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Die Navigatorin (German Edition)

Die Navigatorin (German Edition)

Titel: Die Navigatorin (German Edition)
Autoren: Norma Banzi
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Meinung, dem es sichtlich peinlich war, eine Frau beim Kleiderkauf begleiten zu müssen. Aber sonst gab es niemanden, den sie über den Stil ch'tarrianischer Frauen hätte befragen können. Ergeben fügte er sich in sein Schicksal. Zum Dank für seine Geduld schenkte Kyrell dem jungen Krieger eine kunstvoll gearbeitete silberne Gürtelschnalle, die er an einem Marktstand ausgiebig bewunderte, sich jedoch selbst nicht leisten konnte. Errötend nahm er das teure Geschenk entgegen. "Sie sollten mir besser keine Geschenke machen, Dame Kyrell", murmelte er und sendete einen misstrauischen Blick in Richtung der Leibwächter, die einige Meter entfernt von ihnen standen und die Ware an einem anderen Marktstand betrachteten.
"Ist das Geschenk unangemessen?", fragte Kyrell besorgt.
"Es ist ein ehrenwertes Geschenk, und dennoch ..."
"Ich verstehe Ihre Bedenken nicht, Prä-Nenta Jars."
Jars seufzte vernehmlich, bedankte sich höflich und schob dabei die Gürtelschnalle unter seinen Lederharnisch.
"Jetzt habe ich Hunger", meinte Kyrell, weil ihr Magen vernehmlich knurrte. Jars führte sie in ein ruhiges, etwas abseits von der Hauptpromenade liegendes Restaurant. Bei einem ausgezeichneten Essen kamen Kyrell und Jars ins Gespräch. "Was machen Sie in Ihrer Freizeit?", wollte Kyrell von dem jungen Krieger wissen.
"Wenn die Zeit ausreicht, besuche ich meine Familie in meinem Heimatdorf."
"Vermissen Sie das Landleben?", erkundigte sich Kyrell.
"Ein wenig schon. Aber ich fühle mich nicht unwohl in der Stadt."
"Wartet auf Ch'tarr ein Mädchen auf Sie?", wollte Kyrell von Jars wissen.
"Auf Krieger der Flotte warten viele Mädchen", lachte Jars. Dann jedoch überschatteten sich seine Züge. "Ich war verlobt. Aber als ich auf die Krigis versetzt wurde, löste meine Braut die Verlobung."
"Weshalb?", fragte Kyrell neugierig.
"Bei Gandyr!", fluchte Jars. "Es ist nicht an mir, mit Ihnen über diese Dinge zu reden, Dame Kyrell." Verdrossen starrte Jars seine Begleiterin an. Dann fuhr er seufzend fort: "Meine Braut stellte mich vor die Wahl, die andere Sache zu beenden oder auf sie verzichten zu müssen. Sie meinte, ich ginge zu weit mit meiner Ergebenheit für einen Gilvray ..."
"Ihre Braut wollte nicht, dass Sie Mucar auf die Krigis folgen?", erkundigte sich Kyrell und runzelte verwirrt die Stirn. "Aber Ihre Versetzung war doch mit einem Aufstieg verbunden."
"Erinnern Sie sich, was Visha Ihnen auf meine Veranlassung hin damals auf der Gorasul über die Bedeutung des Kabinendienstes erzählt hat?"
"Nur zu gut", seufzte Kyrell.
"Ich putze zwar nicht mehr die Kabine von Patarin Mucar, doch ansonsten hat sich Nichts zwischen uns geändert." Jars griff in seinen Lederharnisch, holte die silberne Gürtelschnalle hervor und legte sie vor Kyrell auf den Tisch. "Und deshalb ist es nicht gut, wenn ich Geschenke von Ihnen annehme, Dame Kyrell. Nach den Sitten der Ch'tarr haben Sie mich nämlich mit diesem Geschenk als männlichen Favoriten Ihres Gefährten anerkannt. Und ich glaube nicht, dass Ihnen dieser Aspekt Ihrer Großzügigkeit bewusst gewesen ist."
"Billigt Noemie Ihre Beziehung zu Mucar?", wollte Kyrell von Jars wissen. Der junge Krieger nickte stumm.
"Dann werde ich es auch tun", erklärte Kyrell, nahm die Gürtelschnalle und drückte sie Jars nachdrücklich in die Hand. Der starrte ratlos das Geschenk in seiner Hand an. "Sie müssen mich nicht nur deshalb akzeptieren, weil Darmon Noemie mir ihre Freundlichkeit erwiesen hat", murmelte Jars.
"Würde Mucar Sie wegschicken, wenn ich gegen Sie wäre?", fragte Kyrell ironisch.
"Vielleicht! Er liebt Sie sehr, Dame Kyrell."
"Weiß Mucar eigentlich, dass Ihre Verlobung seinetwegen zerbrochen ist?"
"Ich bin nicht bei ihm, um ihn mit meinen Problemen zu behelligen", erklärte Jars.
"Weshalb sind Sie bei ihm? Wegen der Karriere?"
Jars zuckte mit den Schultern. "Ich könnte mich nie selbst von ihm lösen. Vielleicht werde ich von ihm frei sein, wenn er meiner überdrüssig wird und mich fortschickt."
"Sie lieben ihn."
"Er hat mir keine Wahl gelassen."
Kyrell nickte verstehend. Sie konnte Jars Lage sehr gut nachempfinden. Ging es ihr nicht ähnlich? Die Bedingungen ihrer Beziehung stellte der besitzergreifende Mucar. Damals, vor zwei Jahren auf Ch'tarr, hatte Kyrell sich ihm in einem Akt der Selbstbehauptung entzogen. Und was hatte es ihr genützt? Nichts! Sie liebte Mucar mehr denn je. Mittlerweile war Kyrell davon überzeugt, dass dieses seltsame Beziehungsgeflecht zwischen ihnen allen gutgehen würde.
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