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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
Autoren: Shannon Delany
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ausschüttelte und wie Donner grollte. Er war ganz Schatten und List, er roch nach wilder weiter Steppe. Pietr trat auf Derek zu. Fort von mir.
    Hufe trommelten gegen Stalltüren und ich zog mich mit weichen Knien hoch und flüsterte beruhigend auf die Pferde ein. Ich arbeitete mich die ganze Stallzeile entlang, strich über ängstlich bebende Nüstern und hauchte ihnen so meinen vertrauten Atem ein. Meinen Geruch mussten sie spüren, mein Gesicht sehen.
    » Weißt du « , begann Derek, während er die Stallwand nach einer anderen Waffe abtastete. » Als euer Schöpfer von eurer Existenz erfuhr, war er entsetzt über das, was er da erschaffen hatte. Er wusste, dass er gescheitert war. So viel Grauen … Ungeheuer, Monster. Er jagte sie und löschte alle aus, die er aufstöbern konnte – schläferte sie ein wie Hunde « , spottete er. » Verwandte von euch, vermutlich. Das Regierungsprojekt, dem ihr entstammt, nahm ja von einem einzigen Dorf seinen Ausgang, weißt du? «
    Der Wolf schnaubte.
    » Ach. Das wusstest du auch nicht? Mist. Alle hüten sie Geheimnisse hier. Und alle erzählen Lügen. « Er sah mich an und sein Lachen jagte mir einen Schauer über den Rücken. » Nur zu – Bolkgorod – kannst du ja mal nachschlagen. Und lass dich nicht täuschen, wenn es heißt, der Ort sei von einer Lawine verschüttet worden. Das passierte erst, nachdem sie die Kinder hatten, die sie brauchten, und die Gefahr bestand, dass die Leichen der Eltern gefunden wurden. Auf einen Rutsch alle Spuren sauber verwischt. Das nenne ich russische Gründlichkeit. « Er schmunzelte. » Hey, Hundi. Du achtest doch immer auf die Zeit, nicht? «
    Der Wolf blinzelte. Unter dem dichten Fell spielten sprungbereit die Muskeln.
    » Die Zeit ist beinahe um! « , rief Derek und stürzte auf mich zu. Er schwang die Füße nach vorn und traf mich mit voller Wucht am Knie. Knirschend knickte es seitwärts ein … ich fiel unglücklich hin und schrie auf, das Gesicht tränenüberströmt. Mein Knie brannte wie Feuer. Derek stürmte zur hinteren Stalltür und verschwand.
    Pietr, noch immer Wolf, setze ihm kurz nach, stemmte aber in einer scharfen Kehrtwende die Krallen in den Boden, dass das Heu nur so hochwirbelte und jagte zu mir zurück.
    Ich konnte nur mit Mühe atmen und hielt mein Knie umklammert, während der Wolf meine Tränen ableckte und an meinem Hals schnüffelte. » Scheiße, Scheiße, Scheiße! « , schrie ich.
    Dann war aus dem Wolf wieder Pietr geworden, der die Nase in meinem Haar vergrub. Er tastete nach meinem Knie, die Augen immer auf die Türen gerichtet.
    Vorsichtig untersuchte er das verletzte Gelenk und prüfte die Beweglichkeit. » Böse verstaucht. «
    Ich war furchtbar wütend. Ich hatte ihn davon abgehalten, Derek unter Kontrolle zu bekommen. Vielleicht konnten sie ihn ja schnappen. Aber bitte nicht töten – nur kein Morden mehr. Ich blickte mich um. » Mist. Wir müssen Rio finden! « , fiel mir ein.
    Pietr beugte sich näher, schob einen Arm unter meinen Rücken und küsste mich. » Schhh. Sie soll sich erst beruhigen. Wir gehen sie gleich holen. « Ich öffnete meine Lippen und wollte, dass sein Geschmack, sein Duft und seine Berührung das Gift austilgten, das Derek in meinem Mund und meinem Bewusstsein zurückgelassen hatte.
    » Hose « , flüsterte ich. Er nickte und setzte mich auf einem Heuballen ab.
    Er war sofort zurück. Die Ereignisse des Tages brachen mit solcher Gewalt über mich herein, dass ich schluchzend zusammensackte. Pietr schlang die Arme um mich, zog mich auf seinen Schoß, wiegte mich ganz leicht und summte mir zur Beruhigung ins Ohr.
    » Jetzt bist du in Sicherheit « , versprach er. » Ich sorge dafür, dass sich Max und Alexi um Derek kümmern. Ich weiche dir nicht von der Seite. Deinem Vater wird nichts anderes übrig bleiben – und wenn ich ihm die Wahrheit sagen muss. « Er seufzte. » Mann, ist das alles kompliziert. «
    » Du sprichst schon wieder das Offensichtliche aus « , flüsterte ich und brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. Ich wollte nichts mehr hören, an nichts mehr denken – nur noch das Pochen seines Herzens, das ruhige Rauschen seines Atems. Nur noch ein, zwei Minuten friedlich in seinen Armen liegen, dann würden wir Rio suchen gehen. Und dann mussten wir meinem Vater gegenübertreten.
    Wir würden uns eine eigene Normalität erschaffen.
    Beide hörten wir den Wagen vorfahren. Türen wurden geöffnet, Schritte knirschten auf dem Kies und mahlten auf der festgetretenen
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