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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten
Autoren: Glenn Cooper
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DER HÖLLE gekontert, aber bald nachgegeben und die Titelseite ebenfalls mit einer fetten Doomsday-Schlagzeile überschrieben.
    Nancys Worten zufolge befanden sich auf keiner der Postkarten identische Fingerabdrücke – der Täter hatte vermutlich faserlose Latexhandschuhe getragen. Auf zwei Karten hatte man ein paar Abdrücke gefunden, die nicht von den Opfern stammten, daher überprüften die FBI-Außendienststellen derzeit sämtliche Postmitarbeiter, die für den Versand von Las Vegas nach New York zuständig waren. Bei den Karten selbst handelte es sich um einfache weiße Normpostkarten, wie man sie in Tausenden von Läden kaufen konnte. Sie waren beidseitig mit einem Tintenstrahldrucker, einem Photosmart von Hewlett Packard, bedruckt worden, von denen Zehntausende in Umlauf waren. Der Schrifttyp gehörte zum üblichen Word-Menü von Microsoft. Die mit Tinte gezeichneten Sargumrisse stammten vermutlich alle von derselben Person, die einen schwarzen Pentel-Stift mit ultrafeiner Spitze benutzt hatte, wie er millionenfach über den Ladentisch ging. Die Briefmarken waren immer die gleichen, 41 Cent das Stück, mit der amerikanischen Flagge bedruckt, es gab Abermillionen davon, keine DNA-Spuren auf der Rückseite. Die sechs Karten waren am 18. Mai aufgegeben und in der Zentrale des U.S. Postal Service in Las Vegas abgestempelt worden.
    »Der Typ hatte also genug Zeit, um von Las Vegas nach New York zu fliegen, mit dem Auto oder der Bahn wäre es allerdings eine ziemlich weite Strecke«, warf Will ein. Er überraschte Nancy, die nicht sicher gewesen war, ob er zuhörte. »Haben Sie sich Passagierlisten für alle Direkt-und Anschlussflüge zwischen dem 18. und dem 21. von Vegas nach La Guardia, John F. Kennedy und Newark besorgt?«
    Sie blickte von ihrem Notizbuch auf. »Ich habe John gefragt, ob wir das tun sollten! Er hat mir erklärt, es wäre nicht der Mühe wert, weil jemand die Karten im Auftrag des Killers aufgegeben haben könnte.«
    Will hupte einen Camry an, der für seinen Geschmack zu langsam fuhr, und überholte ihn kurzerhand rechts, als er den Weg nicht frei machte. Er konnte sich eine sarkastische Bemerkung nicht verkneifen. »Überraschung! Mueller hat sich geirrt. Serienmörder haben so gut wie nie Komplizen. Manchmal treten sie paarweise auf, wie die Heckenschützen von Washington oder die Killer von Phoenix, aber das kommt verdammt selten vor. Logistische Unterstützung bei der Vorbereitung der Verbrechen? Das wäre das erste Mal. Diese Typen sind einsame Wölfe.«
    Sie kritzelte in ihr Buch.
    »Was machen Sie da?«, fragte er.
    »Ich notiere mir, was Sie gesagt haben.«
    Meine Güte, wir sind doch nicht in der Schule, dachte er. »Da Sie Ihren Stift noch zur Hand haben, können Sie auch Folgendes notieren«, sagte er spöttisch. »Erkundigen Sie sich nach Strafzetteln wegen Geschwindigkeitsübertretung auf den Hauptverkehrsstrecken, für den Fall, dass der Killer doch mit dem Auto quer durchs Land gefahren ist.«
    Sie nickte, dann fragte sie zurückhaltend: »Wollen Sie noch mehr hören?«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    Es lief auf Folgendes hinaus: Die Opfer, vier Männer und zwei Frauen, waren zwischen 18 und 82 Jahre alt. Drei in Manhattan, jeweils eines in Brooklyn, Staten Island und Queens. Heute dann das erste in der Bronx. Der Hergang war immer gleich. Das Opfer erhielt eine Postkarte mit einem Sarg und dem Datum vom nächsten oder übernächsten Tag, und genau an diesem Tag wurde es dann getötet. Zwei erstochen, eines erschossen, eines vermutlich an einer Überdosis Heroin gestorben, eines von einem Auto, dessen Fahrer Unfallflucht beging, auf dem Gehsteig überfahren und eines aus dem Fenster geworfen.
    »Und was hat Mueller dazu gesagt?«, fragte Will.
    »Er war der Meinung, dass uns der Killer in die Irre führen will, indem er sich nicht an eine bestimmte Vorgehensweise hält.«
    »Und was glauben Sie?«
    »Ich finde es ungewöhnlich. Das steht so nicht im Lehrbuch.«
    Er stellte sich ihre Kriminalistikbücher vor, ganze Absätze mit gelben Markern gekennzeichnet, ordentliche Randbemerkungen, winzige Buchstaben. »Wie sieht’s mit dem Opferprofil aus?«, fragte er. »Irgendwelche Verbindungen?«
    Die Opfer hatten allem Anschein nach nichts miteinander zu tun. Die Computertruppe in Washington wertete in einer Rasteranalyse alle möglichen Dateien aus und suchte nach Gemeinsamkeiten, aber bislang hatte sie keinen Treffer gelandet.
    »Sexuelle Übergriffe?«
    Sie blätterte etliche Seiten
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