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Die Navigatorin (German Edition)

Die Navigatorin (German Edition)

Titel: Die Navigatorin (German Edition)
Autoren: Norma Banzi
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gesaugt hatte. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder schweifte ihr Blick zu der Tür, die beide Kabinen miteinander verband, als könne sie ihn damit beschwören, zu ihr herüberzukommen. Etwas am Anblick dieses Schotts erschien ihr anders als sonst. Es dauerte eine Weile, bis es von ihrem Unterbewusstsein an die Oberfläche kam. Die Tür war nicht verriegelt, wie sie einer Anzeige entnehmen konnte. Bisher hatte Mucar das Schott immer verriegelt. Kyrell selbst hatte keinen Einfluss darauf. Sie hatte darauf vertrauen müssen, dass er sie nicht belästigte. Wenn er es doch nur täte! Die Worte von Yres hallten in ihr nach:
"Wenn Sie ihn wollen, müssen Sie den Anfang machen."
Fast eine halbe Stunde dachte Kyrell über das unverriegelte Schott nach, erwog ihre Möglichkeiten und Mucars Motive, fragte sich, ob er überhaupt welche hatte, oder ob er lediglich vergessen hatte, den Verriegelungsmechanismus zu betätigen. Aber wann hatte dieser überhebliche Krieger jemals etwas vergessen?
Kyrell fasste einen Entschluss. Sie streifte den bequemen Overall ab und hüllte sich in das zarte Seidenhemd, das sie auf all ihren Reisen für alle Fälle in ihrem Gepäcksack hatte. Man konnte nie wissen...
Mit klopfendem Herzen legte sie die Hand auf die Platte am Schott. Es glitt zischend auf.

Auch er hatte geduscht. Fast nackt, nur bekleidet mit einem Handtuch um die Hüften, stand Mucar mitten in seiner Kabine und fönte seine wunderbaren langen Haare trocken. Als er das Zischen des Schotts hörte, hob er forschend den Blick. Kyrell trat vorsichtig in seine Kabine ein. Es schien ihm recht zu sein, denn er fuhr mit seiner Tätigkeit fort, ohne sie für ihr Eindringen in seine Privatsphäre zurechtzuweisen. Minutenlang beobachtete sie ihn bei der Haarpflege. Der Anblick dieser für ihn sicherlich alltäglichen Prozedur erregte sie. Doch sie war auch unsicher, wie sie sich ihm nähern sollte.
"Weshalb bist du gekommen?", erkundigte er sich bei ihr, nachdem er den Fön in einen Schrank verstaut hatte.
"Die Tür war nicht verriegelt. Ich hielt es für eine Einladung. Habe ich mich geirrt?"
"Nein!", antwortete Mucar. Mit einem Kamm fuhr er sich durch das Haar.
"Darf ich?", bat Kyrell schüchtern. Er händigte ihr den Kamm aus und setzte sich auf den Rand seiner Klappcouch. Kyrell rutschte hinter ihn. Hingebungsvoll strich sie immer wieder durch sein Haar, bis es glänzte. Schließlich griff er ihre Hand und riss ihr den Kamm aus der Hand, warf ihn in eine Ecke seiner Kabine.
"Bist du nur gekommen, um mir die Haare zu kämmen?", knurrte er.
"Nein", hauchte Kyrell. Sie wunderte sich über seine passive Haltung, die sie sehr verunsicherte. Seine Muskeln waren so angespannt, als wolle er jeden Moment aufspringen und in den Kampf ziehen. Trotzdem blieb er reglos sitzen. Sie strich sein Haar nach vorn, um die Brandings auf seinem Rücken zu betrachten.
"Das Muster gefällt mir", sagte Kyrell.
"Das Familienwappen", erklärte er ihr mit heiserer Stimme. Mucar zuckte leicht zusammen, als sie mit den Fingerspitzen die Linien der Schmucknarben entlangfuhr. Bald wurde sie mutiger und tastete neugierig über die bunten Hornschuppen seines Rückrades.
"Frau, du willst mich quälen", scholt er sie nach einer Weile mit gepresster Stimme.
"Gefällt es dir nicht?", fragte Kyrell bestürzt und zog schnell ihre Hände von ihm zurück. Mucar schnellte von der Couch hoch und fluchte im Dialekt der Ch'tarr, jedenfalls glaubte Kyrell, einen Fluch aus seinem Tonfall herauszuhören, obwohl sie die Worte nicht verstand.
"Frau! Ich habe mich dir heute im Zeremonienraum erklärt. Es ist nun an dir, den nächsten Schritt zu machen", zischte er sie an.
"Du bist so passiv", sagte Kyrell leise.
"Weil ich mich nicht der Gefahr aussetzen möchte, der Vergewaltigung beschuldigt zu werden", grollte Mucar. "Ich hatte noch nie mit einer Frau aus der Planetenliga zu tun. Deshalb bin ich vorsichtig."
"Bei den Hassol ergreifen meistens die Männer die Initiative", sagte Kyrell, während sie sich von der Couch erhob und auf ihn zustrebte. Sein Blick heftete sich auf ihren kleinen, festen Busen, der von der Seide ihres Hemdes kaum verdeckt wurde. Als sie vor ihm stand, griff sie entschlossen an seine Hüften und befreite ihn von seinem Handtuch. Aufkeuchend starrte sie ihn an. "Du bist stärker gebaut, als jeder Mann, mit dem ich bisher zusammen war", sagte sie, als sie sich von ihrem ersten Schreck erholt hatte.
"Ich bin ganz durchschnittlich", entgegnete er
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