstein handelt und die ursprünglichangenommene Funktion daher nicht infrage kommt. Seinen prägnanten Namen durfte er aber behalten. Innen am Wall existieren außerdem noch zwei sogenannte Station Stones; für zwei weitere lassen sich zumindest die Standorte nachweisen. Und schließlich findet sich außerhalb der kreisrunden Wallanlage,auf der zum nordöstlichen Zugang führenden Avenue, die ebenfalls von einem Wall begrenzt wird, der berühmte Heel Stone, über fünf Meter hoch und unbehauen. Er wurde ein Stück neben der Achse der Gesamtanlage aufgestellt − oder stand dort bereits, als mit dem Bau der Anlage begonnen wurde.
    Außer mit Steinen müssen sich die Archäologen von Stonehenge auch mit ehemaligen oder noch vorhandenen Löchern auseinandersetzen, insbesondere mit drei konzentrischen Erdlochkreisen, deren Löcher Aubrey- (außen), Y- bzw. Z-Löcher (innen) genannt werden. Und natürlich mit weiteren Funden wie Ascheresten, Tierknochen oder Werkzeugen, die weitere Rückschlüsse auf die Geschichte von Stonehenge erlauben − oder erschweren.

    Was also war Stonehenge? Ein aufwändig gestalteter Begräbnisort? Ein Treffpunkt kultischer Versammlungen, an dem archaische Riten vollzogen wurden? Oder ein steinernes Gebilde zur Beobachtung der Himmelskörper, um den Kalender zu bestimmen oder gar astronomische oder astrologische Vorhersagen zu treffen? Oder könnten die mysteriösen Steinkreise womöglich eine ganz andere Funktion gehabt haben − befassten sich dort vielleicht vorzeitliche Weise mit den Geheimnissen der Welt? Worin auch immer seine ursprüngliche Bedeutung bestand: Es muss eine mächtige Motivation vorhanden gewesen sein, diese monumentale Anlage ohne allzu große technische Möglichkeiten, mit erstaunlicher Genauigkeit und bewundernswerter Geduld und Anstrengung über viele Generationen zu errichten. Und das von Menschen, die wir für primitive Höhlenwesen halten, die sich mit rohen, tierisch klingenden Lauten
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