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Die neue Lustschule

Die neue Lustschule

Titel: Die neue Lustschule
Autoren: Hans-Joachim Maaz
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Konflikt kommt dadurch zustande, dass Zärtlichkeiten, körperliche Nähe und Berührungen gesucht werden, aber Sex gemacht wird. Dann wird Sexualität wie ein «Zahlungsmittel» für Geborgenheit benutzt. Dies beeinträchtigt das lustvolle Erleben, belastet die partnerschaftliche Abstimmung und lässt das Sehnsuchtsbedürfnis am Ende doch wieder nur enttäuscht und unerfüllt zurück. Im Idealfall finden zärtliche und geile Bedürfnisse zueinander. Auf dem Weg dorthin müssen diese unterschiedlichenBedürfnisse aber verstanden worden sein, um sie auseinanderhalten und auch getrennt befriedigen zu können. Nicht selten geht es dann darum, in schmerzvoller Einsicht auf unerfüllbare Sehnsucht verzichten zu lernen, um damit nicht gegenwärtige Beziehungen zu belasten und reale Lustchancen zu vergeben.
    4. Die Spaltung von Liebe und Sex ist ein großes Thema gestörter Sexualität und konfliktgeladener Beziehung. Die eigene Liebesfähigkeit hängt sehr stark von der Liebe ab, die man als Kleinkind erfahren hat. Der erlittene Liebesmangel wird fast regelmäßig in die Partnerschaften hineingetragen, in der Hoffnung, dass es dort endlich zur ersehnten Erfüllung kommt, die aber nachträglich nie mehr wirklich gelingen kann. Auf diese Weise wird die Liebeshoffnung häufig sexualisiert: Der Sex soll dann die Liebe ermöglichen. Das muss Konflikte ergeben. Erlebter Liebesmangel lässt sich nur als leidvolles Defizit emotional verarbeiten. Eine von früher Sehnsucht befreite partnerschaftliche Sexualität, die Lustentfaltung und Entspannung ermöglicht, ist dagegen eine großartige Chance für eine dankbare, durch gegenseitige Anerkennung getragene Beziehung, die im Miteinander die Partnerschaft reifen und alte Wunden verheilen lässt. Wenn klar geworden ist, dass kein Partner den elterlichen Liebesmangel auszugleichen vermag, wird der Beziehungsraum frei für gegenwärtige und reale liebevolle Zuwendung und Bestätigung. Sie schaffen die Voraussetzungen dafür, dass über Beziehungslust und Körperlust reale Liebe und Sexualität zueinanderfinden und sich gegenseitig stabilisieren. Reale Liebe ist immer weniger als die Sehnsuchtsliebe, bietet aber stets auch mehr Befriedigung, als wenn Enttäuschung und Frust eine Partnerschaft chronisch belasten.
    5. Dadurch wird auch verständlich, dass jeder Einzelne für die Gestaltung seiner Sexualität und Lusterfahrungselbst verantwortlich ist. Man kann diese Aufgabe nicht delegieren und die Verbesserung eigener Probleme vom Sexualpartner erwarten.
    6. Wir müssen zwischen Sexualität im Dienste der Fortpflanzung und im Dienste der Lust unterscheiden. Beides kann sich erheblich beeinflussen: Ein Kinderwunsch kann die Lust entfachen, Angst vor Schwangerschaft die Lust töten. Deshalb sollte die Frage potenzieller Schwangerschaft zwischen den Partnern immer gut abgesprochen und miteinander geklärt sein. Wenn Kinder kommen, bevor die sexuelle Lust entdeckt und entfaltet werden konnte, bleibt das ein belastendes Defizit für die weitere Entwicklung partnerschaftlicher Sexualität; denn die Betreuung von Kindern wird die Eltern immer in besonderer Weise beanspruchen und wenig Zeit und Raum für sexuelle Erfahrungen lassen. Viele Elternpaare sind schon froh, wenn sie auch nur kurz ungestört Zeit füreinander finden und dabei nicht zu erschöpft und abgelenkt sind («mit einem Ohr bei den Kindern»). Schwangerschaften haben manchmal auch die Funktion, sexuelle Lust- und Hingabestörungen – Näheängste – zu überdecken und mit dem Hinweis auf den besonderen «Zustand» oder die Mühen der Kinderbetreuung die Sexualität so weit als möglich zu vermeiden. In dem Fall, in dem die sexuelle Beziehung vor allem narzisstische Bedürfnisse befriedigen soll, wird die Fortpflanzung im besonderen Maße zur Last und aus diesem Grund häufig vermieden und versäumt.
    7. Sexualität ist einerseits eine großartige Möglichkeit – und häufig der einzige verbleibende Freiraum –, Gefühle zu zeigen und den Kontakt zu natürlichen, vegetativen Prozessen zu pflegen. Andererseits stellt sie für viele ein besonderes Risiko dar, in Angst zu geraten und dadurch verletzt zu werden, dass man sich öffnet und Kontrollverlust zulässt.Sexualität birgt immer die Gefahr in sich, unerwünschte Gefühle, seien sie angst- oder lustvoller Art, zu aktivieren, was die Hingabe natürlich erheblich beeinträchtigen kann. Lustangst ist ein trauriges Thema und leider eine häufige Realität.
    8. So müssen wir
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