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Die neue Lustschule

Die neue Lustschule

Titel: Die neue Lustschule
Autoren: Hans-Joachim Maaz
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über Eigenschaften also, die auch für das sexuelle Lusterleben unabdingbar sind –, ist und bleibt die wichtigste Herausforderung gesellschaftlicher Entwicklung die Prävention, und das heißt in diesem Zusammenhang die optimale Betreuung und Versorgung aller Kinder. Die Zukunft einer Gesellschaft hängt vom Verständnis und der Lösung dieser Aufgabe ab.
    So sind alle Hinweise in diesem Buch – etwa einander mitzuteilen, was man sich sexuell wünscht, oder darauf hinzuwirken, den Anteil von Projektion und Übertragung in unseren Beziehungen zu verringern – auch mit Risiken verbunden; denn mitunter braucht man die Distanz, die Spannung, den Ärger und die Enttäuschung, um sich gegen das Aufflackern der frühen Not zu schützen. Der Konflikt mit dem Partner kann in hohem Maße stabilisierend wirken. Deshalb ist das individuelle Maß aller Dinge eine notwendige Toleranz.
    Andererseits darf aber auch nicht die Not übersehen werden, die in vielen Spielarten des sexuellen Lebens verborgen ist. Dem Satz: «Es ist alles erlaubt, was gefällt!» ist so der andere hinzuzufügen: «Und was gefällt, darf und muss auch manchmal hinterfragt werden!» Das gilt auf jeden Fall für das eigene Selbstverständnis, insbesondere aber dann, wenn eine Spielart sexuellen Verhaltens zur Mode wird und damit eine gewisse Nötigung verbunden ist. Ein noch harmloses Beispiel dafür ist die gegenwärtige Mode der Intimrasur. Rein äußerlich handelt es sich um eine Infantilisierung der Genitalregion. Ist sie ein Ausdruck des sexuellen Entwicklungsstandes? Oder soll das Urwüchsige nun auch in einem der wenigen noch verbliebenen Bereiche natürlicher Vorgängekontrolliert bzw. retuschiert werden? Oder bedarf man nach außen hin einer Mode, weil das Erleben nach innen behindert ist? Zu oft ist es schon vorgekommen, dass ein hochpathologisches Verhalten zur Norm stilisiert wurde. Der «Markt» reguliert nicht, sondern folgt den massenpsychologisch wirksamen Suggestionen. Ein tiefenpsychologisches Verständnis von Motiven des Verhaltens bleibt deshalb unerlässlich. Noch mehr: Die Fähigkeit zur psycho-sozialen Analyse menschlichen Verhaltens sollte zur Allgemeinbildung zählen.
    Der Wille zur Lust kann also durch die unterschiedlichsten Einflüsse und belastenden Erfahrungen eingeschränkt sein. In aller Regel werden dann das eigene Verhalten und die eigene Norm mit intellektuellen, rationalen und ideologischen Argumenten begründet, um die tiefere Problematik zu verschleiern. Geht dieses Schutzverhalten nur auf Kosten der eigenen Lustfähigkeit, kann man es dabei belassen, dies zu bedauern. Wenn Aufklärung und Hilfsangebote nichts fruchten, bleibt letztlich nichts anderes übrig, als die freie Entscheidung des Einzelnen einfach zu akzeptieren. Doch diese Toleranz wird dann problematisch, wenn ein Partner mit den Schwierigkeiten des anderen projektiv belastet und entsprechend beschuldigt und gequält wird. Sie wird erst recht problematisch, wenn über Machtfunktionen ein bestimmtes Verhalten zur Norm erklärt wird – ein Verfahren, das in der Sexualerziehung schon immer eine große Rolle gespielt hat. (Ich erinnere nur an die Verurteilung von Masturbation als krankhaftes und krank machendes Verhalten, an das gesetzliche Verbot der Homosexualität, die Vorstellung von Sexualität als Sünde etc.)
     
    Der Wille zur Lust lässt sich am besten anhand folgender Einstellungen und Aufgaben realisieren:
    • Ich habe ein Recht auf Sex.
    • Ich will Sex, weil ich damit Lust entfalten, Entspannung erreichen und die partnerschaftliche Beziehung pflegen kann.
    • Für die Art und Weise meiner Sexualität bin ich selbst verantwortlich.
    • Ich muss herausfinden, was mir gefällt und was nicht.
    • In der partnerschaftlichen Beziehung ist es hilfreich, die eigenen Möglichkeiten, Wünsche und Schwierigkeiten mitzuteilen und Gleiches vom Partner zu erfahren.
    • Bei sich wiederholenden Schwierigkeiten sollte ein tiefenpsychologisches Verständnis (am besten mit einem Therapeuten) gesucht werden.
    • Die Lustfähigkeit unterliegt vielen inneren, situativ-äußeren und beziehungsdynamischen Einflüssen.
    • Das Erreichen der Lusterfahrung bleibt deshalb eine lebenslange Aufgabe, an der zu arbeiten Sinn macht, weil sie Gesundheit, Friedfertigkeit und mitmenschliche Zuneigung fördern kann.
Die Lust entdecken
    Wir sind alle von Natur aus mit einem gesunden Maß an Selbstliebe, Neugier und Experimentierfreude ausgestattet. Einem Kind muss man in
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