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Die Navigatorin (German Edition)

Die Navigatorin (German Edition)

Titel: Die Navigatorin (German Edition)
Autoren: Norma Banzi
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könnte."
"Was stört Sie an ihm, seine stattliche Größe, sein muskulöser Körperbau? Oder vielleicht seine Abstammung von den edelsten Familien des ul'chanischen Imperiums?", stichelte Yres.
"Die gesellschaftliche Stellung eines ul'chanischen Kriegers ist ohne Bedeutung für mich", wandte Kyrell ein. Yres wollte noch etwas bemerken, doch da kam Mucar auf die beiden Frauen zu.
"Haben Sie alles gesehen?", fragte er Kyrell.
"Ja, Nenta Yres war sehr freundlich."
"Dann bringe ich Sie jetzt in Ihre Kabine zurück. Sie sehen sehr erschöpft aus."

Drei

Am Abend hatte Kyrell Yres' Bemerkungen vergessen, sie schienen ihr zu absurd. Mucar holte sie aus ihrer Kabine ab und führte sie in einen Zeremonienraum, in dem an den Wänden befestigte Fackeln und in mehreren Becken glühende Kohlen gedämpftes Licht spendeten. Etwa ein Dutzend Frauen und Männer waren anwesend. Sie standen in kleinen Grüppchen beieinander. In den Händen hielten sie Weinbecher, aus denen sie hin und wieder tranken. Entsprechend dem gedämpften Licht war auch die Lautstärke der Gespräche herabgesetzt. Dennoch wirkte das Geschehen auf Kyrell heiter. Ein Krieger schürte in einem besonders großen Kohlebecken mehrere Stäbe, an dessen Enden für Kyrell nicht genau zu erkennende Eisen befestigt waren. Ein junger Mann, der einzige, der statt einer Uniform eine bequeme Hose und ein locker fallendes Hemd trug, bemerkte die Neuankömmlinge, griff sich drei volle Weinbecher und kam auf sie zu.
"Willkommen bei meiner kleinen Feier, Darmon Mucar und Navigatorin Kyrell. Ich fühle mich sehr geehrt über Ihr Kommen." Bei diesen Worten händigte er Mucar und der widerstrebenden Kyrell die Becher aus. Bevor Kyrell etwas einwenden konnte, erklärte Mucar:
"Kyrell und ich freuen uns über Ihre Einladung, Chiren Jars. Die Navigatorin wird aus Sicherheitsgründen nur symbolisch mit Ihnen anstoßen."
"Natürlich, Sir", sagte Jars und hob seinen Becher, ebenso Mucar. Schnell tat Kyrell es ihnen nach. "Nun stoßen Sie mit uns an, Kyrell, so fest Sie können. Der Wein darf ruhig überschwappen", empfahl ihr Mucar lächelnd. Sie tat, wie ihr geheißen. Mit einem lauten, metallischen Geräusch trafen die Becher aufeinander. Wein floss ihr über die Hand. Mucar und Jars tranken, während Kyrell den Becher nur an die Lippen hielt. Danach führte sie der gut aufgelegte Jars zu dem Kohlebecken, an dem er später gebrandet werden sollte. Der fröhliche junge Krieger erklärte ihr den Vorgang des Brandens. In seinem Fall handelte es sich nicht um eine förmliche Zeremonie. Das Branding sollte allein der Zierde dienen. Er sprach darüber, wie er die Eisen in seiner Freizeit selbst gefertigt hatte und beschrieb voller Vorfreude das Muster, das auf seiner Haut entstehen sollte. Kyrell ließ sich von seiner Begeisterung mitreißen. Fast vergaß sie, dass sie das Branden für ein barbarisches und primitives Brauchtum der Ch'tarr hielt, ja, sie stellte sogar interessierte Fragen. Die ganze Zeit blieb Mucar an ihrer Seite und hörte schweigend den Ausführungen des Chirens zu, der ganz entzückt zu sein schien, die volle Aufmerksamkeit seines kommandierenden Offiziers auf sich gerichtet zu wissen. Noch nie hatte Kyrell an Bord der Gorasul einen Chiren gesehen, der sich so unbefangen in der Gegenwart des Darmons gab wie Jars. Natürlich war er respektvoll und ehrerbietig, doch seiner Körpersprache fehlte die verkrampfte, fast angstvolle Anspannung, die Kyrell sonst an jungen Offiziersanwärtern wahrzunehmen pflegte, wenn sie in der Nähe des Darmons waren. Als Jars sich zurückzog, um sich auf sein Branding vorzubereiten, sprach Kyrell ihren Begleiter darauf an:
"Sind Sie mit Jars verwandt oder befreundet, Darmon Mucar?"
"Wie kommen Sie denn darauf?", fragte Mucar verwundert.
"Ich hatte den Eindruck."
"Was für einen Eindruck?", wollte Mucar stirnrunzelnd wissen.
"Ich kann es nicht genau erklären", sagte Kyrell. "Es schien mir, als könne Chiren Jars in Ihrer Nähe atmen, im Vergleich zu anderen Kriegern der Mannschaft."
Mucar schwieg lange auf Kyrells Feststellungen. "Sie sind eine gute Beobachterin", sagte er dann. Neugierig blickte ihm Kyrell ins Gesicht, doch er äußerte sich nicht weiter zu Chiren Jars.
Kyrell wurde durch das erneute Erscheinen des jungen Kriegers in dem Zeremonienraum von ihren Überlegungen abgelenkt. Mit nacktem Oberkörper schritt Jars zu dem Kohlebecken, das die Brenneisen beinhaltete. An einem Gestell führte er seine Hände durch zwei Lederschlaufen und
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