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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten
Autoren: Glenn Cooper
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Sache vor Gericht kommt.«
    »Dann kommen Sie eben zurück und sagen aus. Bis dahin sammeln sich auf Ihrem Gehaltskonto vermutlich noch ein paar nette Tagessätze an.«
    »Sehr komisch. Und was ist mit Nancy? Ich werde ihr schaden. Wollen Sie, dass sie das Opferlamm spielt?«
    »Nancy ist ein kluges Mädchen. Sie kommt damit klar, und sie wird auch mit Ihnen klarkommen.«
    Er verkniff sich alle weiteren Einwände. »Was ist mit dem Mist, den ich zurzeit bearbeite?«
    »Ich verteile die Aufgaben neu. Kein Problem.«
    Das war’s dann. Gespräch beendet. Das war kein demokratisches Vorgehen, aber zu kündigen oder sich feuern zu lassen kam auch nicht in Frage. Noch vierzehn Monate. Noch vierzehn verfluchte Monate.
     
    Innerhalb von ein paar Stunden hatte sich sein Leben verändert. Der Büroverwalter rückte mit orangefarbenen Umzugskisten an, ließ seine aktuellen Fallakten einpacken und aus seinem Kabuff wegschaffen. Muellers Doomsday-Akten nahmen ihre Stelle ein, Kartons voller Unterlagen, die in wochenlanger Arbeit zusammengetragen worden waren, bevor ein verklebter Blutklumpen Muellers Gehirn ruiniert hatte. Will starrte die Kartons an wie einen stinkenden Haufen Mist und trank eine weitere Tasse von dem abgestandenen Kaffee, ehe er sich dazu herabließ, eine der Kisten zu öffnen, um aufs Geratewohl einen Ordner herauszuziehen.
    Er hörte, wie sie sich räusperte, ehe sie das Büro betrat.
    »Hi«, sagte Nancy. »Ich glaube, wir arbeiten ab jetzt zusammen.«
    Nancy Lipinski war in ein anthrazitfarbenes Kostüm gezwängt. Es war eine halbe Nummer zu klein und schnürte ihre Taille ein, sodass ihr Bauch leicht über den Rockbund quoll. Sie war klein, ohne Schuhe um die eins sechzig. Nach Wills Geschmack hatte sie überall ein paar Pfunde zu viel, sogar ihr rundliches Gesicht war ihm zu weich gepolstert. Hatte sie überhaupt Wangenknochen? Sie war nicht der durchtrainierte Typ, den Quantico normalerweise lieferte. Wie, fragte er sich, hatte sie die Sportausbildung an der Akademie geschafft? Da unten nahmen sie alle hart ran und kannten auch bei Frauen keine Nachsicht. Andererseits war sie nicht unattraktiv. Die praktische Frisur, die rotbraunen, auf den Kragen fallenden Haare, das Make-up und der Lippenstift passten gut zu der zierlichen Nase, dem hübschen Mund und den lebhaften braunen Augen, und ihr Parfum hätte ihn bei einer anderen Frau vermutlich schwach gemacht. Ihr bekümmerter Blick aber ging ihm auf die Nerven. Hatte sie wirklich Mitleid mit einer Null wie Mueller?
    »Was kann ich für Sie tun?«, sagte er nur der Form halber.
    »Ist es Ihnen jetzt recht?«
    »Sehen Sie, Nancy, ich habe gerade mal den ersten Karton aufgemacht. Warum lassen Sie mir nicht ein paar Stunden Zeit, bis zum späten Nachmittag vielleicht, und dann reden wir darüber?«
    »Meinetwegen, Will. Ich wollte Ihnen bloß Bescheid sagen, dass ich da bin. Die Sache mit John geht mir sehr zu Herzen, aber ich werde an diesem Fall trotzdem mit vollem Einsatz weiterarbeiten. Wir waren noch nie in einem Team, aber ich habe mich über einige Ihrer Fälle informiert und bin mir darüber im Klaren, was Sie für das FBI geleistet haben. Ich suche immer nach Möglichkeiten, besser zu werden, daher wird mir Ihr Feedback äußerst wichtig …«
    Will hatte das Gefühl, dass er dieses Gewäsch am besten im Keim ersticken sollte. »Sind Sie ein Fan von Seinfeld? «, fragte er.
    »Der Fernsehsendung?«
    Er nickte.
    »Ich glaube, ich kenne sie«, erwiderte sie argwöhnisch.
    »Die Leute, die diese Sendung erfunden haben, haben die Grundregeln für die Charaktere festgelegt, und durch diese Grundregeln unterscheidet sie sich von allen anderen Sitcoms. Wollen Sie wissen, wie diese Regeln lauten? Die werden nämlich für Sie und mich gelten.«
    »Klar, Will«, sagte sie und strahlte ihn an, offensichtlich begierig auf eine Lektion.
    »Die Regeln lauten: Es gibt nichts zu lernen, und es wird nicht geknutscht. Wir sehen uns später, Nancy«, sagte er mit ausdrucksloser Miene.
    Während sie dastand und aussah, als überlege sie, ob sie sich verziehen oder etwas entgegnen sollte, hörten sie, wie sich Schritte näherten, eine Frau versuchte in Stöckelschuhen zu rennen. »Sue im Einsatz«, rief Will. »Klingt so, als ob sie etwas wüsste, was wir noch nicht wissen.«
    Informationen verliehen einem in diesem Laden vorübergehend Macht, und Susan Sanchez schien förmlich berauscht davon, irgendetwas vor allen anderen erfahren zu haben.
    »Gut, dass ihr beide da
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