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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
Autoren: Shannon Delany
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Erde.
    » Wie schrecklich! « , flüsterte Wanda. » Sieh sie dir an, Leon « , sagte sie zu meinem Vater. » Was zum Teufel hat sie sich nun schon wieder angetan? «
    » Mir angetan? « , fragte ich wie betäubt und hob das Gesicht von Pietrs Brust. Vor uns standen Dad, Wanda und Dr. Jones. » Ich habe mir noch nie etwas angetan … «
    » Die Waffe unter deinem Kopfkissen. Die Wunde am Arm. Und immer wieder bist du ungepflegt oder unpünktlich zu den Beratungsstunden erschienen, häufig mit Verletzungen, für die du keine gute Erklärung geben konntest « , betete Dr. Jones meine Vergehen herunter. Sie hielt meinem Vater ihr Klemmbrett hin. » Und dann müssen wir dich auch noch hier antreffen, mit einem Jungen … «
    » Der wegen einer Schlägerei von der Schule suspendiert wurde « , ergänzte Dad.
    » Er hat mich beschützt! «
    » Es ist genau, wie wir vermutet haben « , stimmte Dr. Jones an. » Wir müssen härter durchgreifen. «
    » Härter durchgreifen …? «
    » Wir müssen Jessie schützen « , meinte Wanda eindringlich.
    Mein Magen sackte durch, als mein Vater den Stift zur Hand nahm und etwas aufs Klemmbrett kritzelte.
    » Mich schützen … Wovon redet ihr da? « All die Versuche, mich zu beschützen, hatten mir bislang herzlich wenig geholfen. » Dad « , flüsterte ich. » Rio ist weggelaufen. Wir müssen sie finden … «
    Dad starrte Pietr an.
    Dr. Jones kam auf mich zu. Pietr hielt mich fest, legte sein Kinn auf meine Schulter und zog mich ganz eng an sich.
    » Wir mussten feststellen, dass bei deinen wöchentlichen Therapiestunden keine ausreichenden Fortschritte erzielt werden konnten. Deshalb wirst du nun in einer abgeschiedeneren Umgebung Gelegenheit zur Erholung erhalten. «
    » Eine … abgeschiedene Umgebung? «
    » Wir haben dir für eine Weile einen Therapieplatz in einer Klinik besorgt « , erklärte Dr. Jones und lächelte.
    » Klinik? « , wiederholte ich ungläubig. » Ein Irrenhaus? Nein « , protestierte ich und schrie laut: » Nein, nein, nein! «
    Pietr hielt mich noch fester. » Ich werde das nicht zulassen, Jess. Das verspreche ich. «
    Ich packte seinen Arm und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. » Bitte « , flüsterte ich. » Poschalusta … «
    Aus seinem Bauch drang ein leises Knurren, das langsam in seine Brust abschwoll. » Rührt sie nicht an. «
    Dr. Jones blickte Dad an.
    » Jessie … Wir wollen doch nur, dass es dir gut geht. Deine Ärztin hat mich davon überzeugt. Du brauchst einfach mehr Zeit, auch für die Therapie. Du weißt, dass sie nur das Beste für dich will … « Er rieb sich die Stirn. » Ich möchte, dass wir da an einem Strang ziehen. Pietr, lass sie los. «
    » Njet « , entgegnete er knapp. » Ihr nehmt sie nicht mit. Sie möchte dort nicht hin. «
    » Aber Junge « , meinte Dad verzweifelt.
    » Lass sie los « , mischte Wanda sich ein.
    » Njet « , blaffte er. Sein Atem brannte wie Feuer an meiner Schulter.
    » Sschhh « , machte Dr. Jones. » Ist schon gut. Das kommt öfter vor. Deshalb haben wir ja auch Hilfe mit dabei. «
    Wieder wurden Autotüren geöffnet und zwei weitere Paar Füße stampften heran.
    » Lass sie los « , wiederholte Dr. Jones betont ruhig.
    Vor uns ragte ein Berg von einem Mann auf, aus dem man gut drei Pietrs hätte machen können.
    Er war massig und mit Muskeln bepackt, dass es schien, als hätte er keinen Hals. Er hob die baumdicken Arme und ich sah innen am kräftigen Handgelenk kurz ein Tattoo aufblitzen. Die russische Mafia? Aber ein solches Tattoo hatte ich noch nie gesehen – es sah eher aus wie ein einzelner fremdländischer Buchstabe.
    » Na los, Pietr « , meinte Wanda ungeduldig.
    Der andere Mann – er war noch größer – trat auf uns zu.
    Pietr musste den Kopf ins Genick legen, um dem Riesen in die Augen zu schauen. » Njet « , wiederholte er.
    Die beiden sahen sich an und stürzten los. Der Größere fiel wie ein Backsteingebäude über Pietr her und presste ihn zu Boden, der andere zog mich mit einem Ächzen aus seinen Armen.
    Wir streckten uns zueinander, berührten uns kurz an den Händen. » Augenzeugen « , raunte ich ihm zu, um ihn vor der Verwandlung zu warnen. Ich war entsetzt. Schockiert. Pietrs Miene war dabei noch finsterer als meine.
    Noch vor zehn Minuten hatten wir erwogen, meinem Dad die Wahrheit zu eröffnen. Gemeinsam. Aber jetzt?
    Pietr war außer sich und wand sich unter dem gewaltigen Mann hin und her. Dann gab er Ruhe. Er schien außer Atem, ließ mich aber keine Sekunde aus den
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