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Die Navigatorin (German Edition)

Die Navigatorin (German Edition)

Titel: Die Navigatorin (German Edition)
Autoren: Norma Banzi
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nichts Geheimnisvolles. Sie reden nur nicht gerne darüber, die Männer, obwohl jeder weiß, was passiert. Es ist eine alte Tradition, die zurückgeht auf die Anfänge des ul'chanischen Imperiums. Aus jedem neuen Jahrgang Chiren an Bord eines ul'chanischen Schiffes dürfen sich der Patarin, der Darmon und die Prä-Darmone Männer und Frauen aussuchen, die ihnen die Kabine aufräumen, ihnen das Essen servieren und auch sonst gefällig sind. Vielfach wetteifern die Chiren um die Gunst der kommandierenden Offiziere. Aber nur die attraktivsten haben eine Chance, beachtet zu werden. Findet ein Chiren einen Platz im Bett eines Offiziers, ist ihm dessen Unterstützung bei der Karriere sicher. Und je höher die Stellung des Offiziers ist, dem er dient, desto größer sind seine Aufstiegschancen. Jars und ich haben das große Glück, von Darmon Mucar ausgewählt worden zu sein."
"Wollen Sie damit sagen, es gab sexuelle Kontakte zwischen Jars und Mucar?", fragte Kyrell verblüfft.
"Das weiß ich nicht. Es ist möglich. Vielleicht räumt Jars dem Darmon wirklich nur die Kabine auf, vielleicht hat Darmon Mucar ihn aber auch weitergehend beansprucht. Jars redet natürlich nicht über diesen Aspekt seiner Pflichten." Nachdenklich musterte Visha die schlanke Frau vor sich. "Gibt es bei ihrem Volk keine derartigen Traditionen?"
"Nein! Bei meinem Volk gibt es Gesetze gegen die sexuelle Ausbeutung von Untergebenen."
"Ich würde es nicht als Ausbeutung betrachten. Die meisten Chiren gehen gerne mit ihren Offizieren ins Bett", wandte Visha ein. "Sie sind schockiert. Ich hätte es Ihnen nicht erzählen dürfen. Wenn Patarin Karst oder Darmon Mucar herausbekommen, dass ich Ihr Wohlbefinden beeinträchtigt habe, bekomme ich ziemlichen Ärger."
"Ich fühle mich nicht unwohl", beeilte sich Kyrell, ihrer Gesprächspartnerin zu versichern. "Erzählen Sie mir mehr von den ul'chanischen Männern. Welche Liebeslager bevorzugen sie?"
"Offiziell sind wir eine heterosexuell veranlagte Spezies", kicherte Visha. "Meiner Meinung nach haben wir eine stark ausgeprägte bisexuelle Kultur. Die Begründer des Imperiums, Num'ran und Kortas, waren der Überlieferung nach ein schwules Liebespaar, auch wenn die religiöse Kaste eine andere Meinung vertritt. Besonders unter den Kriegern gibt es viele homosexuell motivierte Gepflogenheiten. Aber es gibt keine Gefährtenschaften zwischen Partnern gleichen Geschlechts."
"Wie ist die Familienstruktur bei den Ch'tarr?" wollte Kyrell wissen.
"Bei uns ist es im Gegensatz zu den meisten anderen Völkern der ul'chanischen Konföderation beiden Geschlechtern und nicht nur den Männern gestattet, sich mehrere Gefährten zu nehmen. Unser Eheversprechen kennt keinen sexuellen Treueeid, so dass praktisch jeder Ehegatte das Recht hat, weitere Gefährten zu nehmen, was mitunter die familiäre Situation kompliziert und unübersichtlich machen kann. Die Kinder werden meistens von der Mutter aufgezogen. Auch hierbei unterscheiden wir Ch'tarr uns von anderen Ul'cha. Bei einer Scheidung entscheidet die Mutter über die Kinder und nicht der Vater, wie es sonst Sitte im Imperium ist."
Falten der Missbilligung erschienen auf Kyrells Stirn.
"Finden Sie es nicht richtig, dass die Kinder bei der Mutter bleiben?", wollte Visha von ihr wissen.
"Ich finde es eher erschreckend, dass es in der ul'chanischen Konföderation Planeten gibt, auf denen die Männer den Frauen ihren Willen aufzwingen können", antwortete Kyrell. Zwischen den Frauen entspann sich eine lebhafte Diskussion darüber, wer in einer Ehe das Sagen haben müsse, bis Mucar in das Casino trat und sich nach Kyrell umsah. Sein Gesicht verfinsterte sich, als er sah, mit wem seine süße hassolische Geliebte sich unterhielt. "Ich gehe besser", raunte Visha Kyrell rasch zu. Bevor Mucar zu ihnen an den Tisch treten konnte, war sie schon verschwunden.
"Was hattest du mit Chiren Visha zu besprechen?", wollte Mucar von Kyrell wissen.
"Erst empfiehlst du mir, in meiner Freizeit in das Casino zu gehen und dann knurrst du mich an, wenn ich es tue und mich mit jemandem befreunde", konterte sie.
Mucar setzte sich zu ihr an den Tisch und legte seine Hand über die ihre. "Wenn du etwas über mich herausfinden willst, frage mich, nicht meinen Chiren."
"Wir haben nur geschwatzt", erklärte Kyrell schulterzuckend. Misstrauisch musterte Mucar sie. Möglicherweise hatte Visha ihre Rolle in seinem Leben aus Eifersucht vor Kyrell ein wenig übertrieben und sie damit verletzt. Die Wahrheit war, dass er
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